Knackville

Was ärgert euch am meisten an einem Bike?

Bei mir ist es ein ewiges, unüberhörbares und nerviges Knacken. Da strampelt man eine oder zwei Stunden den Berg hoch, begleitet von diesem knackenden Geräusch. Man würde den Aluesel am liebsten den Berg runter werfen.
So ist es mir monatelang ergangen. Mail und Telefonate mit Liteville ergaben keinen Erfolg. Mit allen möglichen Begründungen und Thesen hat man mich versucht zu beruhigen. Tretlagerwechsel, Kassettenwechsel, Kettenblattwechsel, Kurbelwechsel, etc. Irgend wann wird es weg sein. Die Ursachen können nicht klar definiert werden. Leider hilft nur ausprobieren.
Schön und gut, aber wer bezahlt mir diese enormen Kosten? Dies alles um allenfalls den Fehler gar nicht gefunden zu haben? Ich habe mich fast mit dem Knacken abgefunden … bis ich wegen einer korrodierten Lagerhülse Liteville ein Mail geschrieben habe. Darin habe ich nebenbei das Knacken wieder erwähnt. Und siehe da. Das erste Mal, dass ich jemanden am anderen Ende vom Telefon hatte, der ehrlich, offen und kompetent scheint.
Ich baue das Carbon-Hinterrad aus, demontiere Reifen und Kassette, und schicke das Laufrad an Syntace. Einige Tage später habe ich das Paket bereits wieder zurück.

Herrlich, das Knacken ist passé. Danke für den tollen Service. Aber wieso geht es nicht auf Anhieb? Der Fall ist schliesslich bekannt, Syntace hat eine Produktionsserie von Naben in Umlauf gebracht, die nicht der Qualität von Syntace entspricht und das Knacken verursacht. Nähere Details möchte ich hier nicht veröffentlichen.
Ein Einzelfall mit knackendem Hinterrad bin ich jedenfalls nicht. Mir scheint, dass Syntace echt Probleme mit den Laufradnaben hat oder hatte. Da diese Laufradserie zusammen mit dem Mk14 raus ging und diese im Set verkauft wurden, gibt es leider sehr viele unzufriedene Mk14 Fahrer.
Unbedingt erwähnen möchte ich, dass Syntace alle Laufräder, jenes von mir und jene von meinen KollegInnen, anstandslos in Ordnung gebracht hat. Ein echt super Service.


Einige Monate später, anstelle vom Knacken gibt es nun ein Knarren bei hohen Belastungen. Zudem hat irgend ein Lager vom Hinterbau oder der Wippe Spiel. Wo die Ursache liegt und ob das Knarren mit dem Spiel einen direkten Zusammenhang hat, habe ich noch nicht herausgefunden.
Was jedoch klar ist, es ärgert enorm.

Vielleicht denkst du, das sind Verschleisserscheinungen. Das mag zum Teil sein. Aber bei keinem meiner bisherigen Bikes, Liteville oder andere, hatte ich in so kurzer Zeit mit so wenig Kilometer so viel Probleme, Verschleiss oder Mängel.
Und ja, angefangen hat die ganze Story schon beim Kauf. Der Rahmen kam bei mir mit falschen Umlenkhebeln an. Alles vormontiert und von Auge für jeden Halbblinden sichtbar.
Ich frage mich, ob die Qualität allzu sehr unter dem sehr schnelle Wachstum von Liteville gelitten hat.


In meinem Blog findet man nur Liteville-Bikes, vom Zusammenbau meines ersten 301 Mk8, über das 301 Mk11 bis zum jetzigen 301 Mk14. Daneben auch mein geliebtes Hardtail, das H-3. So mancher könnte meinen, dass ich vielleicht spezielle Konditionen geniessen kann oder sogar ein Bike gesponsert bekam. Weit gefehlt, alles ist zu regulären Preisen selber bezahlt. Das ist auch der Grund, wieso ich meinem kleinen Frust über das Mk14 freien Lauf lassen kann, schreiben kann, wie ich jetzt darüber denke, was meine Erfahrungen sind.

