hoch über der Südrampe

Die eigentliche BLS Südrampe ist auch unter Bikern schon lange ein Klassiker. Ich persönlich meide diese Route meist. Am schönsten ist die Tour sowieso im Winter. Vor allem an Wochenenden und auch heute am Karfreitag werden wohl viele Wanderer unterwegs sein. Also steht eine alternative Südrampe auf dem Programm.

So quasi zum Frühstück gibt es fast 1’000 Downhillmeter. Schöner kann ein Tag nicht beginnen. Dieser fulminante Start ist nur möglich, da ich auf der Nordseite starte und nach ein paar Höhenmetern ins Tal düse.

Wer mich kennt weiss, dass für mich nicht nur Downhillmeter zählen. Auf einer richtigen Tour gehören die schweisstreibenden Höhenmeter ebenso dazu.
Vorbei am Südportal vom Lötschberg-Basistunnel, geht es die Strasse hinauf nach Ausserberg. Die Wanderer queren meinen Weg. Sie halten die Höhe, während ich nochmals eine Stufe höher steige.

Trotz Sonnenschein montiere ich den Scheinwerfer am Bike. Klar, der Bewässerungsstollen ins Baltschiedertal ist nicht beleuchtet. Jetzt folgt der Gorperi. Die Suone führt das Wasser aus dem Tal an die Südhänge von Eggerberg. Einfach genial, ein Wasserfall, einige Tunnels, ausgesetzte Trails, Nulltolleranz … echt Wallis.
Höchste Zeit, nach dem langen Winter wieder auf den Bergtrails unterwegs zu sein. Vor allem an die ausgesetzten Pfade, muss ich mich jeden Frühling wieder gewöhnen, wieder Vertrauen in die eigene Fahrtechnik gewinnen.

Das Wasserrad dreht sich, angetrieben vom kühlen Schmelzwasser. Es zeigt mir das nahe Ende vom Gorperi an. In Eggen ist es dann soweit. Ich drücke wieder kräftig in die Pedalen um die nächsten Höhenmeter zu sammeln. Nach Finnen folgt der nächste Trail. Der Höhenweg überrascht mich sehr. Er ist recht knackig mit kniffligen Stellen, kurzen giftigen Uphills, aber auch Flow. Gerade richtig für mich. Die beiden getroffenen Biker habe da etwas mehr Mühe.
Auch in Bodma nehmen die Strapazen kein Ende. Immer weiter führt die Strasse den Berg hoch. In Chaschtler entscheide ich mich schliesslich für den Downhill. Das nächste Mal werde ich sicher nochmals eine Etage höher fahren.

Die Downhillmeter purzeln schnell und führen mich wieder nach Finnen. Jetzt gibt es die verdiente Pause. Vorne beim Kreuz geniesse ich die fantastische Sicht auf Visp.
Der Ort hier oben ist sehr speziell. Ein Ort wo ein Galgen unweit vom mächtigen Kreuz steht. Da heute Karfreitag ist (Kreuztod von Jesus), ist die Szenerie doppelt skurril. Da könnte man sich doch einiges hineininterpretieren …

Der Wind hat zugelegt und bläst ziemlich kräftig. Zeit um weiter zu gehen.
Die folgenden Trails bis Eggen sind oft recht ruppig. Etwas tiefer liegt Eggerberg. Das Bike holpert über viele Stufen. Schliesslich zeigt das flache Gelände an, dass Visp erreicht ist. Wie weiter? Eigentlich wollte ich locker in der Ebene nach Turtig rollen und mir die kleine Luftseilbahn nach Eischoll gönnen. Ich fahre viel lieber mit dem Bike am Abgrund als in einer schwankenden Gondel zu hängen. Da bin ich ein richtiges Weichei. Und jetzt mit diesem Wind …
Bereits befinde ich mich auf der Strasse hinauf nach Bürchen. Schon bald bereue ich meinen Entscheid. Aber so ist es, ein Angsthase muss die Konsequenzen spüren. Sämtliche Kraft ist aus den Beinen entflogen. Ich krieche im Schneckentempo weiter. Jeder Höhenmeter schmerzt. Nach Bürchen folgt Unterbäch und endlich Eischoll.
Geschafft. Das nächste Mal nehme ich die Schaukelkiste 😏

Distanz: 58.5 km
Fahrzeit: 5:53 h
Höhenmeter: 2’370 hm
Bike: Liteville 301 Mk11

 

5 Gedanken zu „hoch über der Südrampe“

  1. da hattet ihr def. das bessere wetter als wir in Hockenheim. die variante muss ich mir merken, um das stark frequentierte südrampenstück zu umgehen. du legst ja zum saisonanfang ganz schön vor, nach über 1600hm noch nach Bürchen rauf zu strampeln *amazed*

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  2. Hallo Roger, super Leistung und tolle Bilder. Ich habe vor diesem Bericht gesehen, das du 2400hm geschafft hast,und dachte der Roger wird nie Müde. Da du das jetzt im Blog ein wenig relativierst hast, macht den Bericht sympatisch 🙂

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