Lawinenverbauung Goppenstein

Der „alte“ Lötschberg-Bahntunnel von Kandersteg nach Goppenstein ist sehr bekannt. Er wurde von 1906-1913 erbaut. Goppenstein war zur Zeit vom Tunnelbau ein riesiges Dorf mit bis zu 3’500 Einwohnern. Die meisten Gebäude wurden nach dem Bau wieder abgerissen. Heute ist Goppenstein kein Dorf mehr, und der Name steht vor allem für den Autoverlad, der jedoch erst 1950 in der heute bekannten Form eingeführt wurde.
Tagtäglich reisen unzählige Menschen durch diesen Tunnel, im Regionalzug oder via Autoverlad. Alle kennen Goppenstein. Aber nur ganz wenige sind sich bewusst, wieso sie überhaupt ohne Angst durch den engen Talschlitz reisen können.
Der Bau von diesem Tunnel war sicherlich eine Meisterleistung. Aber erst ein tragischer und verheerender Lawinenniedergang während dem Tunnelbau im Jahre 1908, mit vielen Toten, liess die Gefährlichkeit der Lage bewusst werden. Nach diesem Ereignis wurden im sehr steilen Gelände oberhalb Goppenstein gigantische Trockenmauern als Lawinenschutz erstellt. Später wurden diese Mauern zusätzlich mit Stahlrechen ergänzt.

Genau diese bauliche Versicherung von Goppenstein ist heute wieder einmal mein Ziel.
Von Eischoll düse ich ins Tal. Schöner kann ein Tag nicht starten. Von Gampel hinauf nach Jeizinen befördert mich die kleine Luftseilbahn. Diese Aufstiegshilfe nimmt mir nicht alle Strapazen ab. Denn jetzt wartet der Aufstieg zur Untere Feselalp, Stafel bis hinauf zum Heruhubel. Eine kleine Pause lohnt sich hier. Der Blick über das Tal ist herrlich.
Die Strecke zur Faldumalp ist vielen Bikern bekannt. Alle fahren an der entscheidenden Abzweigung vorbei. Ich gönne mir die zusätzlichen Höhenmeter durch die Lawinenverbauung. Um zum Horiläger zu gelangen, sind obendrauf noch einige Meter mit geschultertem Bike erforderlich. Das steinige Gelände wärmt sich durch die Sonneneinstrahlung wunderbar auf. Kein Wunder gedeihen hier die schönsten Blumen. Horiläger ist ein kleines Plateau mit unübertreffbarer Sicht ins Lötschental.
Ich lasse das Bike liegen und erklimme den ersten Gipfel (2’585 m.ü.M.) dieser Bergkette. Das Ausmass der Trockensteinmauern kommt erst jetzt so richtig zur Geltung. Einfach genial was die Menschen zu dieser Zeit in dieser Höhe gebaut haben. Wieviel tausend Tonnen Steine die aufeinander geschichtet haben.
Ja, und ganz unten, klein und unscheinbar, ist der Autoverlad von Goppenstein. Bestimmt werde ich bei jeder zukünftigen Durchfahrt mit sehr viel Ehrfurcht an die Meisterleistung hoch oben am Berg denken.

Ich liebe solche Plätze mit so viel Aussagekraft. Ich liebe aber auch was jetzt kommt. Jetzt kommt der Leckerbissen für mich als Biker. Aber Achtung. Dieser Ausflug zum Horiläger ist nur für wirklich versierte Biker zu empfehlen. Der Rest sollte die Entdeckung der Verbauungen lieber zu Fuss in Angriff zu nehmen.
Trail um Trail lassen mein Herz höher schlagen. Zurück in Jeizinen erkunde ich ein Stück neuer Pfad. Dieser ist zwar abenteuerlich, aber auch nicht ganz durchgehend fahrbar. Schlussendlich zünde ich das Schlussfeuerwerk bis in den Talgrund.
Die letzten Höhenmeter hinauf nach Eischoll bringe ich wieder schwebend hinter mich.

Was für ein Tag. Ein toller Biketag, gewürzt mit überwältigenden Eindrücken und einer vollen Dosis Trailfieber.

Die Bilder widme ich hauptsächlich dem Kunstwerk der Lawinenverbauung.

Distanz: 48.1 km
Fahrzeit: 4:48 h
Höhenmeter: 1’648 hm
Downhillmeter: 3’135 dm
Bike: Liteville 301 Mk11

 

2 Gedanken zu „Lawinenverbauung Goppenstein“

  1. Super Bericht, ich habe einmal im SRF einen Beitrag über die Instandsetzung dieser Mauern gesehen, aber die wahren Dimensionen der Mauern kommen in deinen Bildern hier noch viel besser rüber. Ich habe allgemein einen grossen Respekt davor, was die Generationen vor uns alles in den Bergen ohne die heutigen technischen Hilfsmittel gebaut haben.

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