Über der Grenze

In dieser Coronazeit, mit all den Einschränkungen und geschlossenen Grenzen … ja, gibt es doch noch eine offene Grenze ins Ausland 😉

Rolf und Kurt folgen meinem Vorschlag, ins Fürstentum Liechtenstein zu fahren. Das kleine Nachbarland zählt ja in vielen Bereichen fast zur Schweiz. Oder zumindest leben wir ein sehr enges und offenes Verhältnis. Ich jedenfalls bin immer wieder gerne im Ländle.

Wir treffen uns in Schaan, gleich über der Grenze. Die ersten Kilometer auf dem Rheindamm sind lockeres Einrollen. Dann folgt jedoch ein happiger Aufstieg. Die Naturstrasse steigt ununterbrochen steil an und schlängelt sich durch das Tobel. Es ist jetzt im Frühling recht ungewohnt, so viele Höhenmeter an einem Stück zu bewältigen. Rolf und Kurt erklimmen die Steigung als wäre es fast flach. Ich keuche vor mich hin und muss feststellen, dass meine Form extrem zu wünschen übrig lässt.
Dann geht es in den Trail. Kurz eine unfahrbare Stelle, dann ein Bilderbuchtrail. Die erste Alp ist erreicht. Die gepflegten Ferienhütten thronen hoch über dem Rheintal. Die Aussicht von hier ist einfach immer überwältigend … der richtige Ort, um die erste Pause einzulegen.

Die Abfahrt muss noch ein paar Meter warten. Ich möchte den Downhill von der zweiten Alp nehmen.
Herrlich, der Trail windet sich über viele Spitzkehren den steilen Abhang hinunter in die Tiefe. Hier bin ich wieder im Element. Ich liebe solche Trails. Da steht Fahrtechnik vor Schreddern. Und diese Pfade sind einiges unbekannter als der klassische, verbotene Trail.

Der zweite Teil der Abfahrt lassen wir aus. Ansonsten wird es zu spät. Wir queren den Hang und versuchen, möglichst hoch zu bleiben. Dennoch gibt es einen langen zweiten Aufstieg. Ich spüre plötzlich mein Knie wieder zwicken, das Kreuz schmerzt und die Beine sind leer. Auf den letzten Metern kann ich knapp einen Krampf im linken Bein vermeiden. Mensch, ich bin ein richtiger Krüppel. Es gibt nichts was mich mehr nervt, als ein Körper der nicht einwandfrei funktioniert.
Jetzt ist regelmässiges Training angesagt. Und allenfalls muss das Knie trotz aller Bemühungen einer OP hinhalten. Mal sehen.
Bei der Alp Silum machen wir die zweite Pause. Diese ist für mich bitter nötig.

Wir erreichen Gaflei. Endlich geht es nur noch abwärts. Ein kurzer Besuch vom Aussichtsturm muss sein.
Die Abfahrt ist immer wieder cool. Aber wie oben erwähnt, sie ist offiziell Bikeverbot. Trotzdem wird sie sehr regelmässig von Bikern befahren. Ich empfehle einfach, diese Abfahrt nicht bei schönstem Wochenendwetter zu fahren. Ihr macht euch definitiv unbeliebt.

Die untere Hälfte nach der Ruine ist dann offizielle Bikestrecke. Trail um Trail wird gerockt. Im unteren Teil verläuft die Bikestrecke wohl auf der Kiesstrasse. Dass alle Biker natürlich den Trail wählen, ist logisch. Da stellt sich eine Einheimische uns in den Weg und murmelt die lächerliche Frage vor sich hin, ob wir hier hinunter dürfen. Das müsse von der Gemeinde geändert werden. Gut, dass es noch Menschen gibt, die solche Probleme haben.
Wir lassen die arme Frau ziehen und geben den Bikes die Sporen. Mit Vollgas fliegen wir über die Wurzeln nach Vaduz.

Es war einfach genial. Immer schön, anständige Trails rocken zu können. Einziger Wehrmutstropfen war … ihr wisst es ja …
Danke Rolf und Kurt für die Begleitung … bis zum nächsten Mal.

Distanz: 41.1 km
Höhenmeter: 1’792 hm
Bike: Liteville 301 Mk14

4 Gedanken zu „Über der Grenze“

  1. Heja, keinen Schnee mehr im Lawenatobel? Ist ja fabelhaft. Werde die Tour – doch ohne Gaflei – bald mal unter die Stollen nehmen. Recht attraktrive Trails…

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  2. Das macht lust auch einmal ins „Ländle“ zu reisen, eine gegend die bikemässig für mich noch totales neuland ist.

    Hmm, das wiederaufkommende kniezwicken und eine etwaige OP kommen jetzt zu saisonbeginn saudoof 🙁 … hol dir auf jede fall vor dem schnippeln eine zweit- oder sogar drittmeinung, habe schon zu viele gesehen, wo eine OP eher das gegenteil einer verbesserung brachte.

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  3. Super schöner Bericht, um diese leiden Tage zu überstehen. Obwohl ich mich bisher an die Regeln gehalten habe, zieht es mich auch hinaus und hinauf. Insbesondere wenn die Randsportart Fussball Freipässe bekommen sollte, hält mich definitiv nichts mehr. Da ich ja meine anstehenden Ferien wohl nicht in der Provence verbringen kann, werden wir wohl mit dem Camper durch die Schweiz reisen. Falls wir mal in der Zentralschweiz oder gar Ostschweiz wären, würde ich mich melden…

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