La Tourche

Es wird höchste Zeit, die Campersaison zu eröffnen. Auch höchste Zeit, endlich die Cabane de la Tourche zu besuchen. Diese Berghütte steht schon seit Jahren auf meiner ToDo-Liste. Somit ist mein Van für ein Wochenende auf dem Camping du Bois-Noirs bei St-Maurice geparkt.

Der Talabschnitt zwischen Lac Léman und Martigny, ist der Schweizer Teil der Region Chablais. Dieser wiederum wird durch die Rhone ins Walliser Chablais und das Waadtländer Chablais geteilt.
So überfahre ich gleich nach den ersten paar Metern meiner Tour die Kantonsgrenze in die Waadt und vorbei am Kurbad von Lavey les Bains. Jetzt beginnt der Aufstieg auf Asphalt. Schöne rote Tafeln mit einer Nummer zeigen mir an, was es noch zu leisten gibt. Die total 29 Kehren winden sich über 740 Meter in die Höhe. Die Strasse steigt ordentlich an, womit die Höhenmeter rasant ansteigen.
Nach etwas mehr als einer Stunde passiere ich das Schild Nummer 1. Geschafft … oder doch nicht?

Wer nach diesem Kehrenintermezzo schon am Anschlag läuft, sollte das Vorhaben eher abbrechen. Mit dieser Aufwärmstrecke ist erst das kleine Bergdorf Morcles erreicht. Der richtige Anstieg steht noch bevor.
Die nächsten 1’040 Höhenmeter nagen an der Substanz. Ich habe die Asphaltkehren wohl etwas zu zügig in Angriff genommen. Das rächt sich jetzt, wo die Steigung nochmals zulegt. Endlich wechselt der Belag auf Kies, dafür brennt die Sonne gnadenlos auf meinen Helm.
Die Hütte ist schon von weit unten zu sehen. Sie kommt immer näher. Ganz oben flacht auch die Strasse ab.
Der Aufstieg ist bestens bis zur Hütte fahrbar. Und jetzt ist es soweit … geschafft.

Ja, der Aufstieg ist brutal, knappe 1’800 Höhenmeter am Stück. Eine Erholungsphase erhofft man sich vergebens. Die Erholung kommt erst auf den letzten flachen Metern vor der Hütte. Aber dennoch lohnen sich die Strapazen. Die Sicht ist einfach herrlich. Hinauf zum Morchelzahn, hinab ins Chablais, rüber zum Dents du Midi, in die Ferne zum Lac Léman …
… und die Zufridenheit ist gross. Alles geleistet ohne Mogelpackung im Rahmen 😁

Der Aprikosenkuchen auf der Hütte schmeckt fast 1800 mal so gut wie sonst. So muss es sein.
Das Wetter ist sehr instabil. Die Wolken ziehen sich zusammen und verhüllen bereits die Morchelspitze. Nach Wetterbericht sind lokale Gewitter zu erwarten. Schade, ich würde es noch lange hier oben aushalten. Aber zwischen Blitzen und schweren Regentropfen ins Tal zu düsen, möchte ich nicht. Also nichts wie weiter.

Was jetzt folgt, ist das Highlight der Tour. Über die Krete führt der Trail zum Croix de Javerne, immer mit Blick auf den Lac Léman. Hammer 👍

Nach dem Kreuz kann ich zwischen zwei Abfahrtsvarianten wählen. Ok, ich hebe mein Bike über den Zaun. Heute gibt es die Version Direttissima.
Der Pfad ist schmal und schlängelt sich in unzähligen Kehren den steilen Hang runter. Gut unterhalten ist der Weg nicht. Immer wieder versperrt Gehölz die Durchfahrt, ist der Pfad am wegrutschen oder überwachsen Pflanzen die Spur. Dies unterbricht leider etwas den Rhythmus. Dennoch hat es voll Spass gemacht, ist er doch recht anspruchsvoll und sicher nicht jedermanns Sache.

Fast unten im Tal muss ich dann noch improvisieren. Ein Teil vom Trail ist wegen Holzschlag gesperrt.
Und bereits rolle ich durch das Dorf Bex.

Fast pünktlich mit dem erreichen vom Tal, fallen die ersten Tropfen. Richtig nass wird es jedoch nicht. Die dunklen Wolken werden zügig weggeblasen. In den Bergen ist das Wetter sehr unberechenbar und in gewissen Wetterlagen nur schwer einzuschätzen.

Ich rolle von Bex zurück zum Camping und kann dann sogar nochmals einige Sonnenstrahlen bei einem kühlen Bierchen geniessen.
Diese Nacht werde ich, nach dieser doch sehr anstrengenden Tour, in meinem Campster bestimmt gut schlafen.

Distanz: 38.0 km
Höhenmeter: 1’845 hm
Bahnunterstützung: keine
Höchster Punkt: Cabane de la Tourche, 2’198 m
Bike: Liteville 301 Mk14

9 Gedanken zu „La Tourche“

  1. Gratulation, dass du es geschafft hast. Ich musste ja vor einiger Zeit auf 1750m kapitulieren und hatte dann trotzdem noch eine gute Tour. Die La Tourche bleibt auf meiner Liste, muss einfach einen Tag suchen, wo das Mindset für 1800m am Stück stimmt. Problem sind ja weniger die Höhenmeter als die konstant happige Steigung.
    Grüsse, Spoony

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  2. Ich war mit meinem Kumpel in der selben Woche da oben. Wir haben die andere Abfahrt gewählt hinten rum , nicht die Direttissima. Das war mega cool. Die Variante ist sehr zu empfehlen!

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  3. Habe heute gerade fast die selbe tour gemacht. Runter nicht diretissima.

    Ist schon hart der aufsteig und als psychologischen gründen sollte man die etwas über 60 kehren auch nicht zählen.

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    • Super ! tolle Arbeit 🙂 Die vielen Höhenmeter an einem Stück sind schon eine Ansage. Dafür ist man oben bei der Hütte richtig glücklich und hat die Abfahrt mehr als verdient.
      Danke für deinen Kommentar.

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