Schneewanderung bei Herrn Rambert

Der schneereiche Winter hat eindeutig zu viel vom weissen Zeugs hinterlassen. In Muldenlagen und Schattenhängen kommt man nicht ums Schneestapfen herum. Führt der Wanderweg durch eine langgezogene Talmulde, so muss man sich auf eine lange Schneewanderung einstellen. Ich komme mir vor wie im tiefsten Winter.

Der Aufstieg kostet richtig Substanz. Einige Wanderer kommen mir entgegen und begutachten mich mit riesigen Augen. Unsere Welschen Kollegen sind richtig aufgeschlossen, interessiert und gesprächsfreudig. Alle sprechen mich an. Mensch, was für ein Ärger, dass mich in der Schule das Französisch nicht mehr Freude bereitete. Mit Händen und Füssen, einzelnen französischen Worten und etwas Englisch versuchen wir uns zu verständigen.
Ich muss hier erwähnen, dass ich als Biker sehr wenig Probleme mit Wanderer habe. Aber wenn ich sturen und intoleranten Leuten begegne, sprechen sie nicht französisch, sondern Deutsch (Schweizerdeutsch). Heute sprechen alle unsere zweite Landessprache, also richtig Frieden und relaxte Stimmung am Berg.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich in Saillon vom Camping gestartet bin. Hinauf durch die Rebberge, über die Passarelle à Farinet und weiter der Asphaltstrasse hoch bis Ovronnaz. Das war erst der Anfang. Die Höhenmeter gehen noch gut von der Kurbel. Die erste Alp ist erreicht. Endlich kann ich die E-Biker hinter mir lassen. Auf zur zweiten Alp. Ab hier beginnt für die nächsten fast 700 Höhenmeter meine Wanderung. Dass ich schon auf 2100 Metern das erste Schneefeld queren muss, verheisst nichts Gutes. Ab 2200 Metern sehe ich keinen Wanderweg mehr, nur noch Spuren im Schnee. Das weisse Tal zieht sich endlos in die Länge.

Auf 2500 Metern ist der Übergang erreicht. Auf einem besonnten Bergvorsprung thront Herr Rambert. Ich meine natürlich die SAC-Hütte, die Cabane Rambert. Sie wurde nach Herrn Rambert, einem langjährigen Präsidenten vom Schweizerischen Alpenclub benannt. Endlich kein Schnee für die letzten paar Höhenmeter.

Viel Zeit habe ich nicht. Der Aufstieg durch den Schnee hat die Uhr viel schneller laufen lassen. Und wenn ich in die Tiefe schaue, sieht meine Abfahrt nicht viel besser aus als der Aufstieg.
Ich lasse den Kuchen auf der voll gefüllten Hüttenterrasse sausen, mache kurz ein paar Fotos, und verabschiede mich von Herrn Rambert.

Ein Vater möchte mit seinem Sohn unbedingt meine Abfahrt sehen und warten gespannt. Immerhin sind einige Meter ohne weissen Belag. Richtig cool, Technoflow und Spitzkehren. Unten im Talkessel der von oben erspähte Schnee. Ich versuche den steilen Hang auf dem Bike zu bewältigen. Leider sind die Pistenverhältnisse alles andere als Pulver gut. Ein Abflug ist die Folge. Halb so schlimm, es war eine weiche Landung.
Weiter unten folgen einige sehr anspruchsvolle und/oder nicht fahrbaren Passagen und Abschnitte. Es braucht ziemlich Geduld bis ich endlich in den Flow komme.

Eigentlich wollte ich nochmals einen Übergang anpeilen und dann den bekannten Spitzkehrentrail ins Tal geniessen. Als ich dann im Skigebiet von Ovronnaz vor einem Lehrpfad stehe und die vielen Spaziergänger sehe, mache ich rechts umkehrt. Planänderung. Aber auch diese Variante über Ovronnaz war super, viel Flow und immer wieder technische Leckerbissen.

Distanz: 40.5 km
Höhenmeter: 2’109 hm (680 hm schieben/tragen)
Bahnunterstützung: Keine
Bike: Liteville 301 Mk14

1 Gedanke zu „Schneewanderung bei Herrn Rambert“

  1. Jaja das liebe francais, auch ich wäre schon oft froh gewesen, mich im unterwallis nicht nur mit händen und füssen verständigen zu können. Hätte man in der schule mehr wert auf konversation gelegt, hätten wir sicher mehr freude dafür entwickeln können. Aber immer nur vokabeln und grammatik pauken, machte einfach keinen spass.

    Die schneemengen sind ja echt übel 🙁 dass es noch so viel hat/hatte, hätte ich nicht gedacht (komischer satz ROFL). Den herrn Rambert hatte ich auch schon mal auf dem schirm, da kommt mir dein beitrag grad gelegen, denn ich hatte ihn schon wieder ganz vergessen bei den ganzen anderen projekten.

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