Bocchetta di Forcola

Endlich haben wir es geschafft. Die Gegend um das Stilfserjoch stand nicht das erste Mal auf dem Programm vom Bikeclub. Felix, Pupi und ich bilden die bescheidene Gruppe aus dem Verein, die diese vier Tage auf dem Bike verbringen. Der Rest hat jedoch einiges verpasst.

Unser Startpunkt ist Sta.Maria im Münstertal, und das Ziel das Stilfserjoch. Abwärtsspass suchen wir heute fast vergebens. Höhenmeter am Morgen, Höhenmeter am Nachmittag und zum Dessert nochmals ein paar Höhenmeter.
Kaum rollen die Stollenreifen, geht es aufwärts. Das Val Vau hinauf über Döss Radond, die unscheinbare Wasserscheide, hinein ins Val Mora. Die Gegend ist bei Bikern extrem bekannt. So trifft man auch einige Artgenossen. Der Besuch von diesem Hochtal lohnt sich zu 100%. Landschaftlich ist es der absolute Hammer.

Ganz unbemerkt überfahren wir die Landesgrenze. Bewusst wird einem dies erst, wenn man die schönen Holzwegweiser entdeckt.
Ich kenne diese Umgebung noch aus den Zeiten, wo ich den Bikemarathon um den Schweizer Nationalpark gefahren bin. Trotzdem staune und geniesse ich, als wäre es das erste Mal. Ein Ort, wo man als Biker einmal gewesen sein muss.
Schnell erreichen wir die beiden Stauseen Lago di San Giacomo di Fraéle und Lago di Cancano. Auch an den ersten Ruinen fahren wir vorbei. Diese flachen Meter sind eine schöne Wohltat. Die Mittagspause am Ende der Seen natürlich auch.

Tatsächlich geht es ein paar Meter abwärts ins Valle Forcola. Felix entscheidet sich für den direkten Weg. Er fühlt sich heute nicht besonders fit. Pupi und ich lassen es uns nicht nehmen, den Serpentinenpfad abzufahren. Die allermeisten Biker fahren diesen alten Militärpfad abwärts. Wir nicht. Ich finde ihn aufwärts total genial. Alles ist fahrbar. Er windet sich mit moderatem Gefälle den steilen und steinigen Hang empor. Auf der Alp ist das Grüne der Wiesen wieder zurück. Der Pfad schlängelt sich immer noch Meter um Meter in die Höhe. Die nächste Kuppe ist sichtbar. Das muss sicher der Forcola sein.
Wow. Damit habe ich nicht gerechnet. Das Tal weitet sich aus. Dieser obere Teil vom Valle Forcola ist wie ein riesiger Kessel, umgeben von Bergen. Bocchetta di Forcola ist in der Ferne zu erahnen. Zuerst folgt für uns Bocchetta di Pedenolo. Der Aufstieg will nicht mehr enden.

Ja keine Höhe verlieren. Wir nehmen den Höhenweg. Durch das Geröllfeld müssen die Bikes getragen werden. Danach rollen die Räder wieder.
Kurz vor dem Pass treffen wir beim Haus Felix. Die Kulisse mit den Ruinen ist ganz speziell. Leider drängt die Zeit. Hier würde ich gerne noch etwas verweilen und die Mauern erforschen.
Bocchetta di Forcola, 2’768 m.ü.M. Auch hier sind die Spuren vom Krieg nicht zu übersehen. Toll dieser Ort, mit viel Geschichtshintergrund, Blick auf beide Seiten, die Berge und die Einsamkeit.

Nicht zu glauben, die Bikes rollen ausnahmsweise ohne zu treten. Der Weg führt dem Hang entlang und danach abwärts zum Umbrailpass. Nach diesen glücklichen Minuten folgt jedoch der Hammer. Es sind lediglich 10 Kehren auf der Autostrasse bis zum Stilfserjoch. Ich habe das Gefühl, nach jeder Kehre langsamer zu werden. In Slowmotion schleiche ich dahin. Die Beine sind definitiv leer. Mit dem letzten Tropfen im Tank erreiche ich den Rummel auf dem Stelvio.

Trotz den vielen Höhenmetern, war es ein unvergesslicher Tag. Jetzt haben wir ein ausgiebiges Nachtessen verdient. Und schlafen werde ich im Hotel Stilfserjoch sicher gut.
Der Stelvio ist schon speziell. Viele Autos, noch mehr Motorräder, einige Radfahrer und dazu die Skifahrer, die auf dem Gletscher trainieren. Auch das muss man erlebt haben.

Distanz: 50.0 km
Fahrzeit: 4:52 h
Höhenmeter: 2’202 hm
Downhillmeter: 828 dm
Bike: Liteville 301 Mk11

Tag 1: Bocchetta di Forcola
Tag 2: Piz Chavalatsch
Tag 3: Tibetfeeling
Tag 4: Cruschetta-Costainas

 

3 Gedanken zu „Bocchetta di Forcola“

  1. schöne eindrücke zum samstagmorgenkaffee 8)
    da steigt doch schon die vorfreude, da ich das Val Müstair für diese saison auch auf meiner langen wunschliste habe.
    die tour über die Bocchetta di Forcola habe ich eigentlich in der klassischen gegenrichtung geplant. aber als mehrtagestour macht es so wohl mehr sinn und ich freue mich schon auf tag zwei mit dem Goldseetrail und Piz Chavalatsch 😉

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