Egginerjoch

Endlich, endlich in den Bergen. Dieser Sommer geht wohl wieder im negativen Sinne in die Bikestatistik ein. September, und ich war noch nie richtig in den Alpen unterwegs, dort wo es kaum eine Vegetation gibt.
Mein Plan war das Unterwallis beim Grossen St.Bernhard. Aber Pläne kann man ändern, wenn man weiss, dass Sven in Saas Fee auf dem Bike sitzt. Alles klar, ich komme. Die Touren mit Sven sind immer genial. Wir ticken gleich, fühlen gleich, wenn es ums Biken geht 🙂

Viel muss ich zum heutigen Abenteuer nicht beitragen, aussen JA zu sagen. Klar, ich bin immer bei seinen Abenteuern dabei, egal wieviel das Bike rollt oder auf den Schultern ruht 😀

Fakt 1: Die Bahnen am Seil nehmen uns Biker nicht mit. Fakt 2: Das Skigebiet von Saas Fee ist … im Sommer grässlich, wie fast jedes grosse Skigebiet in dieser Höhe.
Die Steinwüsten sind planiert. Vor uns donnert ein grosser Kipper vorbei. Bagger sind auf über 2000 Metern am Werk. Alles wird für den Wintertourismus perfekt hergerichtet, kein Stein bleibt auf dem Anderen. Einzige Augenweide sind die kahlen Felsen, die früher mit Gletschereis überzogen waren.
Die Mittelstation, zum vergessen, mitten in der präparierten Natur. Dafür ist der Felskinn faszinierend. Die Luftseilbahnstation wurde zuoberst auf den Felszapfen gebaut. Schon krass was wir für Ideen umsetzen.
Endlich verlassen wir langsam die Skipisten. Der Pass ist vor uns.

Geschafft, das Egginerjoch erreicht. Der Blick auf die andere Seite ist WOW. So muss die Bergwelt sein. Steine in allen Farben und Formen, Seen, Bäche … mein Herz schlägt höher. So schön kann die Natur sein.
Einziger Wermutstropfen ist, dass das Joch die 3000er Grenze nicht ganz schafft. Ok, jetzt eine kurze Lunchpause. Aber dann muss es sein. Sven, ich erklimme noch diese Erhöhung, laufe mit dem Bike zur Skiliftstation. Ja, knapp über 3000 Meter 😀 … das musste einfach noch sein, auch wenn es nur Zahlen sind. Sven weiss genau, dass er die magische Marke diese Saison noch klar übertrumpfen wird und bleibt unten.

Unter unseren Stollen das denzent graue Steinmaterial, neben uns die rot-braunen Felsbrocken. Und der Pfad erste Sahne … einfach genial. Das ist der Lohn für unseren Aufstieg, der fast gänzlich zu Fuss absolviert werden musste.

Unter uns Bergssen, einer kitschig Türkisblau, der Andere unscheinbar Dunkelblau. Viel Wasserläufe und unendliche Mengen von Steinen. In der Ferne die SAC Britanniahütte. Der blau-weisse Wanderweg passt zu uns, ist aber super fahrbar und ein wahrer Genuss.

Ein kurzer Gegenanstieg, dann eine unfahrbare Sektion. Klar, ich erblicke eine Alternative. Über weglose Steine testen wir unser Können … und weiter auf der offiziellen Route. Später sehen wir, dass es eine zweite Strecke gegeben hätte. Aber man kommt damit nicht an den tollen Bergseen vorbei.
Langsam tauchen Grashalme auf, es wird grüner. Dann stehen wir vor dem Abgrund. Aha, ein Pfad ist vorhanden, aber kaum was fahrbar. Egal, wir schultern das Bike. Leider gehen somit einige Höhenmeter verloren und macht die Tour nicht als Empfehlung. Kein Problem, wir müssen uns immer im Klaren sein, wir sind auf Entdeckungstour und nicht auf einer Touristen-Standardbiketour, wenn möglich noch E-Bike tauglich. Die Berge zu entdecken und geniale Trailabschnitte ins Herz zu schliessen, den Tag zu geniessen und die Sonne im Gesicht zu haben, ist das Wichtigste.

Weiter unten düsen wir Saas-Allmagell entgegen und genehmigen uns noch ein Bierchen … ok, zwei Bierchen 😆

Unsere Alpen sind einfach herrlich. Erst recht, wenn man mit dem Bike versucht, alle Ecken davon unter die Räder zu nehmen. Sven, es war wieder super. Für mich totales Neuland rund um Saas-Fee. Und das Verlassen der Vegetation ist immer ein Highlight.

Distanz: 21.1 km
Höhenmeter: 1’342 hm (fast alles schieben/tragen)
Downhillmeter: 1’671 dm
Bahnunterstützung: Postauto Saas Grund – Saas Fee
Bike: Liteville 301 Mk14

2 Gedanken zu „Egginerjoch“

  1. Cool, dass du so spontan deine Pläne vom Grossen St.Bernhard ins Saastal verlegt hast, denn mit Dir machen solch experimentellen Abenteuer immer besonders Spass. Ja, wir ticken da im Gleichschritt, oft mit dem Bike auf dem Buckel und ein schöner Tag in den Bergen ist uns wichtiger, als möglichst viele Trail-Kilometer abzuspulen.

    Immerhin baggerten sie da nur in der Steinwüste herum und nicht wie ein Tal nebendran am Gletschereis, aber nachhaltig ist bestimmt beides nicht. Zum Glück ist die Südostseite des Joches noch naturbelassen und zeigt uns, wie schön Hochgebirgslandschaften sein können, auch wenn sich das Gletschereis zurückgezogen hat.

    Hehe, es war ja nicht so, dass ich damals schon wusste, dass ich die magische Grenze noch klar übertrumpfen werden. Ich war einfach erledigt, hatte keine Puste mehr und es grenzte schon an ein Wunder, dass ich es überhaupt bis zum Joch geschafft habe, Weinbegleitung sei dank *g*

    Freue mich schon auf nächsten Sommer, dann könne wir ja den Grossen St.Bernhard nachholen 😉

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  2. Ihr seid zwei „verrückte“ (im positiven) Biker! Eine Alpintour, soviele hm das Bike hochtragen, schieben!
    Da ich aber auch oft in den Bergen unterwegs bin, allerdings zu Fuss ;-), kann ich eure Tour nachvollziehen!
    Die fast unbeschreiblichen fantastische Gefühle kenne, wenn ich oben auf dem hohen Gipfel tief atmend stehe vor dir die unendliche Weite und das pure Glück spüre! Ich spüre meinen Körper, ich spüre meine Freiheit, ich spüre eine grosse Dankbarkeit, einfach wundervolle Glücksgefühle!

    Gratuliere euch, super wie ihr die Alpintour bewältigt habt!

    Liebe Grüsse Hanny

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