Insel Elba – Umrundung Monte Capanne

Während dieser Ferienwoche habe ich eine richtige Tagestour unternommen. Beim Kartenstudium hat mich die Umrundung des höchsten Berges Elbas nicht in Ruhe gelassen. Nach meinen ersten Erfahrungen der Elba-Trails war mir bewusst, das wird wahrscheinlich eine Tour am Limit was die Fahrbarkeit anbelangt. Aber wenn ich mir mal etwas in den Kopf gesetzt habe, so geht es nicht mehr raus.
Das Abenteuer kann beginnen.

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Von Cavoli starte ich der Strasse entlang bis Sant’Ilario in Campo. Dem kleinen Dorf fahre ich links vorbei. Kurz danach steigt ebenfalls links ein Strässchen steil den Hang hoch.

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Schon bald welchselt die Strasse sein Gesicht. Meine Reifen krallen sich auf der teils stark ausgewaschenen Sandpiste fest.

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Der Himmel ist noch etwas verhangen. Vor allem um den Monte Capanne steifen Wolken und verhüllen ihn.

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Die Sandpiste ist mit genügend Kraft in den Oberschenkeln gut fahrbar. Nach den 430 Höhenmetern erreiche ich den Monte Perone auf 630 m.ü.M.

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Auf den Perone führt auch eine Asphaltstrasse. Aber die Sandpiste ist viel, viel schöner.
Der Strasse muss ich nun ein paar Meter auf der anderen Seite abwärts folgen. Nach der ersten Kehre zweigt rechts der Wanderweg Nr. 15 ab. Die Markierung ist gesichtet, das Bike in die richtige Richtung gesteuert und schon freue ich mich auf den ersten Downhill. Jetzt Vollgas voraus. Sch….., die Bremsen bringen mich fast zum Stillstand. Der Weg wäre echt Klasse, aber die Wildschweine haben diesen übel zugerichtet.

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Ich zirkle durch die tiefen Sauenlöcher. Schade, diese Vierbeiner sind ein Ärgerniss.
Weiter unten versperrt mir dann viel Gehölz den Weg.

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Unten durch und weiter. Der untere Teil wird dann immer besser. Der Boden ist mehr steinig. Somit haben die Wildschweine hier keine Freude mehr am Umgraben.
Ich erreiche Mad. Buonconsiglio und gelange auf die Strasse. Auf dem Asphalt rolle ich Richtung Poggio. Links nehme ich noch einen wunderschönen Trail mit, bevor das schöne Dorf in Sichtweite kommt. Ein kurzer Besuch in den hübschen Gassen lasse ich mir nicht nehmen.

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Im Dorf treffe ich noch zwei schweizer Biker und plaudere ein paar Worte. Meine Fortsetzung nehme ich dann wieder allein in Angriff. Auf der Asphaltstrasse sind nur wenige Meter abzuspuhlen. Dann zweigt links eine Naturstrasse ab. Diese steigt ordentlich an und bringt mich bis zu den heiligen Mauern von Romitorio di S. Cerbone. Schon wieder sind seit Pioggo 200 Höhenmeter mehr auf dem Tacho.

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Hier treffe ich ein deutsches Bikerpaar. Selbstverständlich wird auch mit diesen ein paar Worte gewechselt bevor es weiter geht. Die Abfahrtsfreude währt aber nicht lange. Ich gelange zu diesem Abzweiger.

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Bis hier her war alles ganz ok zum biken. Aber jetzt wird das Abenteuer beginnen. Mein Ziel ist der La Tavola, der wohl höchste Punkt auf Elba, der mit dem Bike machbar ist. Allen Durchschnittsbikern empfehle ich hier weiter nach Marciana zu fahren. Der weitere Verlauf meiner Route ist nur sehr guten Bikern zu empfehlen!
Ich schlage also den Weg Nr. 6 ein. Er ist die direkte Verbindung auf dem Weg nach oben. Die ersten Meter sind noch gut fahrbar, dann folgen ein paar trickreiche Meter und dann ist fertig Lustig.

