ein sehr langer Tag – die Rothornumrundung

Wie es so ist, Anfang Saison gibt es eine grosse Liste mit Touren die man unter die Räder nehmen möchte. Die Umrundung vom Parpaner Rothorn ist eine dieser Abenteuer auf der Liste von Hans. Da habe ich mich riesig gefreut, dass er mich zu dieser Tour eingeladen hat.
Gesagt, getan. So haben wir den ersten, akzeptablen Tag der möglichen Woche ins Auge gefasst. Der Montag könnte nicht schlecht sein. Gut, ab ins Bündnerland.

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Der Wecker klingelt. Die Zeiger stehen auf Viertel nach Vier Uhr am Morgen. Was macht man nicht alles für einen tollen Tag. Kurz etwas zwischen die Zähne, dann alle Utensilien ins Auto geladen und los geht es.
Im St.Galler Rheintal regnet es. Oh nein, hoffentlich ist das nur von kurzer Dauer. Und tatsächlich, kaum biege ich auf der Autobahn bei Sargans Richtung Chur ab, sind die Strassen wieder trocken.
Ich erreiche die Alpenhauptstadt. Alles scheint noch sehr verschlafen zu sein. Treffpunkt ist der Postautobahnhof. Um 07:15 Uhr fährt unser gelber Shuttle.

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Das Postauto führt uns hinauf bis Valbella. Der Himmel ist noch sehr verhangen und die Berggipgel dadurch nicht sichtbar. Trotzdem starten wir zuversichtlich in die Tour.
Die ersten Meter führen uns hinab nach Lenzerheide. Still liegt der schöne See in der Landschaft.

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Bereits beglücken uns die ersten Singletrails. Richtig flowig und ideal zum Einfahren. Der Weg führt nach Lantsch und weiter bis Brienz. Der nächste Weg ist ziemlich verwachsen und zeigt uns ein wilderes Gesicht.

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Der tiefste Punkt mit gut 1’000 m.ü.M ist erreicht. Das ist zugleich der Beginn eines langen Aufstiegs. Vor uns stehen etwa 1’500 Höhenmeter. Wir erledigen uns der Jacke und pedalen auf der Asphaltstrasse bis zum Dorf Alvaneu.
Jetzt geht es richtig zur Sache. Das Strässchen ist sehr steil. Oberhalb des Dorfes wechseln wir auf eine Kiesstrasse. Etwas später wird der Weg dann angenehmer.

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Zwischendurch lichten sich die Nebelschwaden etwas auf und lassen die Sonne erahnen. Die Stimmung mit den Wolken und dem Nebel ist sehr schön. Für den Aufstieg sind wir zudem froh, nicht unter der brütenden Sonne fahren zu müssen.
Wir lassen den Wald hinter uns und begegnen einer saftigen Alpwiese die uns nach Aclas Davora bringt.

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Ein paar flache Meter nach Aclas Davains sind eine willkommene Abwechslung bevor es wieder aufwärts geht. Meter um Meter steigen wir in die Höhe.

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Zwischendurch bleibt Zeit die wünderschöne Natur zu geniessen. Je nach Höhe sind es ganz unterschiedliche Blumen. Weiter unten welche in den Alpwiesen, oben zwischen den Steinen.

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Einsam kämpfen wir uns den Berg hoch. Wir scheinen die einzigen Unternehmungslustigen zu sein. Na gut, es ist auch Montag. Da sind nur noch ein paar Kühe die das letzte Lebenszeichen der Zivilisation geben.

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Ab jetzt sind wir weit weg vom geschäftigen Leben. Es begrüssen uns die Freiheit, die Berge und die Sonne. Ein herrlicher Montag.

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Die Alp da la Creusch auf 2’270 m.ü.M ist erreicht.

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Trotz dem Kreuz ist es noch nicht der Gipfel. Jetzt wartet der anstrengendere Teil auf uns. Die Kiesstrasse ist zu Ende. Das Bike müssen wir ein paar Meter eine Alpwiese hochschieben. Der Weg ist nur schlecht zu finden. Dafür erfreut uns danach ein toller Trail.

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Die Freude ist aber von kurzer Dauer. Schon wieder endet der Weg in einer Alpwiese. Das GPS zeigt uns zuverlässig den steilen Weg.

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Die fahrbaren Passagen werden immer spärlicher. Was wir Biker uns da nicht alles antun. Schnell schweifen die Gedanken aber wieder weg zum bevorstehenden Gipfelglück und dem hoffentlich tollen Downhill.
Der Passübergang ist bereits in Sichtweite. Jetzt gibt es kein zurück mehr, obwohl die letzen Meter immer steiler werden.

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Geschafft!
Ein unbeschreibliches Gefühl durchdringt unsere Körper. Wir stehen auf der Furcletta auf 2’573 m.ü.M.

Furcletta-9.7.12

Die Bergwelt ist fantastisch. Vor uns öffnet sich ein neues Tal, das Welschtobel. Das wird unsere Abfahrt.

Nach einer kurzen Pause tasten wir uns mit den Bikes vorsichtig den Kieshang runter. Oben ist der Weg sehr steinig. Schon bald erreichen wir die erste Ebene mit der nahe gelegenen Ramozhütte.

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Vor uns liegt nochmals ein technisch anspruchsvolles Teilstück. Der Weg gleicht eher einer Schutthalde und macht das Steuern unserer Bikes schwierig.
Was danach folgt ist aber ein wahrer Traum. Das einsame und langgezogene Tal zeigt sich von seiner schönsten Seite.

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Wie auf Knopfdruck erhöht sich das Tempo. Die Mundwinkel zeigen immer weiter nach oben. Wir überqueren den Bach und düsen dem Hang entlang. Es fühlt sich an, als würde ich ein paar Zentimeter über dem Boden schweben. Ein paar scharfe Kurven zerren mich aus dem Traum. Dann versinken wir wieder im Trailfieber.

