hoch über dem Lago Maggiore

Gipfelglück

Die Strasse schlängelt sich steil hinauf durch die Häuser am Hang von Vira. Schnell gewinnen wir etwas an Höhe und können das erste mal auf den Lago Maggiore runter blicken, bevor wir im Wald verschwinden. Heute sind ausser mir noch Hans, Erich und Patrick mit von der Partie.

Die Strasse hinauf zur Alpe di Neggia ist eine tolle Trainingsstrecke. Kein Wunder überholen uns einige „Gümmeler“ mit ihren leichten Zweirädern. Mit Ausnahme von einem flachen Zwischenstück, weist die Strasse durchwegs eine regelmässige, aber ordentliche Steigung auf. Jeder von uns fährt sein Tempo und schaltet Pausen nach Bedarf ein. Auf der zweiten Hälfte juckt es mich dann, wieder mal den Puls in die Höhe zu schrauben und die Oberschenkel brennen zu lassen. Im Renntempo sammeln sich die restlichen Höhenmeter in kürzester Zeit an.
Für mich bleibt genügend Zeit einige Worte mit einem Einheimischen zu wechseln. Er ist zuständig für etwa 100 km Trails und Wege in der Umgebung. Ich schreibe absichtlich nicht Wanderwege, denn die Wege sind auch für Biker offen. Er ist auch ein begeisterter Biker. In nächster Zeit soll der Pfad direkt bei der Alpe di Neggia hinunter nach Magadino speziell für Biker etwas ausgebaut werden. Diese Abfahrt ist aber nicht unser Ziel. Als ich ihm unser Vorhaben erzähle, empfiehlt mir der sympatische Tessiner klar den hinteren Downhill. Nicht weil er schöner ist, aber weil dieser bereits vom vielen Laub geräumt wurde. Die vordere Abfahrt ist noch versteckt unter der dicken Schicht von Kastanienblätter.

In der Zwischenzeit sind wir vollzählig und genehmigen uns noch eine kurze Pause im Restaurant, bevor es die restlichen Höhenmeter zu erklimmen gibt.

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Diese fast letzten Höhenmeter für heute sind nicht alle fahrbar. Nur die ersten Meter, dann verschwindet das Bike auf die Schultern. Das Ziel muss verdient werden. 20-30 Minuten Marschzeit zum Gipfel.

Jeder Meter, jeder Schweisstropfen, jede Anstrengung, wirklich alles hat sich gelohnt. Wow, wir befinden uns hoch über dem Lago Maggiore, auf dem Monte Gambarogno. Fantastisch!!! Der Ausblick ist umwerfend. Unter uns der See, Locarno, Ascona, die nördlichen Täler, in der Ferne die weissen Alpen ….. Der Monte Gambarogno ist für mich klar ein Ausflug wert. Er kann auch sehr gut zu Fuss auf einer kleinen Wanderung besucht werden.

DSC03763DSC03784einfach nur traumhaft DSC03782Unbenannt-4Unbenannt-5 Monte Gambarogno

Der Eintrag im Gipfelbuch mit der gewohnten Schleichwerbung darf natürlich nicht fehlen 🙂

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Ich kann mich kaum von diesem wunderschönen Platz hier oben trennen. Aber ich weiss, dass ich wieder kommen werde, und dass ein ebenso schöner Teil noch bevor steht, die Abfahrt. Der Blick gegen West ist vielversprechend. Genau genommen steht das Kreuz auf einem Vorgipfel vom Monte Gambarogno. Der eigentliche Gipfel werden wir umfahren. Los geht es.

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Der Pfad ist pures Ticino, knackig und fordernd. Wir sind versunken im Trailfieber.

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Die Alpe Cedullo ist erreicht. Es werden uns zwei Varianten für den weiteren Weg geboten. Ich schlage vor, die paar Höhenmeter zur Kapelle Sant’Anna einzuschlagen. Es ist nämlich eine schöne Waldlichtung mit der Kapelle und einer sehr einfachen Notschlafstelle im hinteren Teil des Gebäudes.