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Diese wilden Sauen waren auch hier gröber am Werk.
Weiter oben gelange ich auf den Weg Nr. 28. Dieser ist Bestandteil der grossen Elba-Transversale (GTE). Nach einem weiteren Schiebestück breitet sich vor mir ein flowiger Höhenweg aus.

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Genial, das macht richtig Spass. Fast vom Sattel hat mich lediglich an einem Ort der extreme Gestank gehoben. Das war echt krass, es hat richtig nach stinkigen Wildschweinen gerochen. Ich hätte wetten können, dass diese sich in unmittelbarer Nähe in den dichten Büschen gemütlich gemacht haben. Schnell weiter. Eine unliebsame Begegnung wollte ich nicht herausfordern.
Bereits stehe ich am nächsten Abzweiger.

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Hier wäre die letzt Möglichkeit die Vernunft walten zu lassen. Nichts zu machen. Mein Wille ist zu gross. Auf dem Wegweiser steht die Nr. 10. Nach ein paar Metern zeigt sich die Wahrheit.

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Ohne einen Gedanken zu verlieren schultere ich mein Bike. Mit schieben hat man keine Chance. Hier gibt es nur das Schultern. Es zeigt sich auch keine Möglichkeit ein paar Meter zu fahren. Spätestens hier muss jedem klar sein wie mühsam es aufwärts geht und wie wahrscheinlich auf der anderen Seite der Weg runter führt. Ich mache mir keine Hoffnung auf flowige Trails. Trotzdem fühle ich mich super und freue mich auf die Herausforderung.

La Stretta auf 806 m.ü.M ist erreicht. Hier erblicke ich das erste Mal wieder auf die Südseite der Insel. Ein sehr schöner Platz mit super Aussicht auf beide Seiten und einem wunderschönen Stein-Kunstwerk.

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Blick nach Nordosten auf Marciana Marina.

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Blick nach Südwesten.

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Nach meiner kleinen Mittagspause suche ich den Downhill. Nichts zu finden. Ratlos zücke ich nochmals die Karte. Nein, das darf nicht wahr sein. Da war ich doch überzeugt schon oben zu sein. Aber über 100 Höhenmeter stehen noch vor mir.
Nochmals wird das Bike auf die Schulter geschwungen. An fahren ist auch in diesem Abschnitt nicht zu denken.

Geschafft! La Tavola auf 936 m.ü.M.

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Dieser Berg kann nur mit gesamthaft über einer Stunde Fussmarsch erreicht werden. Und ich kann es euch verraten. Wer sein Bike nicht sehr gut beherrscht, läuft den grössten Teil auf der anderen Seite wieder runter.

Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit. Über 900 Downhillmeter bis zum Meer. Alles Trail. Wenn das keine Ansage ist.
Sattel runter und go. Ich war gefasst und habe es geahnt. Die Steinbrocken stellen sich haufenweise in den Weg. Im Schritttempo komme ich vorwärts. Oft muss das Hinterrad um die Steine versetzt werden, Stufen sind zu überwinden und das Gelände ist steil. Kein Meter wie der andere. Herrlich, ich könnte schreien. Das wird der Ferienhöhepunkt. Ein paar Mal muss ich den Fuss absetzen. 2 oder 3 Passagen hat es auch, die nicht fahrbar sind. Diese sind aber nur einige Meter wo ich über die Felsen klettern muss. Dann geht der Techniktrail weiter.
Im obern Teil hat es nur diese eine flache Stelle.

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Halbzeit. Ich erreiche diese Verzweigung.

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Ich folge der Nr. 4 weiter abwärts. Dieser zweite Abschnitt hat etwas weniger Zähne. Steinig bleibt es immer bis ans Meer runter. Aber die Geschwindigkeit erhöht sich langsam ein wenig.
Zwischendrin erfreut mich noch dieser kurze Sandtrail. Meine Bikespuren im Sand, welch ein Anblick.

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Begleitet werde ich immer vom Blick auf das Meer.

