Goldseetrail – the big one

Eine richtige Tour während meinen Vinschgauferien muss auch sein. Wenn ich schon in Prad logiere, was liegt da näher als der Goldseetrail? Ein echter Klassiker, den ich auf keinen Fall versäumen darf.
Varianten zu diesem Trial gibt es viele. Logisch wähle ich „the big one“.

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Ich erfahre, dass Kurt (Arbeitskollege von Viva la Grischa Hans) auch in Prad die Ferien verbringt. Bis anhin kenne ich ihn nicht. Aber das ist kein Grund um nicht zusammen zu biken. Ein kurzer Anruf und das Projekt steht. Ich freu mich riesig darauf.

Der Goldseetrail startet auf dem Stilfserjoch. Da gibt es zwei Möglichkeiten dort hoch zu kommen. Entweder man nimmt den Kursbus oder quält sich die 48 Kehren und gut 1’800 Höhenmeter auf dem Rad hoch. Ich war noch nie hier, aber wusste von diesem Mythos Stelvio. Daher war klar, dass der Aufstieg aus eigener Muskelkraft bewältigt werden muss.
Wir starten nach dem Mittag von Prad zu diesem Abenteuer. Die Strasse ins Tal zieht sich sehr in die Länge. Gut sind wir zu Zweit und können etwas plaudern. Endlich kommen die bekannten und berüchtigten Kehren. Wir pedalen unsere beiden Liteville 301 Kehre um Kehre in die Höhe. Jede Kehre ist mit der Nummer versehen. So sieht man immer wieviel noch zu bewältigen sind. Naja, das lässt uns kalt. Unsere 160 mm Federweg wuchten wir zwischen Autos, Motorrädern und Rennvelos den Asphalt hinauf.

Einfach eindrücklich. Das war eine Meisterleistung, diese Strasse mit den Natursteinmauern hier in den Berg zu legen.

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Oben auf dem Stilfserjoch herrscht reger Betrieb. Imbisstände und Suvenierläden säumen die Strasse. Wir genehmigen uns eine flüssige Erfrischung beim Würstlestand.

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Es ist bereits kurz nach vier Uhr. Wir müssen weiter. Der Goldseetrail war einige Jahre offiziell Bikeverbot. Nun wurde dieses Verbot gelockert. Man darf ihn am Morgen früh vor zehn Uhr oder am Nachmittag ab vier Uhr befahren. Dann sind praktisch keine Wanderer unterwegs.
! Ich bitte meine Leser, sich an diese Vorgabe zu halten. Nur so kann gewährleistet werden, dass dieser Trail auch weiterhin für uns offen bleibt. Danke !
Ab der Passhöhe geht es auf den Kiesweg. Es sind nochmals ein paar sehr steile Höhenmeter bis zur Dreisprachenspitze zu bewältigen. Ich schaffe den Aufstieg fahrend, aber nur mit ein paar Stops um den Puls wieder nach unten zu bringen.

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Von hier oben überblickt man sehr schön die Stelvio-Passhöhe.

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Jetzt noch ein paar gemässigte Meter, vorbei an herrlichen Blumen die zwischen den Steinen herausragen.

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Uns fällt der Kiefer weit nach unten. Wir stehen vor dem bekannten Trail und können es nicht fassen. Ein Trail wie ein Pinselstrich durch die steilen Geröllhalden. Einfach sagenhaft. Ich könnte nur schon von diesem Anblick schreien vor Freude. (siehe Titelbild)

Wir können uns nicht mehr halten. Der Weg ist relativ breit und bietet keine Schwierigkeiten. Wir düsen über den Pinselstrich, geniessen diese karge Landschaft, die Farben der Steine und vor allem den Flow.

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Kaum haben wir einen Talkessel durchsuft, stehen wir vor dem nächsten Taleinschnitt mit dieselben Bild. Eine Steinlandschaft mit einem leicht abfallenden Trail. Wir werden beinahe Wahnsinnig. Noch nie hatte ich an einem so harmlosen Trail so viel Freude gehabt.

Obwohl diese Trails anfangs fast endlos erscheinen, enden sie plötzlich. Sie werden ruppiger. Steine verstellen den Trail, Stufen sind zu bewältigen. Sogar sind einige Meter durch verschiedene Steinfelder nicht fahrbar. Jetzt geht es abwärts. Der Weg ist technisch anspurchsvoll, für versierte Biker aber fahrbar.

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Wir ereichen die Furkelhütte. Eine Pause hätten wir verdient. Leider ist das Restaurant bereits geschlossen. Uns bleibt nichts anderes übrig als weiter zu fahren.
Viele schlagen hier den Weg ins Tal ein. Aber nein, wir wollen „the big one“. Auf einer Kiesstrasse bewältigen wir nochmals ein paar Höhenmeter. Der folgende Höhenweg ist wie diese Höhenwege eben sind. Immer ein stetes Auf und Ab. So richtig schön um die Kraft aus den Muskeln zu saugen.

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Der Weg führt uns zur Stilfser Alm und weiter zur Berger Alm wo wir bei der hübschen, bewirteten Hütte noch eine kleine Zwischenverpflegung erhalten. Frisch gestärkt geht es auf dem Höhenweg weiter. Zwischendurch geniessen wir kurz die Aussicht ins Vinschgau.

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Der Trail fordert ziemlich Körner und ist nicht zu unterschätzen. Ein paar Laufpassagen sind nicht zu vermeiden.
Endlich taucht die Glumser Alm vor uns auf. Dies ist endgültig die letzte Alp auf diesem kräftezehrenden Höhenweg.

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Der Himmel hat sich in der Zwischenzeit verdunkelt. Also keine Zeit verlieren. Wir biegen in die Abfahrt ein. Die Zahl zum Trailglück heisst 24. Er beginnt etwas flach und noch verhalten. Dann präsentiert er uns seine ganze Schönheit. Wir geraten auf dieser Waldabfahrt in ein richtiges Trailfieber. Ehrlich gesagt fehlen mir etwas die Worte. Es ist einfach ein Hammertrail.
In der Halbzeit fallen die ersten Regentropfen. Wir ignorieren dies. Schliesslich sind all unsere Sinne dem Trail gewidmet. Gerne lassen wir uns weiter von diesem Rausch verführen.
Fast unten müssen wir mit der Forststrasse vorlieb nehmen. Vorbei geht es an der Kapelle St.Martin bevor der nächste Trail uns freudig empfängt. Der Bergwaal schliesst das Trailfeuerwerk ab. Wir befinden uns nun auf dem Fahrradweg der uns zurück nach Prad bringt. Vor uns zeigt sich eine dunkle Wand. Blitz und Donner fallen. Trotz dieses Anblicks bringen wir unsere Mundwinkel kaum nach unten. Diese „Nachmittagstour“ war einfach etwas vom Feinsten.

Knapp entkommen wir dem Gewitter. In der Zwischenzeit ist es auch Abend geworden und der Himmel dunkelt ein. Glücklich und zufrieden fahren wir in Prad ein. Ein toller Tag, ein tolles Timing.
Schön dass ich dieses Erlebnis mit Kurt teilen durfte. Danke dir Kurt für die schöne Begleitung!

Müde lege ich mich im Zelt zum Schlafen. Das war eben „the big one“.

Fahrzeit: 6:33 h
Distanz: 65.8 km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10.0 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 47.7 km/h
Höhenmeter: 2’429 hm
Bike: Liteville 301

 

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