Eine der bekanntesten Bikerouten im Wallis führt über den Saflischpass. Das sind fast 10 Jahre her, als ich diesen Übergang das letzte Mal befahren habe. Mit den Bildern von Sven war für mich klar, den Saflisch muss ich wieder unter die Stollen nehmen. Aber nicht in der Normalversion, sondern als Plusvariante.
Ich starte in Brig. Klar, ich möchte die Tour als ganze Runde aus eigener Kraft absolvieren. Die offizielle Bikeroute führt über Mörel, Grengiols, vorbei an schmucken Kapellen runter zur Römerbrücke und hinein ins Binntal. Die ersten Höhenmeter sind mehrheitlich auf Asphalt. Der Abschnitt vor und nach der Römerbrücke ist sehr schön, wie auch die alte Säumerstrasse Richtung Binn.
Bei Heiligkreuz habe ich bereits 800 hm in den Beinen. Jetzt noch der endlose Saflisch und die Plus-Schlaufe. Ich lasse es locker angehen.
Vielleicht ist das die schönste Jahreszeit um diesen Pass zu überqueren. Im Aufstieg durchfahre ich die herrlichen, goldigen Lärchenwälder. Echt ein Traum. Die Naturstrasse ist sehr angenehm zu fahren. Aber die Höhenmeter wollen nicht mehr enden, der Pass muss verdient werden. Irgend wann wechselt es auf einen Trail, das Finale vor dem Pass.
Auf dem Saflisch bin ich nicht alleine. Ich ziehe an der Gruppe vorbei, schliesslich warten noch die zusätzlichen Höhenmeter auf mich.
Die Abzweigung ist unscheinbar und nicht markiert. Das Bike kommt sogleich auf die Schultern. Die 300 zusätzlichen Höhenmeter durch das steile Gelände zerren nochmals ordentlich an den Kraftreserven.
Auf 2’738 m.ü.M stehe ich neben dem metallenen Gipfelkreuz. Wow … Ich mache meine verdiente Pause und geniesse die Sicht über Brig, die 4’000er Berge, die Gletscher … Genial.
Weiter unten kann ich bereits meinen zweiten Gipfel erblicken. Der Weg ist nur sehr schwer zu finden. Ich folge ein paar Fussspuren abwärts. Nun stehe ich im rutschigen, steilen Hang im Niemandsland. Sch…
Ich hätte nur auf dem Grat bleiben sollen. Dort durch die Felsen führt der Pfad. Schliesslich muss ich ein Felsband unten durchqueren und auf der anderen Seite die verlorenen Höhenmeter wieder gutmachen.
Der kleinere Gipfel befindet sich auf 2’657 m.ü.M. Aller Ärger ist verflogen. Hier beim hölzernen Gipfelkreuz ist die Sicht auf Brig noch schöner. Es gibt nochmals eine Pause. Einfach weiterfahren wäre hier eine grosse Sünde.
Jetzt ab in die Abfahrt, runter nach Brig. Beim ersten Abzweiger könnte ich nach Rosswald düsen. Nein, die Normalstrecke aller Biker muss nicht sein. Ich suche den Pfad über die Alpwiese, fahre durch Heidelbeerbüsche und gelange langsam wieder in die goldigen Lärchen. Die Abfahrt ist nicht viel begangen und richtig ursprünglich, genau richtig für mich. Genial.
Ein paar Asphaltmeter kann ich nicht vermeiden. Zum Schluss noch tolle Spitzkehren bis der Talboden erreicht ist.
Die heutigen Höhenmeter hinterlassen sehr schwere Beine. Aber es hat sich gelohnt. Der Saflischpass ist immer schön. In meiner Plusvariante mit doppeltem Gipfelglück erst recht. Das war ein genialer, goldiger Herbsttag.
Distanz: 56.3 km
Fahrzeit: 5:52 h
Höhenmeter: 2’463 hm
Bike: Liteville 301 Mk11
Toll dein Bericht…besonders an einem Tag wie heute, wo es draussen vom Himmel kübelt….
Ganz vereckt!!! Da muss ich unbedingt mal wieder hin! Der Saflisch ist einfach immer wieder schön. Ich würde es dann aber glaub bei der klassischen Variante sein lassen mit Zugfahrt bis Fiesch :-).
Rotscher, toll. Aber bitte nimm ein Stativ oder solch einen Gorillapod mit und schiesse Fahrbilder. Ich weiss, wie zusätzlich anstrengend das zwar ist, aber es lohnt sich. Ansonsten Respekt vor der Uphillleistung. Und was für ein Wetter …
Der Michi
Hallo Michi. Ja, das ist effektiv so. Tolle Fahrbilder fehlen oft in meinen Beiträgen. Ich nehme es mir zu Herzen und packe in Zukunft den Gorilla in den Rucksack … und plane mir natürlich etwas mehr Zeit ein 😉
mit deinen zusatz-höhenmetern ist’s ja schon fast ne plusplus-variante, könnte man mit dem Breithorn dann noch zu plusplusplus steigern *g*
Respekt – diese Variante mit den zwei Hörnern sieht verlockend aus…
Rotscher, Du musst einfach immer jemanden mitnehmen, der die Fotos schiesst ;o)
Das sind doch mal Tourdaten nach meinem Geschmack 😉 Einfach unbeschreiblich schön die Landschaft, schöner Bericht und tolle Fotos, vielen Dank.