Ladyday

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Zwar erfreut sich das Biken immer grösserer Beliebtheit bei den Frauen, dennoch ist es eine Männer dominierte Welt. So bin ich, wenn nicht alleine, fast immer mit Männern auf den Biketouren. Auch in meinem Heimgebiet begegne ich kaum einer bikenden Frau. Und weil ich im privaten und geschäftlichen Leben auch mehrheitlich Männer um mich habe, kann das zwischendurch auch frustrierend sein.
Heute soll sich das ändern, wenn auch auf eine etwas andere Art. Es gibt einen Ladyday.

Der Tag startet in Chur, wo ich mir die beiden Sektionen der Brambrüeschbahnen gönne. Nach der Höhenmeterunterstützung geht es weiter aufwärts. Der Dreibündenstein ist so etwas wie der Hausberg von Chur. Die Besteigung eines Gipfels ist immer schön und ein Erlebnis. Der oberste Teil ist auch hier nur mit geschultertem Bike zu bezwingen. Vom Furggabüel geniesst man eine herrliche Aussicht über das Tal. Der eigentliche Dreibündenstein liegt etwas weiter hinten. Ich war ziemlich überrascht, dass es sich gar nicht um einen eigentlichen Gipfel handelt, sondern eher um eine Hochebene.

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Ein schlichter Gedenkstein erinnert an die drei Bünde (Gotteshausbund, Oberer oder Grauer Bund, Zehngerichtebund) vom alten Graubünden. Eine Schulklasse bringt kurz nach meinem Eintreffen Betrieb auf den Berg. Ich wechsle während meiner Pause ein paar Worte mit einem älteren Herrn, bevor ich denselben Weg wieder ein Stück zurück und runter fahre. Im Aufstieg habe ich schon den Wegweiser entdeckt, der mich zur ersten Lady bringt. Der Trail folgt dem Hang entlang, ist sehr wild und entsprechend ruppig.

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Plötzlich stehe ich bei der Lady. Ganz unscheinbar und bescheiden weist ein Gedenkstein an den US-Bomber Lady Patricia hin, der an dieser Stelle am Berg abgestürzt ist. Irgendwie ein spezieller Ort hoch über Domat-Ems.
Der Eintrag ins Gedenkbuch ist getätigt, bevor ich in Gedanken an Patricia meinen Weg fortsetze.

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Der Trail ist immer noch sehr urchig und fordert gutes Geschick. Dann folgen einige flowige Meter. Die Landschaft hier oben ist fantastisch. Da eine Bank mit Aussicht, dort eine Art Sumpfgebiet.
Schliesslich stehe ich vor einem bewachsenen Seelein, dem Leg Palus, daneben vier wunderschöne Ladys mit langen Beinen und üppigem Vorbau. Der ideale Platz für eine zweite ausgiebige Pause.

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Jaja, die Männer 🙂

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Ich könnte noch lange hier bei den Schönheiten verweilen. Eines ist jedoch klar, meine Ladys werde ich wieder besuchen.
Weiter geht es zur Alp da Veulden. Und was sehe ich? Drei weitere Ladys, ebenso schön und verführerisch.

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Beim Skigebiet von Feldis treffe ich einen Biker, leider ein Mann. Es folgen kurze Trails, bevor ich einige Höhenmeter auf der Alpstrasse vernichten muss. Langsam zweifle ich an den GPS-Daten die ich erhalten habe. Eine Abfahrt ohne Trail?
Die vernichteten Meter muss ich später wieder aufwärts pedalen. Wenn das nur gut kommt. Wahrscheinlich bin ich zu sehr verwöhnt von den vielen Trailkilometern in dieser Saison.
Endlich, ein Wegweiser zeigt in den Wald. Das wird er sein, mein Trail. Schwupps und weg. So langsam kann ich die Routenwahl verstehen. Der Trail ist ganz ordentlich anspruchsvoll. Immer wieder überraschen knackige Passagen mein Bikerherz. Ganz ohne verschwenderische Strassenabschnitte geht es dann doch nicht.
Unten spuckt mich der Pfad auf der Autostrasse aus. Hat gepasst. Man muss ja nicht immer 100% Trailanteil erwarten.
Via Veloroute geht es Richtung Reichenau. Ein paar Trailmeter entlang des Hinterrheins baue ich noch ein. Zurück nach Chur geht es auf der anderen Talseite. Jeder mir bekannte Trail wird eingebaut.

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Wieder mal war ich heute alleine unterwegs, sowieso ohne bikende Frau. Trotzdem war es für mich ein Ladyday, ein Biketag zu den vielleicht hübschesten Bündnerinnen am Dreibündenstein. Die Tour glänzt mit viel Geschichte, Kunst, wunderschönen Orten zum Verweilen und einer tollen Abfahrt.
Auf der Fahrt zurück ins Unterland ist genügend Zeit, die Erlebnisse zu verarbeiten und sich ein paar Gedanken zu machen. Gibt es wirklich so wenig Bikerinnen? …..

Distanz: 46.0 km
Fahrzeit: 3:51 h
Höhenmeter: 1’267 hm
Downhillmeter: 2’185 dm
Bike: Liteville 301 Mk11

 

3 Gedanken zu „Ladyday“

  1. Hey Rotscher, die Männer sind wieder mal in der Minderzahl, doch die durften was leisten und die Frauen stehen und liegen nur so rum. 🙂 psssss. das kann ja auch mal anders rum sein.

    Liebe Gruess
    Kurt

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  2. Hoi Rotscher,
    Gute Bericht, bin relative oft in dieser Gegend (schönste Berg-Kanton CH ) jedoch diese Bike-route ist leider immer noch offen in meinem to do Liste.

    Aber Rotscher, ich wusste bis dato deine Defizit gegenüber weiblichen Lebewesen nicht, einfach „alleine“ fremde Frauen unter blauen Himmel zu tasten……, nei, nei, nei sogar private „geschützte“ Zone -:)

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  3. tja, das ist so ne sache mit bikerinnen, wenn einem in den bergen mal eine begegnet, sind sie meistens so fit, dass man(n) kaum hinterher kommt … mir jedenfalls im bündnerland schon öfters passiert.
    der bombertrail aus dem Ride steht bei mir auch schon länger auf der liste, macht mich bei den bildern hier grad wieder gluschtig.
    die langbeinigen ladys erinnern mich irgendwie an die skulpturen von Giacometti.

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