Es sind schon wieder Jahre her, als ich in Jungu war. Damals gondelte ich mit der Luftseilbahn hinauf und pedalte via Höhenweg zur Moosalp. Jungu möchte unbedingt wieder besuchen. Diesmal jedoch in der anderen Richtung und kann somit die Abfahrt durch die Felswand testen.
Ich starte von meinem Domizil in Eischoll. Mir ist bewusst, dass es dadurch ein langer Tag werden wird. Jungu liegt nicht gleich um die Ecke.
Die ersten Kilometer möchte ich so schnell als möglich hinter mich bringen. Somit wähle ich die breiten Kieswege. Sie führen mich zur Chaletzone von Bürchen. Die Strasse zur Moosalp ist asphaltiert. Klar, hier oben gibt es die besten Crèmeschnitten von diesem Planeten. Aber am Morgen schon mit dem Dessert starten? Schweren Herzens fahre ich vorbei und ziele auf den Höhenweg. Was genügend breit startet, verschmälert sich schon bald. Der Trail ist wunderschön, ohne grossen Herausforderungen. Ideal um die Gegend und die Aussicht zu geniessen. Dann folgen zwei Tunnels bevor ich bei der Alp Läger eintreffe.
Die ersten tollen Kehren erfreuen mein Herz, gefolgt von flowigen Passagen. Downhillmeter wechseln sich mit Uphillmeter ab. Schliesslich kommt das Bike auf die Schulter. Beim Aufstieg zur Wolfstole ist nicht ans fahren zu denken. Ab hier wird es einiges spektakulärer. Der Trail wird anspruchsvoller und ausgesetzter. Er führt oft mitten durch einem sehr steilen Abhang. Wer sein Bike nicht einigermassen im Griff hat, ist klar fehl am Platz.
Vor Jungu kommt die schöne Seilpassage durch eine Felslandschaft. Die Häuser sind schon zu erahnen. Mit Vollgas schwebe ich meinem Ziel entgegen.
Herrlich! Wunderschön! Dorf kann man Jungu fast nicht nennen. Es sind einige Häuser die ganz verstreut auf diesem sehr steilen Hochplateau liegen. Es ist wie früher, als die Welt noch eine Scheibe war. Irgend wann ist der Teller oder eben die saftige Wiese zu Ende. Eine Felswand trennt diesen Ort vom Tal mit St.Niklaus.
Ich gönne mir eine Pause im kleinen Restaurant. Der Blick schweift über die Berge und hinein ins Mattertal. Jungu gehört ab sofort definitiv zu meinen Lieblingsplätzen im Wallis.
Jetzt bin ich aber gespannt. Mein Herz pocht bereits. Ich hatte damals vor vielen Jahren aus der Mini-Luftseilbahn den Trail durch die Felswand gesehen. Wie ist er wohl fahrbar?
Ab ins Abenteuer. Alle Zweifel, alle Fragen, alle wenn und aber sind vergessen. Ich schwebe auf Wolke 7. Der Trail ist ein Kapellenweg der sehr gut ausgebaut ist. Nicht dass er für jeden Normalobiker taugen würde. Nein, ein paar knackige Stellen sind schon zu bewältigen. Und dass es einige ausgesetzte Stellen gibt, muss ich kaum erwähnen. Aber er ist niemals so heftig wie ich mir das ausgemalt habe. Für mich war er einfach nur hammermässig und spassig, flowig 🙂
In St.Niklaus folge ich der Bikeroute. Diese führt neu durch das ganze Tal, von Zermatt bis Visp.
Wow, ich bin echt positiv überrascht. Oft ist es ein Trail mit viel Flow. Das ist echt eine gelungene Sache, zumindest mein Abschnitt von St.Niklaus bis Kalpetran. Hier in Kalpetran muss ich meinen treuen Begleiter nochmals ein paar Meter den Berg hoch schieben. Die Strecke bis Stalden ist mir gut bekannt.
Ich kann es nicht bis Visp sausen lassen. Ok, ich könnte schon, aber ich wollte oder musste wieder hoch um nach Eischoll zu gelangen. Eine Alternative zur Strasse gibt es nicht. Zum Glück hat mich kein Postauto überholt. Meine Beine sind in der Zwischenzeit schon ordentlich müde. Vor Törbel biege ich direkt ab nach Burge. Die herausgeputzten Holzhäuser sind ein Traum. Das Höhenmetersammeln nimmt kein Ende. Endlich flacht es ab. Auch dieser Trail führt durch abschüssiges Gelände. Kein Grund für mich um auf der Bremse zu sitzen. Zeneggen ist schnell erreicht.
Wieder gibt es ein paar Höhenmeter bevor ich die Hellelen durchquere. Bei Bürchen verliere ich die Höhe, die ich vor Unterbäch wieder gut machen muss. Langsam nehmen die Strapazen ein Ende. Eischoll ist nicht mehr weit.
Geschafft. Nicht nur die Tour ist geschafft, auch ich bin geschafft. Aber es war mega!
Distanz: 60.7 km
Fahrzeit: 5:49 h
Höhenmeter: 2’542 hm
Bike: Liteville 301 Mk11
Hallo Rotscher, super schöne Biketour und immer wieder eine Freude, Deine Tourberichte zu lesen.
Wir planen in diesem Winter ein Bikeweekend im Wallis und da wäre was für „meine“ Truppe.
Kannst Du mir den GPS-Track zukommen lassen?
Gruss
Markus
ja, die tour von der Mooslap nach St. Niklaus und speziell der teil nach Jungu ist wirklich ein schmankerl, oder wie man im wallis sagen würde „huere geil“ 8) ist mir noch in bester erinnerung von meiner goldgelben cremeschnittentour. wenn man genügend zeit hat, bietet sich noch die zusatzschlaufe über Grächen mit der abfhart nach Stalden an.
Schöne Bilder Roger. Den schönen Weg hinunter nach St.Niklaus fehlt mir noch.
@Markus: Die Skier nicht vergessen für den Winter 🙂
Gruss Etienne
Hallo Etienne
Dank für den Tipp mit den Skiern 😉
Die Planung erfolgt im Winter – die Tour sollte dann schon bei trockenen und schneefreien Verhältnissen stattfinden (Wobei mit Fatbikes vieles Möglich wäre)
Gruss
Markus
Ein wunderschöner Bericht, der so richtig schön aufzeigt, wie sehr Du Dein Hobby Mountainbiken liebst! Weiterhin einen schönen Herbst.
Liebe Grüsse Chregu