Keine Ahnung ob andere Marken besser sind, ich einfach ein Montagsmodell erwischt habe, oder meine Ansprüche zu hoch sind.
Im Moment mache ich mir noch keine festen Gedanken zu einem neuen Bike. Der Zeitpunkt wird jedoch irgend wann kommen. Ob es wieder ein Liteville sein wird, bezweifle ich zum jetzigen Zeitpunkt. Mal sehen was die Zukunft ergibt. Die Auswahl an Bikes, die für mich in Frage kommen, ist leider sehr klein 😉


Der ganze Beitrag liest sich vielleicht sehr negativ. Daher möchte ich unbedingt erwähnen, dass ich das Bike immer noch super cool finde. Für mich passt es wie angegossen. Jeder Ritt mit dem Gefährt macht mächtig Spass.
Mein Herz hat aber zwei Seiten. Die eine Seite liebt das Bike über alles, die andere Seite ärgert sich über die hör- und spürbaren Laster. Schade, dass ich nach so viel Litevilletreue, Litevilleliebe und ansonsten sehr grosser Zufriedenheit dies erleben und hier schreiben muss.
Trotzdem, ich freue mich riesig auf die kommende Saison, wo mich das Bike über Pässe und auf Berggipfel begleiten, und mir ein Lächeln auf die Lippen zaubern wird.

12 Gedanken zu „Knackville“

  1. Da sprichst mir das aus der seele, auch mir ging es genau gleich. Auf der einen seite passt das 301 perfekt und ich fühle mich darauf pudelwohl, ich schätzte die stetige weiterentwicklung in kleinen schritten und stehe einfach auf (eloxierte) alurahmen. Auf der anderen seite ist da aber auch der viele ärger, der ich wie du mit dem Mk14 schon hatte.

    Probleme können immer mal auftreten, aber es kommt darauf an, wie man damit umgeht und wie man kommuniziert. Genau da hat Liteville in meinen augen in den letzten jahren abgebaut, um mal nicht zu sagen total versagt. Das problem mit dem knacken wegen den naben mit toleranzproblemen ist anscheinend schon länger bekannt, wird aber totgeschwiegen. Der kunde, und was noch viel schlimmer ist auch die händler, werden damit einfach im regen stehen gelassen, was auf beiden seiten nur frust erzeugt.

    Die bikes sind ja nicht gerade günstig und mit dem Mk12 hatte ich auch kaum probleme, was man vom Mk14 leider nicht behaupten kann. Neben dem knacken hatte auch ich schon korrodierte lager beim trunnion-mount und die toleranz der rahmen ist so gross, dass mit tubelessband nachgeholfen werden muss, damit die eightpins-sattelstütze nicht mehr wackelt. Liteville hat da definitiv ein gravierendes qualitätsproblem. Ein weiteres beispiel dafür ist die falsche endkappe auf der austauschnabe, dank welcher ich einmal mehr zu meinem händler fahren musste, um diese zu tauschen. Immer hilfsbereit bleibt der händler dabei leider auf den kosten sitzen, da ihm Liteville die arbeit und die umtriebe nicht vergütet. Da verstehe ich jeden händler, der sich von der marke abwendet.

    Aus meiner sicht hat sich Liteville übernommen. Muss man denn unbedingt auch noch ein eBike und ein gravelbike in der palette haben? Meiner meinung nach definitiv nicht, man würde sich lieber auf das kerngeschäft resp. bikes im angestammten einsatzgebiet konzentrieren, mit welchen man in der vergangenheit grosse erfolg hatte und wofür man bekannt wurde.

    Auch ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn sich da nichts ändern wird, mein nächstes bike kein Liteville mehr sein wird.

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    • Hallo Sven. Vielen tausend Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Du sprichst mir aus dem Herzen und hast den Beitrag damit super ergänzt und konkretisiert.
      Weisst du noch, als wir zusammen im Wallis im Gleichschritt durch die Gegend geknackt sind? 😀
      Und ja, vor allem das E-Bike hätten sie von mir aus nicht auf den Markt bringen müssen. Mich dünkt, dass sie alle Kräfte in dieses Projekt stecken, womit das Kerngeschäft darunter leidet. Die Hersteller verfallen in Panik, angesichts dieser bedenklichen Entwicklung zur Motorisierung.

