Im Tessin verbringe ich ein paar Tage Ferien mit meiner Familie. Klar, das Bike darf im Gepäck nicht fehlen. Zwar reicht die Zeit nur für eine Tour, welche jedoch einen unvergesslichen Abschluss dieser Saison bildet.

Monte-Tamaro-001

 

Unsere gemietete, kleine Ferienwohnung liegt am Lago Maggiore. Also soll die Tour in der Nähe ohne Autoanfahrt sein. Cimetta oder Tamaro würden sich da anbieten. Den Cimettatrail kenne ich schon, obwohl es bereits Jahre zurückliegt. Gut, dann fahre ich auf den Monte Tamaro.

Nach einer kleinen Einrollstrecke erwartet mich bei Quartino der erste Anstieg. Was für eine Rampe. Der historische Römerweg führt steil zum Ceneri hinauf. Gut kenne ich den Weg zu genüge von meiner Militärzeit auf dem Ceneri. Da wusste ich was mich erwartet.

Monte-Tamaro-002

Trotz Steilheit, Bollensteinbelag und grossen Löchern erzwinge ich den Pass ohne abzusteigen.

Gleich auf dem Ceneri führt die zuerst asphaltierte Strasse hinauf Richtung Tamaro.
Ein Blick hinunter auf den Ceneri mit Militärkaserne.

Monte-Tamaro-003

Später wechselt das Strässchen auf Kiesbelag. Ich erreiche die Mittelstation der Gondelbahn, später die Endstation Alpe Foppa. Hier herrscht reges Treiben. Viele Turnschuhtouristen tummeln sich rund um das Restaurant, die Kappele von Architekt Mario Botta, auf dem Kinderspielplatz oder der Rodelbahn.

Monte-Tamaro-004 Monte-Tamaro-005

Die Alpe Foppa ist für mich aber nur ein Zwischenziel. Der Aufstieg geht weiter. Nach ein paar Minuten Verschnaufpause flüchte ich weiter den Berg hinauf. Diesen Rummel suche ich beim Biken nicht.
Die Höhenmeter wollen nicht mehr enden. Die Motivation ist immer der Blick zurück mit der bereits geleisteten Arbeit.

Monte-Tamaro-006

Geschafft, ich erreiche die Capanna Utoe Tamaro auf 1’867 m.ü.M. Dies sind satte 1’667 Höhenmeter an einem Stück. Alles natürlich ohne zwangsmässig absteigen zu müssen!

Der Lohn für die harte Arbeit ist die grandiose Aussicht. Sie reicht von den Alpen, über die Magadinoebene, die Tessiner Berge, den Lago di Lugano bis zur Pooebene.

Monte-Tamaro-007

(Panoramabild mit Magadinoebene links und Lago di Lugano rechts)

Das Gipfelfoto entsteht mit Selbstauslöser.

Monte-Tamaro-008

Ich verspeise bei herrlichem Sonnenschein und kurz/kurz-Tenü meine beiden Sandwiches.
Auf den eigentlichen Gipfel des Monte Tamaro wären es nochmals ein paar Höhenmeter zu Fuss. Die spare ich mir. Sowieso weil es hier oben immer noch ordentlich Fussfolk hat.

Am Fusse des Tamarogipfels biege ich ab. Vom Rummel in die Einsamkeit.

Monte-Tamaro-009

Was jetzt folgt ist für mich Biken pur. Der Weg führt mich durch herrliche Naturlandschaften, abseits vom Rummel über geniale Trails.

Monte-Tamaro-010 Monte-Tamaro-011 Monte-Tamaro-012

Trailsurfen wäre krass übertrieben. Es sind eben Ticinotrails. Steinig und unberechenbar. Mal kurz zum verschnaufen, dann aber wieder steil, steinig und fordernd.

Zwischendurch offenbart sich ein Blick auf den Lago Maggiore in Italien.

Monte-Tamaro-013

Nochmals ein paar Höhenmeter bevor ich wieder in den Wald eintauche. Eintauchen in endlose Trails die man nicht mehr beschreiben kann. Eine sehr steile Waldabfahrt mit vielen Felsbrocken, hohen Absätzen und Kehren fordern alles ab. Sehr gelegen kommen die flachen Passagen die dick mit Kastanienblätter bedeckt sind.

Monte-Tamaro-014

Ein Hammertrail schlängelt sich dem Hang entlang. Mal flach, dann ein paar Meter aufwärts, wieder eine technische Stelle und oft etwas ausgesetzt.
Hier fühle ich mich wohl. Alle Trails für mich. Leben hier nur Schlangen und Wildschweine?
Oder doch nicht? Ich erreiche eine Alp. Die Aussicht ist so genial wie die Trails.

Monte-Tamaro-015

(Panoramabild mit Lago Maggiore)

Die Schlussabfahrt ist dann das Tüpflein auf dem i. Hier gibt es kein Verschnaufen mehr. Absätze, Kehren, extreme Steilheit, ich werde Wahnsinnig. Wer hier nicht eine gute Balance auf dem Bike mitbringt und das Hinterrad versetzen kann ist fehl am Platz.
Ein absoluter Traum! So glückliche Momente nach dem Biken sind das wohl Schönste was es gibt. Zugegeben, stolz auf meine Leistung bin ich auch. Neben ein paar wenigen Stellen wo ich absteigen musste war für mich praktisch alles fahrbar.

Schade war ich alleine unterwegs. Hier wären super Actionfotos entstanden.
Von den genialen Trailpassagen habe ich keine Fotos, die habe ich einfach genossen und in mein Herz eingeschlossen.

Die Tour ist für mich die Ticino-Traumtour für Cracks.
Auf die Veröffentlichung von GPS-Daten und einem genauen Beschrieb verzichte ich absichtlich. Wer die Trails kennt oder sie dank den Fotos rekonstruieren kann, der soll die Tour abfahren, geniessen und es für sich behalten!

Wie schön die Tour auch ist, sie ist sehr anspruchsvoll. Dies aus fahrtechnischer wie auch aus konditioneller Sicht. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 7.4 km/h hatte ich schon lange nicht mehr. Dies zeigt wie anspruchsvoll und daher langsam die Downhills sind.

Maronitrails, ich komme wieder!

Und was sagt das GPS?
Distanz: 43.1 km
Fahrzeit: 5:48 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 7.4 km/h
Höhenmeter: 2’163 Hm