Cardada-Sottocresta

Den Aufstieg zum Cardada spule ich nicht das erste Mal ab. Etwas Anstrengung schadet nicht, trotz der vorhandenen Luftseilbahn. Zur Freude der Trailliebhaber, zaubert Hans noch eine Zusatzschlaufe mit zwei herrlich, flachen und flowigen Trails aus seinem Ärmel. Ok, ein paar Meter Laufarbeit waren auch die Konsequenz daraus.

Viel Fussvolk treffen wir erstaunlicherweise hier oben auf Cardada nicht an. Die Aussicht von der Plattform erstreckt sich über den Lago Maggiore, die nördlichen Tessinertäler bis zu den Walliser Alpen. Der Besuch lohnt sich.
Bereits verlassen wir die breiten Strassen und Wege. Für den ganzen Rest vom Tag werden die schmalen Pfade unser treuer Begleiter sein.
Einen gemütlichen Mittagshalt verbringen wir im vorderen Restaurant der Alpe Cardada. Der Ausblick von der Terrasse ist einfach fantastico.

Der hintere Teil der Alpe Cardada mit seinem Kreuz ist schnell erreicht. Auch hier wäre ein schnelles vorbeifahren eine Sünde. Als hätten wir nicht schon genug die Aussicht genossen. Nein, man kriegt einfach nie genug davon …

Irgend wann ist der Zeitpunkt gekommen, wo unüberhörbar die Sucht nach Trails ruft, egal wie gut die Aussicht ist.
Nichts wie los.
Zuerst führt der Pfad noch einigermassen harmlos dem Hang entlang, dann die ersten knackigen Stellen. Die Trails hier in der Region Locarno sind recht ruppig (mit Ausnahme der Bikepistenautobahn). Mir gefällt das. Jede Felsenpassage mit Absätzen und Kehren wird gemeistert. Flow wechselt sich ab mit anspruchsvollen Passagen. Der Weg hier ist definitiv nichts für Anfänger.
Die Alp Monti di Lego ist erreicht, kurz darauf auch gleich Sottocresta. Die Steinhäuser sind wunderschön renoviert, ein Grotto verführt die Besucher zum verweilen und die Kapelle thront auf der Anhöhe über der Alp. Nicht zu vergessen die herrliche Aussicht …
Hier war ich bestimmt nicht das letzte Mal.

Schweren Herzens verzichten wir auf den Grottobesuch und verlassen diesen schmucken Platz. Vor uns liegt noch der Rest der Abfahrt.
Jetzt geht es erst richtig zur Sache. Das Gefälle nimmt zu, die Steinbrocken und Absätze ebenso. Das sind die wahren Ticinotrails. Mein neues Bike wird auf Herz und Nieren geprüft. Genial so einen treuen Begleiter zu haben.

Wir sind kaum zu bremsen. Unterhalb Resa treffen wir auf eine Strasse. So nicht, ab in den Trail. Die uns bekannte Route führt oberhalb Brione sopra Minusio durch den Wald. Erst in Orselina treffen wir auf Asphalt. Die gelben Markierungen weisen den Weg. Ups, das ist wohl die falsche Route. Wir sind mitten im Kapellenweg der Madonna del Sasso. Gut hat es keine Leute. Mit Vollgas donnere ich über die unzähligen Treppen. Die kleineren Stufenkombinationen sind ideale Schanzen. Nichts wie weg hier.
(Bitte meidet diesen Weg!)

Wir rollen über den Bollensteinbelag der Piazza Grande in Locarno, steuern die verdiente Celateria an und geniessen so den Tourenabschluss am Lago.
So nahe liegt eine einsame, wilde, rauhe Gegend und das Flanieren mit sehen und gesehen werden beisammen (Insider: z.B. der hübsche Dalmatiner 😲).
Es ist immer wieder herrlich hier im Süden der Schweiz, einfach bella Ticino.

Schade sind unsere beiden Weekendtage bereits vorbei. Für mich zählt dieses Ticinowochenende mit den Kollegen der Gipfel(i)-Stürmer fest zum Jahresprogramm und zum ersten Saisonhöhepunkt. Gerne wieder.

Distanz: 38.6 km
Fahrzeit: 4:24 h
Höhenmeter: 1’470 hm
Bike: Liteville 301 Mk14

 

1 Gedanke zu „Cardada-Sottocresta“

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