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Spätestens als wir auf den Kiesweg vor Arosa gelangen, ist mir wieder bewusst, wie ich mein Hobby liebe. Das ist Biken von seiner schönsten Seite.

Die Asphaltstrasse bringt uns in die Zivilisation von Arosa zurück.

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Schon ganz hungrig steuern wir die Hörnlibahn an. Diese Höhenmeter hinauf zur Hörnlihütte sparen wir uns. Die Fahrt mit der Gondel kostet mit Bike CHF 13.- und ist sogleich eine Tageskarte. Einzelfahrten gibt es hier im Sommer für Biker nicht. Merkwürdige Philosophie hier in Arosa.
In der Hörnlihütte auf 2’513 m.ü.M verpassen wir eine warme Mahlzeit um eine Viertelstunde. Da gibt es auch für uns ausgehungerten Biker keine Ausnahme.
Mit einem Sandwitch und eher negativen Erlebnissen im Bauch, verlassen wir die Region Arosa. Über ein paar Schneefelder kämpfen wir uns Richtung Urdenfürggli.
Ein Blick zurück zur Hörnlihütte.

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Die Anstiege werden immer mühsamer. Wir spüren gut unsere geleisteten Taten in den Beinen.
Auf 2’546 m.ü.M liegt das Urdenfürggli.

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Auch hier sind die ersten Abfahrtsmeter sehr steinig und fordern einiges an Fahrgeschick. Dann gelangen wir auf besseres Terrain, was uns auch schneller voran bringt.

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Der Nachmittag vergeht wie im Fluge. Unter uns ist der Heidseee zu sehen. Ab der Mittalstation düsen wir den Freeridetrail runter. Dies aber nicht bis zur Talstation. Weiter oben biegen wir rechts ab und halten uns Richtung Parpan.
Ein flaches Stück wechselt sich mit einem moderaten Anstieg ab. Fast aus blauem Himmel fallen einige Tropfen. Dies kann uns nicht aus der Ruhe bringen. Vor uns liegen nochmals einige Downhillmeter.
Wir biegen links ab. Das Finale heisst Fanüllatobel. Ein super Trail bis Passugg, dann nochmals weiter bis wir die Strasse ganz unten erreichen. Jetzt trennen uns nur noch ein paar flache Asphaltmeter von Chur.

Meine Uhr zeigt halb Sieben. Leider müssen wir uns ohne verdientes Bierchen voneinander verabschieden. Ich pedale zum Auto, verstaue alles darin und begebe mich um Sieben Uhr auf den Heimweg. Kurz vor Neun Uhr am Abend treffe ich zu Hause ein.
Wow, war das ein sehr langer Tag.
Es war aber ein unvergessliches Erlebniss. Ein phantastischer Biketag in den Bergen. Solche Montage sollte es öfter geben.

Danke an Hans für die gemeinsame Tour. Das hat riesig Spass gemacht.
Viva la Grischa 😉

Distanz: 70.1 km
Fahrzeit: 7:02 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10.0 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 61.6 km/h
Höhenmeter: 2’055 hm
Downhillmeter: 3’661 dm
Bike: Liteville 301

 

3 Gedanken zu „ein sehr langer Tag – die Rothornumrundung“

  1. Hier eine aktuelle Info zur Situation der Hörnlibahn von Arosa und dem Biketransport (Stand Sommer 2013):

    Eingeschränkte Bike- und Trottinett-Transporte

    Ab dem Sonntag, 25. August 2013 werden jeweils am Sonntag Bikes mit dem Hörnli-Express transportiert. Bitte beachten Sie, dass der Freeride-Trail am Hörnli bis auf Weiteres geschlossen bleibt, da aktuell Bauarbeiten diesen Weg behindern und ein Sicherheitsrisiko darstellen.
    Auch mit der Weisshorngondel werden aktuell Bikes und Trottinetts nur am Sonntag transportiert (nur LAW 1. Sektion).

    Die Bike- und Wanderwege sind ein Ort der Begegnung und werden von Wanderer sowohl als auch von Biker benutzt. Wir bitten deshalb um gegenseitige Rücksichtnahme, um Unfälle zu verhindern.

    Der Grund für diese Einschränkungen liegt in den Bauarbeiten auf dem Hörnli für die Verbin-dungsbahn Arosa Lenzerheide. Der Bau der Verbindungsbahn und die Sicherheit der Gäste haben absolute Priorität. Die schwierigen Wetterverhältnisse der vergangenen Wochen haben zu Verzögerungen in der Bautätigkeit geführt, so dass die Arlenwaldstrasse weiterhin für den Werkverkehr genutzt werden muss und rund um den Hörnli-Gipfel die Platzverhältnisse dermassen eng sind, dass das umliegende Gelände grosszügig abgesperrt werden muss. Das dadurch entstehende erhöhte Unfallrisiko kann nicht eingegangen werden, aus diesem Grund haben die Arosa Bergbahnen entschieden, aus reinen Sicherheitsaspekten aktuell keine Bikes und Trottinetts zu transportieren.

    Die Trottinetts können aber neu mit dem Ortsbus bis zum Prätschli transportiert werden und von dort lässt es sich über die Prätschlistrasse ins Dorf herunter sausen. Weiter zu empfehlen ist die Trottinettstrecke via Stausee nach Litzirüti und von dort mit der RhB wieder retour nach Arosa (mit der Arosa Card kostenlos). Biker geniessen beispielsweise eine schöne Tour über die Ochsenalp oder zum Heimeli. Weitere Tipps sind hier ersichtlich.

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