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  2. Darf ich auch kommentieren, obwohl ich kein Liteville fahre? Ich fand das 301 schon immer ausgesprochen cool. Ich mag immer noch das schnörkellose Design, die fetten Rohre und es scheint allen Alpinbikern auch bestens zu taugen. Ich bin ja seit zwei Jahrzehnten fanatischer Nichtkettenschaltungsbiker und hatte sogar mal überlegt, trotz aller Schwierigkeiten eine Rohloff Speedhub in ein gebrauchtes 301 einbauen zu wollen. Mit X12 hätte ich das mit einer neuen Speedhub wohl noch hinbekommen können, seit dem asymmetrischen Hinterbau ist mit dieser Überlegung aber Schluss. Trotzdem hab ich im Bikemarkt immer wieder mal nach gebrauchten 301 geschaut, weil eben immer alle so davon schwärmen. Da wäre ich sogar wieder auf Kettenschaltung gewechselt. Mit Euren Erfahrungen werde ich das aber wohl doch bleiben lassen.

    Leider geht für meinen Geschmack der Trend eh in die falsche Richtung – immer noch breitere Hinterbauten, damit immer noch mehr Gänge und noch mehr Masse reinpassen. Diese unglückliche Entwicklung und mein zu kleiner Geldbeutel lassen mich immer noch bei meinem 2011er Rotwild bleiben, das in all den Jahren nur einmal geknackst hat. Da hatte der Schnellspanner an der Hinterachse nicht mehr genug Spannkraft, so dass beim Kurbeln das Hinterrad in den Ausfallenden wackelte. Die Laufräder habe ich mir 2007 aufbauen lassen und fahre sie bis heute unverändert und unrepariert. Nicht dass Rotwild nicht auch schon Probleme hatte – mir ist mal ein Unterrohr halb durchgerissen, aber das war 2007.

    Viel schlimmer als den technischen Defekt finde ich in Euren Fällen aber den Umgang damit durch Liteville. Fehler passieren, aber es kommt immer darauf an, wie man damit umgeht. Totschweigen, aussitzen, ignorieren geht gar nicht. Da dürfte sich Liteville auch nicht wundern, wenn zwei treue Leute wie Ihr, die ihre Litevilles seit Jahren vielfach im Internet präsentieren, dann doch auf andere Marken umschwenken. However, möge die kommende Saison auf Eurer Seite sein und Euch Corona nicht allzu sehr einschränken.

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    • Na klar, jeder Kommentar ist gern gesehen. Hallo Michi.
      Nichtkettenschaltungsbiker … coole Bezeichnung 🙂 Ich hatte beim ersten Aufbau vom 301 Mk8 auch Gedanken an eine Getriebeschaltung verloren. Das scheiterte dann aber doch am Gewicht.
      Und ja, du hast recht. Fehler passieren. Wie du schreibst, ich hätte mir einen ehrlicheren und transparenten Umgang von Beginn weg gewünscht. Ich bin überzeugt, dass immer noch viele Biker mit den tolleranzschwachen Laufrädern und mit einem Knacken unterwegs sind.
      Wünsche einen guten Saisonstart auf dem Bike!

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  3. Mit solchen Investition sollte Mann eigentlich in den trails nicht noch mit Problemen befassen.
    Ich kann mir vorstellen, dass die Anforderungen für das Bike von dir hoch sind oder die „Liteville“ Technologie ist nicht dafür gewachsen, aber dennoch die Beschwerden sind inakzeptabel.

    Mein Vorschlag als treuer Transition-Kunde ist daher, den neuen Transition Sentinel V2 auszuprobieren (Siehe Link) „Du wirst es nicht bereuen“

    https://www.youtube.com/watch?v=VhDZPJFuiPk

    Trotzdem freue ich mich sehr auf die kommende Saison mit dir, über Pässe und auf Berggipfeln. Vielleicht kommst du mit einem geeigneten Fahrrad, das dir mehr Freude bereitet „als Knackville“.

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    • Im Moment wird das Knackville nicht ersetzt 🙂 … kann mir ja nicht dauernd ein neues Bike leisten.

