Wer das Tessin vom biken kennt, dem ist der Name Val Colla wohl ein Begriff. Viele kennen aber den Gazzirola nicht. Wahrscheinlich daher, weil er eher für Technikfreaks reserviert ist. Aber genau dieser Berg ist unser Ziel.
Felix besucht uns im Tessin. Klar nutzen wir da die Gelegenheit um eine Tagestour zu unternehmen.
Wir starten vom Zeltplatz in Agno. Dem Fluss Vedeggio entlang pedalen wir gemütlich bis Lamone. Die ersten Steigungen warten auf uns. Dank den hochsommerlichen Temperaturen sind wir schon nach den ersten Höhenmetern durchnässt. Trotzdem geniessen wir die schönen Tessiner Dörfer, denn der Weg führt weiter nach Origlio, Ponte Capriasca und Tesserete. In Cagiallo führt der erste technische Trail runter zum Bach Cassarate. Auf der anderen Seite hoch ist ein kleiner Fussmarsch angesagt. Das anschliessende Strässchen führt uns nach Sonvico und weiter zur Alp Petrolzo. Der Asphalt wechselt endlich in eine Naturstrasse. Wir folgen immer den Bikewegweisern von Lugano-Bike Route 66. Die Wege sind fast wie überall im Tessin: Steil und steinig. Dennoch ist der Aufstieg sehr gut fahrbar bis zur Alp Pairolo, wo wir eine kleine Hitzepause einschalten müssen (gäll Felix) und unsere Tanks wieder gefüllt werden.
Dann kommen sie endlich, die Singletrails. Am Anfang immer noch stark steigend, später ein Wechsel von rauf und runter.
Der erste Ausblick auf den Gazzirola zeigt die noch bevorstehenden Höhenmeter.
Wir folgen weiter der Route 66.
Zuhinterst im Val Colla liegt auf der Bergkette San Lucio. Ein herrlicher Ort auf der Grenze Schweiz-Italien. Hier oben befindet sich sogar eine kleine Kirche.
Mittagspause, auch für unsere Bikes. Die Hauptarbeit für unsere 2-Räder steht ja noch bevor.
Von San Lucio führt die offizielle Biketoute dem Hang entlang des Gazzirolas Richtung M. Bar-Hütte. Wir nehmen aber auf der italienischen Seite das Strässchen hinauf zum Rifugio Gazzirola mit Aussicht nach Italien.
Ab hier muss das Bike ein paar Höhenmeter bis zum Kreuz geschoben werden. Danach gibt es wieder Trailvergnügen über den Bergrücken.
Der Weg steigt immer noch an. Plötzlich tauchen wir in die Wolke ein. Und dann …
Geschäfft!
Von 271 m.ü.M. vom Lago di Lugano bis hier auf den Gipfel auf 2’112 m.ü.M.
Leider versperrt uns die Wolkenschicht die Aussicht. Die Rundsicht wäre phänomenal. In alle Himmelsrichtungen so weit das Auge reicht. Lago Maggiore, Lage di Lugano, Walliser Alpen, Italien … Schade, aber wir freuen und konzentrieren uns nun auf die Abfahrt. Tessiner Techniktrails vom Feinsten! Freeriden! Wir geniessen die Steilheit, die grossen Absätze, das lose Gestein … Hier ist volle Konzentration gefordert. Für uns aber alles fahrbar und unsere Bikes leisten Schwerstarbeit.
(Der Blick zurück täuscht. Hier sieht die Abfahrt ja fast harmlos aus. Lasst euch aber nicht täuschen.)
Achtung: Diese Zusatzschlaufe über den Gazzirola ist nur für technisch sehr gute Biker empfehlenswert!
Der Trail führt uns über den Grat bis Cima Moncucco:
Ab hier steigt der Gratweg zum Monte Bar wieder an. Daher stechen wir in der Falllinie über die Wiesen hinunter zum offiziellen Bikeweg. Ein flüssiger Singletrail und später ein Stück Kiesstrasse bringt uns zur Monte Bar-Hütte.
Wir geniessen bei einer Einkehr die herrliche Aussicht nach Lugano und See. Leider beeinträchtigt der Dunst die Fernsicht.
Nach einem schnellen Abschnitt erreichen wir das Kreuz von Motto della Croce.
Dann wieder ein teils herrlich verblockter Trail der Felix einen Plattfuss fordert. Kein Wunder bei diesen spitzen Steinen und diesem Tempo (gäll Felix).
Ab der Alp Davrosio düsen wir auf Asphalt runter zum Gola di Lago. Wir halten uns weiterhin an die ausgeschilderte Bikeroute bis kurz vor dem Monte Bigorio. Dort verlassen wir dann diesen. Wir wollen noch etwas Spass. Nennen wir es Singletrailspass nach Tessiner Art. Der Trail auf der Westseite entlang dem Monte Bigorio ist einfach super.
Ab Monti di Brena werden sie wieder technisch anspruchsvoller. Genau das was wir suchen resp. brauchen. Wir erreichen Ponte Capriasca. Zwar war die ganze Runde schon lang genug, trotzdem schalten wir noch eine Zusatzschlaufe ein. Felix kennt noch einen Hammertrail. Wir erklimmen den S. Zenone und erreichen die Kapelle auf dem Berg.
Der Ausblick zeigt uns schon unser Ziel Agno.
Was jetzt folgt ist der krönende Abschluss. Die Abfahrt nach Lamone. Ein Trail der gröberen Sorte. Gespickt mit Treppen, Absätzen, Kehren … Unsere Bikes knattern und die Ketten schlagen im Takt. Gewaltig was das Material aushalten muss.
(Leider habe ich davon keine Fotos. Das Gelände war zu steil um anzuhalten.)
Achtung: Auch hier nur für „Spinner“ empfehlenswert!
Glücklich und zufrieden ab unserer Leistung und ab den heissen Trails pedalen wir mit letzter Kraft zurück nach Agno.
Was für ein Tag.
Fazit: Hardcore-Tour für Technikfreaks.
Die Val Colla-Tour wird meistens in die andere Richtung gefahren. Dann aber ohne Gazzirola und M. Bigorio. Aufstieg und Abfahrt sind dann dementsprechend anders gewählt. Den Gazzirola, die Trails um den M. Bigorio und den Zenone können nur in der beschriebenen Richtung befahren werden.
71.4 km – 2’520 Hm