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Diese Südseite ist übrigens kaum mehr bewaldet. Der Trail führt alles durch die Maggia mit Büschen und Kräutern.
Ich schaffe es kaum noch anzuhalten. Das Trailfieber hat mich voll gepackt. Jetzt geht es über einen riesigen, flachen Felsen. Dann wird der Weg fast wie ein Schmugglerpfad. Mit grossen Steinen wurde ein super Weg gebaut. Dennoch ist Vorsicht geboten. Die Federelemente sind gefordert. Die Schläge sind enorm. Ein Baumarktbike wäre mir sicher schon lange zerbrochen. Ich geniesse diese Rauheit des Trails.

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Jetzt kommen noch einige Kehren dazu. Der Trail entfacht ein grandioses Finale.

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Im untern Teil hat es, wie ich mich erinnern mag, nur eine Laufpassage. Ansonsten ist er einfach genial.
Die Kakteen zeigen mir die Meeresnähe.

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Das Dorf Pomonte ist sichtbar. Dann spukt mich der steinige Trail direkt bei den ersten Häusern aus. Vor mir stehen zwei einheimische Frauen, die mich die letzen Meter beobachtet haben. Sie können sich die Begeisterung nicht verkneifen. Wohl sehen sie nicht viele Biker die hier runter kommen und sich diese Strapazen antun.

Pomonte.

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Ich kann es kaum fassen. Diese Überquerung war etwas vom genialsten was ich diese Saison gefahren bin. Da ist mancher Alpentrail ein Klacks dagegen. Wer hätte das gedacht von einer südlichen Insel.

Der Rückweg nach Cavoli ist grösstenteils auf der Asphaltstrasse. Ein kurzes Trailstück und ein Stück Naturstrasse bringen etwas Abwechslung. Vor allem geniesse ich aber das Glücksgefühl und den Meeresduft.

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Zufrieden erreiche ich Cavoli. Das Bike stelle ich dankend zur Seite, schlüpfe in die Badehose und …   … Sprung, spritz, herrlich! Bin ich ein Glückspilz.

Fahrzeit: 4:29 h
Distanz: 38.6 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 8.6 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 52.6 km/h
Höhenmeter: 1’460 hm
Bike: Liteville 301

 

4 Gedanken zu „Insel Elba – Umrundung Monte Capanne“

  1. Hi Rotscher!

    Super Bericht – Danke!

    Ich möchte nxte Woche zw. Le Calanche u. Mt. Capanne, dh auf der anderen Seite des Valle di Pomonte, wo du runter bist, versuchen runter nach Pomonte zu kommen! Kannst du als Ortskundiger beurteilen, ob das fahrbar ist?

    Danke und Gruß,
    Kay

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    • Hallo Kay. Der Capanne ist halt schon sehr steinig und felsig. Ganz oben musst du also mit allem rechnen. Aber ich war nie ganz auf dem Gipfel. Ich kenne nur die Abfahrt vom M. Maolo Richtung M. Perone. Dort ist es gut zum fahren. Ich habe irgend wo mal ein Filmchen gesehen wo sie mit der Bahn hinauf auf dem Capanne sind und auch dort runter wo du möchtest. Dann sind sie den Kretenweg gefahren bis Cavo. Diese Tour muss super sein. Es ist entlang vom „Grande Transversata Elbana“.
      Viel Spass auf Elba! 🙂

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      • Vom Capanne direkt gibts 100% nix fahrbares. Aber der Sattel zw. Capanne u Le Calanche schaut gut aus. Ich glaub ums probieren komm ich nicht herum;) ..is nirgends beschrieben dass ins Valle di Pomonte jemand runter ist. Von einem Italienischem XCler hab ich gelesen, dass er vom Sattel bis zum Mt Cenno hinunter geschoben/getragen hat. Aber vom Satellitenbild schauen min. 80% fahrbar aus! I glaub i werd mir das anschauen müssen;)

        Gruß,
        Kay

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  2. Dei Bikeblog ist toll-Kompliment!
    Bin die Abfahrt nach Pomonte auch schon gefahren-einmal mit dem Hardtail…
    Bin fast jeden Herbst ein paar Tage auf Elba und entdecke immer mal wieder was Tolles 🙂

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