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Ab hier geht es in den zweiten Teil der Abfahrt, die uns wieder mit herausfordernden Absätze, Treppen und Hindernissen überrascht. Aber auch schnelle und extrem spassige Meter gehören dazu.

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Nach der Alp Monti di Gerra ist der Trail nur noch Flow pur. Die ersten Häuser von Gerra tauchen auf, wo der Trail endet. Der Asphalt hat uns auf den letzten Downhillmetern fest im Griff. Oder doch nicht ganz? Ich verschwinde plötzlich zwischen den Tessinerhäusern. Ein Kapellenweg führt runter zum See. Es dürften ein paar Hundert Naturstufen gewesen sein. Auch sowas macht zwischendurch riesig Spass.
Dem Lago Maggiore entlang, zurück zum Ausgangspunkt, treten wir nochmals gewaltig in die Pedalen.

Das war eine geniale Tour. Diesen Berggipfel habe ich in mein Herz geschlossen. Aber Achtung für die Nachahmer. Die Abfahrt ist nur für versierte Biker tauglich.
Den Abend verbringen wir in Ascona bei leckerem Essen, Gelati und an der Promenade vom Lago mit Livemusik. In der Nacht schwebten meine Gedanken wohl wieder hoch über dem Lago Maggiore.

Danke Hans, Erich und Patrick für den super Tag und die vielen schönen Stunden! Das war für mich klar das Highlight vom Wochenende.

Hans hat mich bei einer Treppenpassage in der Abfahrt heimlich gefilmt. Das kann ich dir natürlich nicht vorenthalten. Ich habe zwar das Gefühl, dass alles nicht so steil ausschaut wie es tatsächlich war, und die Stufen in den Kehren sind auch nicht so gut sichtbar. Aber irgend wie gefällt mir das Medium Film sehr. Ich sollte dies vielleicht öfter in meine Beiträge einbauen. Wenn ihr auch dieser Meinung seit, nehme ich mir das für die Zukunft vor 🙂

Distanz: 31.9 km
Fahrzeit: 3:37 h
Höhenmeter: 1’658 hm
Bike: Liteville 301 MK11

 

5 Gedanken zu „hoch über dem Lago Maggiore“

  1. Hey Rotscher, habe mein Filmli von deinem Blog auch noch in meinem Blog integriert. Hoffe du hast nichts dagegen. War eine geniale Tour. Alles hat gepasst. Vom Wetter zur Herausforderung beim Uphill, das phänomenale Panorama bis zu den geilen Trails und das natürlich mit den besten Freunden zusammen. Das war ein Hammer Tag mit Euch! Werde ich nie vergessen. Danke.

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  2. solche bilder zur aktuellen regenzeit sind balsam für die seele, eine meiner lieblingstouren am Lago Maggiore 8)

    laub hatte es tatsächlich noch sehr viel im ersten teil der vorderen abfahrt, als wir diese letztes jahr um diese jahreszeit fuhren. gut zu wissen, dass sich auch die hintere variante lohnt, muss ich nächstes mal einmal ausprobieren. die vordere variante scheint technisch noch etwas anspruchsvoller zu sein, da war auch im unteren teil nicht viel mit flow.

    das versetzen klappt ja bei dir mittlerweile sehr gut *thumbsup*, da muss ich noch viel üben.

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  3. Immer wieder schöne Berichte aus dem Tessin von Dir. Nun muss ich wirklich mal vorbei da unten. Leider hat das Jahr nicht so viele Wochenenden wie nötig wären um alle schönen Trails abzuklappern.

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  4. Extrem toller Bericht. Ich war erst noch auf der Alpe di Neggia. Das nächste Mal muss ich dann auch auf den Gipfel rauf, das lohnt sich wohl definitiv! Und Deine fahrtechnischen Fähigkeiten möchte ich auch haben. Grossartig!!!

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Danke für deinen Kommentar !