so nicht

Schon zwei Mal versuchte ich die Varneralp zu bezwingen. Beide Male scheiterte mein Vorhaben, weil noch zu viel Schnee lag. Ziel wäre aber nicht nur die Alp gewesen, sondern die Abfahrt, vorbei am Wasserfall. Die Tour war Anfang 2013 im Bikemagazin Ride beschrieben. Heute habe ich mein Vorhaben mindestens teilweise in die Tat umgesetzt. Mein Fazit: So nicht!

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Ich starte zwischen Leuk und Varen. Die Strasse garantiert ein angenehmer Anstieg. Anfangs ist sie asphaltiert, danach mit Kiesbelag. Vor mir scheinen ein paar Biker denselben Berg im Focus zu haben. Ich hole sie ein und siehe da, die Walliser Kollegen von Bergrad. Was für ein Zufall. Ein kleiner Schwaz darf nicht fehlen. Dann trennen sich jedoch unsere Wege. Ich möchte unbedingt meine noch unbekannte Tour abfahren.
Diesmal schlage ich nicht den Weg hoch zur Varneralp ein, sondern entscheide mich auf der ausgeschilderten Bikeroute zu bleiben. Diese führt mich direkt nach Tièche. Die letzten Meter, nach dem Ende der Strasse, muss ich mein Bike einige Trailmeter hochschieben. Zu steil sind die Passagen. Bei Tièche hangen die Wolken in den Bergen und geben einige Wassertropfen ab.

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Nach der kurzen Fotopause entfliege ich dem schlechten Wetter hier im Talkessel. Jetzt bin ich auf die Abfahrt gespannt. Der erste Teil führt mich über Alpenwiesen. Dann biegt der Trail links ab in den Wald. Nach dem vielversprechenden Beginn folgt die erste Ernüchterung. Die schmale Passage ist aber nur ein paar Meter lang. Die nächsten, fahrenden Meter sind auch kurz. Vor mir liegt der extrem steile Abhang. Der Weg führt im Zick Zack runter. Eigentlich mag ich diese Serpentinenwege. Aber hier ist alles etwas anders. Der obere Teil gleicht mit seiner Seilsicherung eher einem Klettersteig. Weiter unten sind die Kehren so eng, der Abhang extrem steil und der Trail abhaldig, dass ich mein Leben nicht riskieren möchte. Sowieso wenn ich noch alleine unterwegs bin. Einiges lege ich daher zu Fuss zurück. Endlich der Wasserfall Le Pichiour. Dieser Ort ist wirklich sehr schön. Hinter einem Wasservorhang zu biken erlebt man nicht alle Tage.

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Auf der anderen Bachseite hoffe ich auf den super Trail. Fehlanzeige. Hier treffe ich nur auf ein Bachbeet. Grobes Schotter und darin fliessendes Wasser. Kaum fahrbar. Weiter unten hat der Trail immerhin kein Wasser mehr und der Schotter ist etwas angenehmer. Hier ist ans Fahren zu denken. Aber meine Art von Trail sind diese rutschigen Schotterwege nicht. Geschafft. Ein Weg biegt links ab. Mir schiessen die tollen Fotos und die nette Geschichte vom Ride durch den Kopf. Kann es das sein? Typisch Ride. Leider. Ich würde mich nicht getrauen so eine Route zu veröffentlichen und den Lesern schmackhaft zu machen. Und wenn schon, dann höchstens als Variante und dabei mit ehrlichen Worten die Beschaffenheit erläutern. Tolle Geschichten und super Fotos reichen meiner Ansicht nach nicht aus, einen qualitativ guten Beitrag zu verfassen.

