Rochers de Naye

Ich habe es wieder gewagt und einen Touristenberg erklommen. Er thront hoch über Montreux, Villeneuve und dem Schloss Chillon. Von Montreux führt sogar eine Zahnradbahn auf den Gipfel. Kein Wunder habe ich den Berg nicht für mich alleine, ebenso den Wanderweg.

Die Bahn ist kein Thema. Ich möchte nicht ohne einen Schweisstropfen unten am See ankommen. Nicht das Gefühl haben, kein feines Nachtessen mit einem Bierchen verdient zu haben.

Der Aufstieg durch das Tal ist ordentlich steil, meist auf Asphalt, aber ohne Autoverkehr. Jetzt noch ein paar Meter auf Schotter, vom Tal hinauf zur Hauptstrasse, welche zum Col de Chaude führt. Einige wanderwillige Leute parken ihre Autos. Sie haben dasselbe Ziel wie ich.
Das Bike kommt auf die Schultern. Der Weg zieht sich unerwartet in die Länge, beinhaltet sogar eine kleine Abfahrt.

Vor dem Ziel liegt im Schatten ein kleines Schneefeld. Auch dieses kann mich nicht mehr stoppen. Und bereits befinde ich mich unter den Touristen, welche sich mit der Bahn chauffieren liessen. Da war das Murren einer alten Frau doch ziemlich fehl am Platz. Schliesslich habe ich im Gegensatz zu ihr jeden Meter aus eigener Kraft bewältigt.

Die Wolken ziehen über den Gipfel. Die Sicht lässt zu wünschen übrig. Somit lasse ich die letzten Meter zur Aussichtsplattform sausen. Eine kleine Pause und ab in die Abfahrt.
Auf der Karte sah der Trail richtig genial aus, alles über die Krete. Ich habe mir einen schmalen, ausgesetzten Pfad ohne seitlichen Auslauf vorgestellt. Nein, der Weg ist eher eine breite, steinige Touristenautobahn mit Geländer. Schade.
Dann ein kleiner Schwatz mit einem Paar, wo sich noch eine sportliche, einheimische Dame dazu gesellt. Genau so muss es sein, friedlich und humorvoll. Wir tauschen ein paar Worte über die möglichen Wegvarianten aus.

Die Strasse und das Restaurant ist erreicht. Von hier starten unzählige Gleitschirmflieger. Ich gönne mir nochmals eine Pause, geniesse die Sicht auf den See und bewundere die tollen Starts der farbigen Riesenvögel.
Ab in den Wald. Plötzlich bin ich alleine unterwegs. Der Trail hat gewaltig an Breite verloren und an technischen Herausforderungen gewonnen. Die Spitzkehren sind für mich ein gefundenes Fressen. Ich liebe sie ja so sehr. Einige zeigen jedoch ihre zickige Seite, wo bessere Trialkünste erforderlich wären. Kein Problem, auch ich darf mal absteigen.

Das Städtchen Villeneuve ist richtig schmuck, auch die Seepromenade. Mit einem Glacé sitze ich am Wasser und geniesse den Augenblick.
Zurück auf dem Camping packe ich mein Stand-Up Paddle. Diese zweite Sporteinheit ist purer Genuss und Erholung.

Am Abend gibt es ein feines Nachtessen, auswärts in Villeneuve, zusammen mit meinen Camping-Nachbarn. Danke Ursula und Godo für die schönen Stunden und die nette Bekanntschaft 😊

Wer Touristenberge mag, kann den Felsen über dem Léman gerne besuchen. Idealerweise bei sichtigerem Wetter und unter der Woche.
Selbstverständlich gibt es noch andere Abfahrten. Wer die Bahn benutzt, kann sich theoretisch sogar zwei davon am selben Tag gönnen und leisten.

Distanz: 31.7 km
Höhenmeter: 1’653 hm
Bahnunterstützung: Keine
Bike: Liteville 301 Mk14

3 Gedanken zu „Rochers de Naye“

    • Die Namensänderung wäre fast naheliegend 🙂
      Und ich ärgere mich über meine miserablen Französischkenntnisse. Das Erlernen einer Fremdsprache wäre in jungen Jahren einfacher, aber nicht für alle das interessanteste Schulfach 😉

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