Piz Terza

Nach den paar Tagen im Unterengadin, führt mein Weg über den schönen Ofenpass ins Münstertal. Ich habe zwei Gipfel im Visier. Bikeschleppen ist angesagt.

Die Alpstrasse führt gleich ab Müstair in die Höhe. Immer wieder erhasche ich zwischen den Nadelbäumen einen Blick ins Tal, auf das Kloster und den Camping Muglin, wo ich übernachte. Übrigens ein sehr schöner Camping, wo sich ein Besuch lohnt.
Nach gut 800 angenehmen Höhenmetern folgt die erste Kraftprobe. Der Alpweg ist ruppig und sehr steil, aber noch fahrbar. Bei der Alphütte ist dann definitiv fertig mit fahren. Der Pfad führt schnurgerade den Berg hoch. Das Bike darf auf die Schultern, 700 Höhenmeter Bikeschleppen.

Der letzte Schotterhang bis zum Vorgipfel ist zu bewältigen. Ich treffe auf ein älteres Paar. Ein kurzer Schwatz, ein erster Rundumblick, dann traversiere ich hinüber zum Gipfelkreuz. Der Piz Terza ist so etwas wie der Hausgipfel von Müstair und 2’909 Meter hoch.

Ich geniesse die herrliche Sicht. Auf Augenhöhe mit allen Berggipfeln zu sein ist einfach das Schönste. Rundum nur Berge. Ein Bergzacken nach dem anderen, so weit das Auge reicht.

Zurück auf dem Vorgipfel, kann ich den Verlauf meiner Abfahrt verfolgen, den Fuorcla Sassalba und das Val Costainas.
Erstes Ziel sind die beiden kleinen Bergseen auf dem Fuorcla. Der Trail führt durch eine Steinlandschaft mit zaghafter Vegetation. Herrliches alpines Biken.

Die umliegenden Berge spiegeln sich wunderschön im kleinen Gewässer. Aber schon wieder eine Pause einzulegen, wäre des Guten zu viel. Weiter mit dem Downhill. Der Blick über die Ebene vom Val Costainas ist wunderschön, alles fast unberührte Natur.
Der Trail fordert einiges an Geschick auf dem Bike. Ich kam schliesslich zum Entschluss, diesen Teil als Trialflow zu bezeichnen. Ich fühle mich wie auf einen Spielplatz für Biker. Viele grosse Steine, Büsche und Grasbüschel prägen den Pfad. Kein Meter ohne Hindernis. Ich zirkle mein Bike durch die Hindernisse, springe darüber, hüpfe von Stein zu Stein. Ein Bisschen wie Trialfahren, und doch mit Flow. Normalobiker oder Shredderjungs würden daran wahrscheinlich keine Freude haben und vieles zu Fuss absolvieren.
Ich treffe wieder auf das ältere Paar vom Gipfel. Sie sind froh, nicht mit einem Bike unterwegs zu sein und staunen, dass man hier fahren kann.
Im unteren Teil, vor dem Pass da Costainas, mässigt sich der Trail und die Geschwindigkeit steigt. Auch die Vegetation wird immer grüner und saftiger.

Anstelle auf der Kiesstrasse ins Tal zu donnern, gibt es eine kleine Zusatzschlaufe. Vorbei geht es an der Alpwirtschaft Champatsch. Wer sitzt den hier? Moni und Marco, die ich auf dem Camping kennen gelernt habe, haben mit ihren E-Bikes ebenfalls dieses schöne Plätzchen angepeilt. Ok, dann gibt es gerne noch eine Pause.

Ich folge danach der Bikeroute, inklusive ein paar Höhenmeter. Fast etwas unscheinbar zweigt meine Route von der offiziellen Strecke ab. Erst ein paar Meter weiter unten geht es so richtig zur Sache. Der schmale Pfad schlängelt sich mit engen Spitzkehren durch den steilen Hang. Wer hier keine sichere Fahrweise und gute Spitzkehrentechnik beherrscht, wird nicht glücklich. Ich bin voll im Element.

Unten in Tschierv treffe ich auf drei Transalpbiker. Sie sprechen mich an und fragen, ob es bis Müstair auch Trails gibt, oder ob man der Bikeroute folgen muss.
Sie hängen sich an mein Hinterrad. Meine Route besteht grösstenteils aus Trails, führt aber auch ein paar Höhenmeter aufwärts. Der Erste klinkt sich nach diesem Uphill aus und folgt der Strasse. Die anderen beiden schlagen sich tapfer und sind in Müstair voll zufrieden mit dem genialen Trailfinale.

Das war ein super Biketag mit vielen coolen und abwechslungsreichen Trails, von technisch anspruchsvoll bis flowig. Auch landschaftlich ist die Region sehr schön. In der Abfahrt wechselt die Farbe von Grau über rötlich-braun bis saftig Grün.
Ich freue mich schon auf die nächste Gipfeltour.

Distanz: 37.8 km
Höhenmeter: 2’037 hm (ca. 700 hm tragen)
Bike: Liteville 301 Mk14

5 Gedanken zu „Piz Terza“

  1. Oh super, balsam für die seele diese schönen bildern aus dem grünen tal, zwei jahre ist bei mir mittlerweile her, da kommen die erinnerungen grad wieder zurück als wärs gestern gewesen 🙂

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  2. Bin grad in Müstair und auf deine Tour gestossen. Sieht spannend aus. Hast du ein GPS mitgeschnitten, bei welchem die Trailrückfahrt nach Müstair etwas einfacher zu finden ist :-)? Wäre cool, den zu erhalten. danke

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