die grosse Traverse

Wie kommt man von Visp nach Brig? Die beiden Städte liegen im Haupttal vom Wallis und sind ein paar Kilometer voneinander entfernt. Also lockere Sache. Auf dem flachen und gemütlichen Radweg für jeden zu schaffen 😁
Karen und Birgit wären mit dieser Kurzvariante wohl nicht einverstanden. Logo, ich möchte ihnen die grosse Traverse von Visp nach Brig zeigen.

Auf geht’s. Die Bikes hängen am Bügel. Etwas Höhenmeterhilfe nehmen wir gerne entgegen. So führt der gelbe Bus hinauf nach Visperterminen. Auch der Sessellift ist in Betrieb und befördert uns auf Giw. Voll easy, zumindest bis hierher. Später werden wir keinen Franken bereuen, den wir in Postauto und Bergbahn investiert haben.

Kaum auf dem Sattel, schnellt der Puls in die Höhe. Ein geliebter Kaltstart. Die steilen Rampen führen uns zum Gibidumpass (Titelbild). Die Heido-Suone kann gut in beide Richtungen gefahren werden und ist immer ein Erlebnis.

Erst ganz hinten im Nanztal, beim Fulmoos, kommt man weniger schnell vorwärts. Fahren, schieben und tragen wechseln sich ab. Auf der anderen Talseite geht es im selben Stil weiter. Dieser erste Teil ist mehrheitlich unfahrbar.

Über diesen Bergrücken führen diverse Übergänge zum Simplon. Nanzlicke, Bistinepass, Magelicke, oder auch der Sirwoltusattel. Diesen peilen wir an. Es ist der erste Abzweiger nach dem Fulmoos. Der Beginn ist super fahrbar, bevor das Bike vor dem Pass nochmals auf die Schultern kommt.

Diese Landschaft hier oben gefällt mir besonders. Man ist fernab vom Massentourismus und von Bikerpisten.
Am Ziel sind wir noch lange nicht. Abwärts geht es über einen tollen Trail, vorbei an diversen Bergseen. Kaum ist ein See hinter uns und wir können über die Geländekante sehen, ist der Nächste zu erblicken. Jeder hat seine eigene Farbe und die Berge mit den Schneefeldern spiegeln sich wunderbar im klaren Wasser.

Wir gönnen uns die Mittagspause am Sirwoltusee. Was will man mehr, Bergsicht, Seeanstoss, Sonnenschein, weiches Gras unter dem Hintern, rundum Alpenblumen …

Die nächste Hürde ist die Bezwingung vom Wyssbodehorn. Ein Pfad ist nicht zu erkennen. Nur rot-weisse Markierungen weisen den Weg durch die Stein- und Felsenwüste. Das Bike schieben ist unmöglich, es muss zwingend auf die Schultern. Wir balancieren von Felsbrocken zu Felsbrocken und klettern zwischen den Steinen hindurch. Der Pfad ist echt tricki. Eine sehr gute Trittsicherheit ist erforderlich.
Weiter oben wird es besser, das Gestein wird kleiner und der Weg besser erkennbar.

Geschafft, wir stehen auf 2’623 Meter, dem höchsten Punkt unserer Tour. Seit dem Start vom Giw, bewegen wir uns permanent über 2’000 Metern.

Wir schieben nochmals einen Riegel nach. Obwohl es jetzt in die Abfahrt geht, ist höchste Konzentration erforderlich. Der Trail ist für gute BikerInnen fahrbar. Wir haben einen riesen Spass. Er überrascht uns mit technischen Leckerbissen, Spitzkehren, Absätzen …

Nicht fehlen darf natürlich kurz nach dem Gipfel ein Foto vom Felsvorsprung. Aussen fällt er senkrecht ab und der Blick von hier auf den Simplonpass ist grandios.

Bis Rossbodestafel bleibt der Trail anspruchsvoll. Danach quert er diverse Male die Alpstrasse und wird je weiter wir Richtung Tal kommen umso flowiger. Das Dorf ist bereits sichtbar. Auf dem schönen Platz von Simplon Dorf füllen wir den Flüssigkeitspegel in der Gartenwirtschaft und kaufen in der Bäckerei etwas Süsses. Eine sinnvolle Zeitüberbrückung bis uns der gelbe Shuttle abholt.

Wir investieren nochmals ein paar Franken in das Postauto, welches uns auf den Simplonpass führt. Das Finale ist der bekannte Stockalperweg nach Brig. Ein kleines Supplement gefällig? Als könnten wir nie genug kriegen, geht es in die Zusatzschlaufe zur imposanten Ganterbrücke.

Aus einigen Minuten flacher Radwegstrecke von Visp nach Brig wird ein tagfüllendes Abenteuer, eine grosse Traverse über Gibidumpass, Nanztal, Sirwoltesattel, Wyssbodehorn und Simplonpass. Es ist für mich eine der ganz genialen hochalpinen Traversen, die ich gerne immer wieder mal unter die Räder und Schuhsohlen nehme.
Aber Achtung. Die Daten sehen locker aus, täuschen jedoch sehr. Die Tour ist anspruchsvoll und nur für gut trainierte und fahrtechnisch versierte BikerInnen zu empfehlen. Bikeschleppen gehört dazu. (Nicht E-Bike tauglich!)

An dieser Stelle einen lieben Dank an Karen und Birgit für den gemeinsamen Biketag. Es hat mir richtig Spass bereitet, mit euch unterwegs zu sein 👌

Distanz: 38.9 km
Höhenmeter: 1’043 hm (einiges davon tragen)
Downhillmeter: 3’006 dm
Bahnunterstützung: Postauto Visp-Visperterminen | Sessellift Visperterminen-Giw | Postauto Simplon Dorf-Simplonpass
Höchster Punkt: Wyssbodehorn, 2’623 m
Bike: Liteville 301 Mk14

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