Monte Bisbino

Und es hat doch noch geklappt. Unser traditionelles Bikeweekend im Tessin musste zweimal wegen schlechtem Wetter verschoben werden. Die Konsequenz ist, dass wir heute nur zu Viert von den Gipfel(i)-Stürmern in den Süden reisen.
Davut und Adil empfangen Hans und mich auf dem Parkplatz in Chiasso bereits mit Outdoor-Kaffee. Da steht einem tollen Tag mit Freunden nichts im Weg.

Ich freue mich riesig. Der südlichste Zipfel von der Sonnenstube kenne ich nur vom Zoll, wenn man nach Italien reist. Mit dem Bike ist es aber durchaus ein Besuch wert.
Kaum sitzen wir im Sattel, ist die Grenze bereits überrollt, die Landesgrenze meine ich. Herrlich dieser südliche Flair, egal auf welcher Seite vom Zollhaus. Cernobbio am Lago di Como sieht sehr einladend aus. Trotzdem lassen wir es rechts liegen und kämpfen uns die Höhenmeter den Berg hinauf. Der Aufstieg ist recht angenehm, aber lange. Zwischendurch erhaschen wir einen Blick auf den blauen See, verschwinden dann wieder im Wald. Erst vor dem Schlussanstieg ist das Ziel zu sehen. Ich drücke nochmals kräftig in die Pedalen. Ich bin dankbar, so fit zu sein und geniesse jeden Pulsschlag.

Oben endet die Strasse. Die Sicht über Como, den See, die umliegenden Berge ist herrlich. Richtung Poebene verschleiert der Smog die Landschaft. Auf dem höchsten Punkt auf 1’325 m.ü.M thront das Gebäude mit Kapelle und Restaurant. Ursprünglich war der Bisbino als Artilleriefestung zur Kontrolle des Tessiner Teils geplant. Ganz fertig realisiert wurde dies jedoch nie.
Wir legen eine verdiente Pause ein, hier, noch auf italienischem Boden.

Im Aufstieg muss man mit einigen Autos und Rennvelofahrer rechnen, da die Strasse durchgehend asphaltiert ist. Kaum starten wir in die Abfahrt, sind wir alleine, keine andere Menschenseele. Jaja, die Italiener, ein Volk von Gümmeler.

Die ersten felsigen Technikpassagen empfangen uns gleich nach dem Start, dann folgt Flow und Speed über die grünen Wiesen. Die Krete ist nicht bewaldet, eine der wenigen Stellen auf der Tour. Der letzte Blick zurück zum Bisbino.
Davut donnert die Alpstrasse runter und verpasst den Abzweiger. Schade, wir biegen trotzdem links ab, um auf der Krete zu bleiben. Über viele spitzige Steine sucht jeder die Ideallinie. Der Trail ist immer wieder sehr verspielt und verläuft nicht nur abwärts, immer schön der Landesgrenze folgend. Dann schieben wir das Bike ein paar Meter den Hügel hinauf, zum Pizzo Meda.

Wir orten Davut. Alles klar, er ist bereits weiter unten. Wir folgen dem schönen Tierpfad bis zum Aussichtspunkt. Die Datenbank vom Bikemagazin Ride ist ja schon gut und recht, ebenso die Singletrailmap. Aber verlasst euch nicht darauf. Der Trail vom Pizzo Meda würde anders verlaufen, welcher zugewachsen ist. Unsere Variante ist absolut empfehlenswert. Beim Aussichtspunkt dann scharf rechts halten und dem Höhenweg folgen.
Bald sind wir wieder auf dem Track. Dieser zeigt nach unten, steil nach unten. Über Spitzkehren, Stufen und auch gemässigten Untergrund vernichten wir die Höhenmeter. Genau mein bevorzugtes Terrain. Während ich voll in meinem Element bin, ziehen die Kollegen an einzelnen Passagen den Fussmarsch vor.
Der Trail ist sehr abwechslungsreich und immer wieder gespickt mit technischen Leckerbissen. Für weniger gute Biker ist diese Abfahrt nicht zu empfehlen. Je besser die Fahrtechnik ist, umso spassiger das Erlebnis. Shredder sind hier ebenso fehl am Platz.

Davut haben wir wieder gefunden, die letzten Meter vernichtet und befinden uns bereits zwischen den südlichen Häusern auf geteertem Untergrund. Zurück beim Auto, verschieben wir sofort nach Capolago, beziehen unser Hotelzimmer, ziehen die Badehosen an … herrlich 😎 … Das Wasser vom Lago di Lugano ist sehr warm. Trotzdem ist die Erfrischung perfekt. Der Tag war heiss und schweisstreibend. Wenn das kein idealer Abschluss nach einer gelungenen Biketour ist … und jetzt noch das Abschlussbierchen und eine feine Pizza …

Monte Bisbino häd gfäged 👍

Distanz: 31.3 km
Höhenmeter: 1’135 hm
Bike: Liteville 301 Mk14

1 Gedanke zu „Monte Bisbino“

  1. Wir haben viele gemeinsame Eindrücke gesammelt wenn man unsere beiden Berichte vergleicht auf dieser ungewöhnlichen Biketour. Natürlich haben wir komplett unabhängig unsere Berichte erstellt. Ja, wirklich speziell, diese Abfahrt. Aber wie immer liegt die Wahrheit in der Mitte. Ich würde sagen ein perfekter Biketag und zudem wieder mal eine neue Gegend kennengelernt und das fast in meiner Heimat. Denn ich bin Bürger von Coldrerio. Also fliesst bei mir auch ein bisschen südländisches Blut durch meine Adern. Bin gespannt ob wir diesen Tag Morgen noch toppen können.

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