Liteville H-3 Mk1

Seit die ersten vollgefederten Mountainbikes richtig in Serie gingen, fahre ich diese komfortablen Zweiräder. Mit anderen Worten ist es eine Ewigkeit her, als ich noch Hardtail gefahren bin. Ich kenne das Hardtail nur als Racebike und sogar mit Starrgabel. Oh ja, das waren noch Zeiten 😁.

Ich liebäugelte schon länger mit einem neuen Bike, als Ersatz für mein schwarzes Liteville 301 Mk8. Es soll anders sein als mein rotes 301 Mk11. Eventuell ein Hardtail? So hätte ich zwei ganz verschiedene Bikes zur Auswahl. Ich konnte mich jedoch lange nicht verlieben.

Die Bikeentwicklung überschlägt sich in letzter Zeit. Neue Radgrössen, fette Reifen …..
Zudem kündigte Liteville ein neues Hardtail an. Nicht dass ich nur auf diese Marke fixiert wäre, aber das Konzept überzeugt mich. Es ist genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. So schnell kann man sich verlieben.

Die meisten Hardtails sind immer noch Racebikes oder Tourenbikes. Liteville geht hier einen anderen Weg. Das H-3 soll ein Spassbike sein. Diesen Faden nehme ich auf und baue es mit Plusreifen auf. Das Gewicht ist für mich absolute Nebensache. Es muss ein Spassbike sein. Ein Bike für alle Trails und für jedes Gelände. Alles was ich mit dem Fully fahre, möchte ich auch mit dem Hardtail fahren können.

Die Wünsche sind vielseitig, die Hoffnungen gross. Im November 2016 habe ich endlich den Azurblau eloxierten Rahmen erhalten und das Bike zusammengeschraubt.
Ab auf die Hometrails. Im Dezember nehme ich es bereits zweimal mit ins Wallis wo es den Härtetest überstehen muss. Im Winter trotzt es dem Schnee oder quält sich durch den Schlamm. Im Frühling sitze ich immer noch auf dem Hardtail. In der Zwischenzeit sind auf dem Bike 2’700 km absolviert.

Das Fazit ist schnell erläutert. Mein Fully stand 5 Monate unbenutzt in der Werkstatt. Die anfänglichen Ängste, wieder auf ein Hardtail zu sitzen sind sehr rasch verfolgen. Das H-3 macht mächtig Spass. Ich bin richtig begeistert und zufrieden mit meinem neuen Gaul.

Was macht es für mich so gut? Ich finde die Kombi von Plusreifen und Hardtail genial. Es verleiht dem Bike mehr Grip und ein klein wenig Komfort. Der flache Lenkwinkel vom Liteville ist für ein Spassbike ein Muss. Die Geometrie ist so wie ich es haben möchte und liebe. Bis jetzt habe ich keinen Trail gefunden, den ich mit dem Fully fahre und mit dem Hardtail absteigen muss.

Aus dem ursprünglichen Gedanken vom Winterbike wurde eine vollwertige Ganzjahres-Alternative zum Fully. Aber unbedingt erwähnen möchte ich, dass es ein Hardtail ist und bleibt. Auch die Plusreifen machen kein Fully daraus. Auf den ruppigen Trails melden sich die massiven Schläge. Hier bleibt nur die Möglichkeit, die Geschwindigkeit einen Zacken zu drosseln. Es bleibt jedoch sehr stabil und kontrollierbar auf dem Trail. Und allgemein ist eine aktivere und präzisere Fahrweise gefordert. Man kann nicht wie beim Fully unkontrolliert über alles hinweg ballern.
Trotz Plusreifen wird das Hardtail fast zur Rakete. Jeder Zentimeter Pedaldruck wird zu 100% in Vortrieb umgesetzt. Und auch mit dem nicht leichten Aufbau ist Springen, Hüpfen und Spielen ein Spass.

Wo bleiben die negativen Punkte? Die gibt es kaum. Ein gewisser Kompromiss ist das tiefe Tretlager. Dies trägt zwar zu den tollen Downhilleigenschaften bei, mindert jedoch in gewissen Situationen den Uphillspass. Dies zum Beispiel bei grösseren Absätzen und Treppen wo das Kettenblatt oder die Pedalen aufsetzen. Ich bin nun mal einer, der auch gerne aufwärts möglichst alles fahren möchte.
Gewünscht hätte ich mir, dass der Rahmen kompatibel wäre für die Eightpins-Sattelstütze. Allenfalls wäre eine Kettenführung wie bei den anderen Litevilles auch nicht schlecht. Mein Rahmen zeigt an der Kettenstrebe schon starke Gebrauchtspuren.
Etwas zu kämpfen habe ich im Moment einzig mit Verwindungskräften am Hinterrad. Bei starkem seitlichem Druck schleift die Bremsscheibe kurzzeitig an den Belägen, trotz exakt mittiger Platzierung vom Bremssattel. Dem Problemchen werde ich sicher noch auf die Spur kommen.

Toll, wenn man zufrieden zurückblicken kann und weiss, den richtigen Kauf getätigt zu haben. Nun freue ich mich auf möglichst viele Stunden auf dem H-3.

