in der Felswand – Klettersteig Braunwald

Trotz herrlichem Sommerwetter, bleibt das Bike ausnahmsweise zu Hause. In der Felswand wäre es wohl fehl am Platz. Mit dem Club verbringe ich einen schwindelerregenden Tag im Klettersteig von Braunwald.

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Tage-, ja wochenlang ringe ich mit dem Entscheid, ob ich mitgehen soll oder nicht. Klar, so ein Klettersteig ist Abenteuer pur. Leider bin ich nicht in der glücklichen Situation, schwindelfrei zu sein. Ich kenne das Gefühl zu gut. Plötzlich zieht sich alles zusammen, verkrampft sich und blockiert. Mitten in der Felswand möchte ich das nicht erleben. Irgendwie ärgert mich dieser Gedanke auch. Und zudem soll eine Schocktherapie nützen. Also gut, ich riskiere es.

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Fast bis zum Klettersteig lassen wir uns per Bahnen und Sessellift transportieren. Beim Restaurant Gumen liegt bereits die erforderliche Ausrüstung bereit. Jetzt noch die letzte Erfrischung bevor es zur Sache geht. Einige Minuten normaler Fussmarsch bringt uns zum Einstieg. Schon hänge ich mit den anderen acht Kollegen und Kolleginnen in der Felswand. Das erste grosse Kribbeln zieht durch alle Röhren in meinem Körper. Von Meter zu Meter gewöhne ich mich langsam an den Zustand. Zum Glück hat es immer wieder etwas gemässigtere Stellen wo ich tief durchatmen und die Aussicht geniessen kann. Zwischenzeitlich hat sich der schnelle Teil der Gruppe verabschiedet, während wir Langsamen uns genügend Zeit nehmen.
Die erste Etappe ist geschafft. Wir stehen auf der Leiteregg.

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Vor uns türmt sich mächtig der Vorder Eggstock in die Höhe. Der Verlauf vom Steig ist gut zu sehen. Wahnsinn, dort hinauf sollen wir? Eigentlich hätte es von hier eine Abstiegroute zurück zum Ausgangspunkt. Aber dieser Gedanke ist für mich kein Thema. Jetzt wo ich schon den ersten Teil geschafft habe, meistere ich auch den Zweiten.
Irgend wie fühle ich mich immer besser. Ausser bei den beiden extremen Stellen. Wenn ich über ein paar in den fast senkrechten Fels geschlagene Eisen spazieren soll, unter mir nur gähnende Leere herrscht, so rutscht das Herz in den Wanderschuh.
Wacker kämpfen wir uns höher und höher, bis das Gipfelkreuz vom Vorder Eggstock auf 2’449 m.ü.M erreicht ist.

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Kurz nach dem ersten Gipfel müssen wir eine wacklige Hängebrücke überwinden. Diese kenne ich schon von Bildern aus dem Internet. Vor diesem Augenblick habe ich grossen Respekt. Umso erstaunter bin ich, als dass die Überquerung relativ gut abläuft. Danach geht es über einen wunderschönen Grat bis zum Mittler Eggstock. Auch dort treffen wir auf ein Gipfelkreuz. Nochmals einige Meter danach breitet sich eine grüne Ebene aus. Diese nutzen fast alle Besucher des Steiges für eine ausgiebige Pause.

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Der dritte und letzte Teil wäre die Besteigung vom Hinter Eggstock. Der Schwierigkeitsgrad ist in diesem Abschnitt doch nachmals um ein gutes Stück höher. Hier verläuft der Steig wirklich in der senkrechten Wand. Die schnelle Gruppe hat das volle Programm durchgezogen. Wir begnügen uns mit dem Erreichten. Es würde keinen Sinn machen, übermütig zu werden. Ich habe für meinen ersten Klettersteigbesuch die Grenzen erreicht. Der Abstieg ist etwas ruppig aber gut zu meistern. Dann stehe ich vor dem Nichts. Das Seil führt senkrecht runter. Mit dieser Situation habe ich nicht gerechnet. Rückwärts eine deftige Passage runter steigen. Ich bin klar am Anschlag. Vor allem der Einstieg ist happig. Als die Felskante überwunden ist, stehe ich auf der Strickleiter, die nicht enden will. Hier kann ich mich wenigstens gut festhalten. Geschafft! Das war wohl der schlimmste Augenblick vom heutigen Tag. Entschädigt hat mich dann aber das wunderschöne Edelweiss.
Zurück zum Restaurant Gumen war es dann nicht mehr weit. Sehr ungewohnt auf einem normalen Wanderweg ohne Sicherungsseil zu laufen.

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Was für ein Tag. Was für ein Erlebnis. Dies war eine ganz neue Erfahrung für mich. Es hat mich auch etwas stolz gemacht, dem Zweifel und der Höhenangst getrotzt zu haben. Vielleicht war das nicht mein letzter Besuch eines Klettersteigs. Aber mal abwarten. Auf dem Bike fühle ich mich schon tausend Mal besser 🙂

 

2 Gedanken zu „in der Felswand – Klettersteig Braunwald“

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