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So nicht! Eine Tour ohne einen tollen Downhilltrail? Nein, so nicht! Das lasse ich mir nicht bieten. Ich kurble dasselbe Strässchen wieder den Berg hoch. Der Frust im Bauch lässt neue Energie frei und bringt mich rasant den Berg hoch. Eine neue Abfahrt habe ich auf dem GPS erspäht.
Jetzt ab in den Trail. Variante Ride gegen Variante Rotscher. Keine Frage, mein Trail rockt. Und wie! Im Nu ist der Ärger hinter mir und meine Stimmung im Hoch. Let’s rock!!! Hammermässig. Mehr Flow kann ein Trail kaum bieten. Das pure Gegenteil vom Spasskillertrail am Wasserfall.
In Varen ist mein Gesicht zu klein, um die nach oben zeigenden Mundwinkel zu fassen. Sauber, die Tour ist gerettet.

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Zufrieden erreiche ich das Auto. Heute habe ich wieder einiges erlebt. Empfehlen kann ich den Wasserfalltrail keinesfalls. Da gibt es tausendmal bessere Trails im Wallis. Egal ob flowig oder technisch.

Distanz: 33.0 km
Fahrzeit: 3:38 h
Höhenmeter: 1’819 hm
Bike: Liteville 301 Mk11

 

8 Gedanken zu „so nicht“

  1. Ciao Roger!
    Es hat mich sehr gefreut dich auf der Tour zu treffen.
    Gemäss deinem Bericht wärst du lieber mit uns gekommen, wir hatten es anschliessend noch sehr lustig. Den besprochenen Gipfel, können wir ja mal gemeinsam in Angriff nehmen ☺

    Mit sportlichen Grüssen
    Patrick (Bergrad.ch)

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  2. Guten Abend rotscher
    Die Ecke dort kenne ich insgesamt sehr gut. Ich schlage vor, Du kommst mal mit mir auf eine Tour. Ich hätte da einige Vorschläge und Varianten. Landschaftlich und trailmässig dürftest Du dann sicher zufrieden sein.
    Ciao, bernhard

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    • Hallo Bernhard. Da freue ich mich schon darauf. Und im Wallis bin ich sowieso schnell zufrieden 🙂 Die beschriebene Ecke bietet viele schöne Trails. Darum erstaunt es auch, dass genau einer der Schlechteren publiziert wird.

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  3. Weiter, höher, extremer – das führt dann zu solchen Tourenbeschrieben. Ist ja auch de facto Illusion in unseren Alpen noch irgendwelche echte Flow-Singletrails zu finden, die ‚Secret‘ sind und man auf Hochglanz als Primeur veröffentlichen könnte. Wenigstens ist sich die RIDE in dieser Beziehung treu – wenn die Jungs irgendwas von ’nicht ganz einfach‘ oder ‚ruppig‘ schreiben, wird es für Normalbiker knüppelhart. Trotzdem pflichte ich Dir bei, dass ich bei einigen Touren schon ein schlechtes Gewissen hätte, die in einem ‚Massenblatt‘ ohne entsprechende Hinweise zu veröffentlichen.

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    • Im Grossen und Ganzen mag ich das Ride. Aber eben, Transparenz und Ehrlichkeit sind für mich wichtig. Dann hat sogar ein solcher Trail seine Berechtigung. Leider fehlen oft gezielte und wichtige Hinweise.

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  4. Schöner Bericht Rotscher und man lebt mir dir mit! Ich habe leider die Erfahrung auch schon gemacht in Rasa (Tessin). Die Tour ist ein Würg! Ein bekannter meinte kurze später das selbe. Danach im Ride wurde die «Rasa»-Tour genau in der Variante als super beschrieben! Naja, die Bilder sahen super aus, der Rest konnte ich nicht nachvollziehen… Tja, die lob ich mir die Blogs mit ihren Beiträge und tollen, ehrlichen Bildern – eben, genau wie deinen!

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  5. Hallo zusammen

    Das ist uns mit dem Meidpass passiert. Die Tour wurde als der Ultra Trail gepriesen aber ehrlich so einen Schrott bin ich noch nie gefahren. Der Aufstieg war genial. Danach 3 Stunden nur Frust. Wir waren schon kurz davor einfach die Strasse runter zu fahren. Aber dann die letzten 1000 Höhenmeter waren wirklich sensationell. Aber diese Variante ist einfach nur Schrott.

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