Nähere Infos zum Aufbau findest du hier.

Anmerkung:
Beitrag und Bike sind nicht durch Liteville gesponsert. Es handelt sich hier um meine persönlichen Erfahrungen/Meinungen.

 

Spezielles zum Aufbau:

  • Die RockShox Reverb mit der Ölleitung ist nicht wirklich wintertauglich. Bei Minustemperaturen wird das Öl zäh oder gefriert. Eine Absenkung ist dann nicht mehr möglich.
  • Das Procore von Schwalbe möchte ich nicht mehr missen. Vor allem am Hardtail im Zusammenhang mit den Plusreifen und dem niedrigen Luftdruck, eine gute Sache. Damit der Plusreifen sein Plus voll entfalten kann, soll der Druck nicht zu hoch sein. Für mich haben sich 0.9 bar als sehr gut herausgestellt. Im sehr groben Gelände (oder beim Spielen), erzeugt dies unweigerlich Durchschläge. Ich war schon einige Male extrem froh um den inneren Schlauch. Schlussendlich macht es auch Spass, nicht immer an die Gefahren und Folgen denken zu müssen. Etwas Mehrgewicht formt ja anscheinend die Oberschenkel 😁.
  • Von den Shimano XT Bremsen bin ich nicht mehr vollständig begeistert. Mühe hatte ich vor allem mit den Belägen und der Sandwich-Bremsscheibe. Aktuell fahre ich die ganz normalen günstigeren Scheiben und Beläge von anderen Marken. Dies funktioniert soweit bestens.
    Die Bremsen sind übrigens die einzigen Komponenten, die ich vom 301 Mk8 übernommen habe.
  • Die Bereifung von Schwalbe in der Grösse 2.80 haben sich als sehr gut erwiesen. Der NobbyNic an der Front und der RockedRon am Hinterrad, verrichten seine Dienste. Die Grösse 2.80 finde ich sehr passend.
  • Als Federweg habe ich mich für die 140 mm an der Pike entschieden. Im Hardtail fühlt sich der vorhandene Federweg als sehr gelungen an. Natürlich ist es kein Vergleich zur 160 mm Gabel im Fully. Aber am Hardtail wäre das wohl des Guten zu viel.

 

5 Gedanken zu „Liteville H-3 Mk1“

  1. Hey Rotscher, das H-3 Mk1 wär auch für mich eine Wahl. Gut, dass du schon Erfahrungen gemacht hast, dann kann ich dann profitieren, wenn es dann mal soweit ist. Oberschenkel-Power ist immer gut. 🙂 Liebe Gruess und vil Spass..

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  2. bin ich wirklich bereit mich auch schon wieder zu verlieben ? wenn ich deine eindrücke hier so lese definitiv ja, Liteville soll endlich vorwärts machen mit dem H3 Mk2. das ist genau das, was mir als alter hardtailfan noch fehlt, zwischen dem carbon-racehardtail und dem 301 fully.

    das mit der Reverb im winter ist natürlich ärgerlich. ich konnte mich noch nie so richtig anfreunden mit der hydraulischen auslösung und bin froh dass sie da bei der Eightpins auf einen kabelzug setzen wie bei den Kindshock-stützen.

    fährst du das Procore-system auf beiden rädern oder nur hinten ? mich hat bisher das hohe gewicht abgeschreckt.

    sportlich, sportlich, ein 32er kettenblatt bei 1×11, da wären glaub meine oberschenkel ein bisschen zu wenig wohlgeformt *g*

    … weiterhin viel spass mit dem blauen hobel 😉

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    • Hallo Sven. Ja, ich fahre hinten und vorne das Procore. Habe mir auch schon überlegt vorne darauf zu verzichten und somit etwas Gewicht zu sparen. Jetzt ist es montiert und wird daher bleiben, egal was die Waage anzeigt 😉
      Die Übersetzung ist so Standard und ganz in Ordnung bei mir im Flachland. In den Bergen, bei langen steilen Aufstiegen, fehlt definitiv etwas kleineres. Da müsste vorne ein 30er Kettenblatt ran. Dann würden mir jedoch zu Hause zu viele grosse Gänge fehlen. Somit passt das 32er, da ich das H-3 hauptsächlich auf den Hometrails bewege. Für die Bergtouren nehme ich einfach die dicken Oberschenkel mit 🙂

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  3. Schönes Bike….(man kann nie genug Bikes im Keller & Schlafzimmer haben ;-))…und die Komponentenwahl entspricht auch weitgehend Deinen Bedürfnissen. Dass die Reverb bei Kälte nicht mehr funktioniert wusste ich noch nicht (wieder was dazugelernt)…
    Wieviel wiegt das Bike mit dieser Konfiguration?

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    • In meiner Werkstatt gibt es keine genaue Waage 🙂 Darum schreibe ich absichtlich nicht über das Gewicht.
      Mit der Personenwaage wiegt es ca. 12.5 kg. Dies mit Pedalen, Procore und Dichtmilch. Also fahrfertig, jedoch ohne Dreck und Fahrer 🙂

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