      Ein Freund hat sehr passend zum Beitrag gemeint: Das Knacken oder Knarren einfach ignorieren und sich dafür auf die schönen Sachen konzentrieren … den tollen Trail, die wunderschöne Natur, die Freundschaften … oder die hübschen Begegnungen 😉

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  4. Vom Knackville zum Teflonville
    Hallo Roger
    Auch mein Liteville hat mich mit dem Knacken genervt. Ich hatte schon bald vermutet, dass ein Lager nicht richtig sitzt. Eigentlich ist es klar, wenn du ein Lager ohne Werkzeug aus der Schale nehmen kannst, ist es zu klein. Es hat sich auch im Mü-Bereich bewegen lassen. Aber erst dein Beitrag, welcher mir von Andi geschickt wurde, hat mich dazu motiviert, das Ärgernis zu beheben. Habe deinen Beitrag meinem Händler geschickt. Der wollte davon nichts wissen. Also gab es nur noch zwei Lösungen. Neue Lager oder den Aussendurchmesser des Lagers vergrössern. Das zweite schien mir einfacher. Ich nahm ein Teflonband vom Sanitärinstallateur -die brauchen das statt Hanf zum Rohrgewinde dichten- legte kurze Stücke davon quer über das ausgebaute Knacklager, so dass die Enden über das Lager hinausragten, drückte das Lager wieder in die Schale und ich habe nun ein völlig lautloses Teflonlager. Kosten: Dein Tipp war gratis, die 10 cm Teflonband kosten auch nichts und die Zeit dafür am Feierabend kannst du dir selber berechnen.
    Wünsche dir nun viel Erfolg beim Nachbau. Gruess Urs

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    • Hallo Urs. Danke für deinen Kommentar und die Erfahrungen. Bei mir waren es nicht Toleranzen bei den Lagerschalen, sondern in der Hülse der Steckachse. Das Übel wurde durch Syntace beseitigt.
      Im Moment knarren bei mir wieder beide Litevilles. Diesmal ist es ein Knarren und kein Knacken wie das erste Mal. Ich befürchte stark, dass die Ursache trotzdem wieder bei den Laufrädern liegt. Achse, Nabe oder Freilauf. Irgend wie habe ich immer mehr Bedenken bei den Syntace-Laufrädern. Der ganze Aufbau und die Mechanik vom Freilauf finde ich zwar super. Aber wenn das Endprodukt nicht überzeugen mag, so dass es einige Jahre Freude bereitet, nützten alle guten Entwicklungen und Ideen nichts.

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  5. Hallo Rotscher, ich fahre seit 15 Jahren das 301 aus der allerersten Serie. War bisher immer zufrieden (na ja, 27.5 Zöller wären schon schön). Ueberlege mir derzeit ob ich wieder ein 301 nehmen soll und habe deinen Bericht aus letztem Jahr gelesen. Hat sich an deiner Meinung, keine Liteville mehr zu kaufen geändert in den letzten 12 Monaten? Besten Dank und beste Grüsse, Dani

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    • Hallo Dani
      Mein Knackville fährt immer noch zuverlässig über alle Trails 🙂
      Das Knacken ist Vergangenheit. Ausser einem Spiel bei der Dämpferaufnahme macht mein 301 richtig Spass. Aber ob ich wieder eines kaufen würde ist eine sehr schwere Frage. Wenn ich richtig informiert bin, baut Liteville keine S-Rahmen mehr. Zumindest auf der Internetseite sind keine gelistet, obwohl sie immer noch fleissig für ihre vielen Rahmengrössen Werbung machen. Diese Tatsache macht mir den Entscheid leichter. Es wird kein Liteville mehr geben. Mir passt die Rahmengrösse S mit meinen 170 cm Körpergrösse perfekt. Möchte hier keine Kompromisse eingehen.
      Gäbe es noch kleine Rahmen, wäre die nächste Frage nach 29 Zoll Räder. Mir schwebt ein S-Rahmen mit 29 Zoll vor. Aber ehrlich gesagt bin ich noch kein solches Bike gefahren. Eine Testfahrt ist nötig.
      Ansonsten war ich mit meinen Liteville-Bikes sehr gut zufrieden. Würden alle vorhin beschriebenen Umstände stimmen, könnte ich mich wieder für ein Liteville erwärmen.

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