Zürcher Oberländer Gipfeltour

Nachdem mein Bike wieder in alter Frische erstrahlt und der heutige Sonntag nochmals tolles Bikewetter verspricht, gibt es kein Halten mehr. Ich möchte wieder mal das Gipfelglück spüren, einige Höhenmeter absolvieren und vor allem ein paar knackige Trails fahren.
Ich entscheide mich für das Zürcher Oberland mit den Gipfeln Schnebelhorn, Bachtel und Hörnli. Diese lassen sich wunderbar zu einer Runde verbinden.

20.5.12-001

 

Ich krame in der GPS-Daten Kiste nach einer akzeptablen Tour. Da bin ich auch gleich fündig geworden. Nach dem Studium des Tracks war für mich klar, dass dieser noch etwas frisiert werden muss. Ein paar Höhenmeter mehr, einen zusätzlichen Downhill und direkte Aufstiegswege anstelle Asphalt.
Das GPS ist geladen mit Akku und Track. Alle sieben Sachen sind auch beisammen. Auf was warte ich noch?
Mit dem Auto fahre ich auf die Hulftegg wo mein Start- und Zielort ist. Kurz vor Zehn Uhr sitze ich auf dem Bike. Gerade noch ideal um vor den meisten Wanderern zu sein die ebenfalls Richtung Schnebelhorn möchten.
Fast nur ein paar läppische Meter zum einrollen müssen genügen. Schon stellt sich mir eine sehr steile Passage in den Weg. Das fängt ja gut an. Bereits nach so kurzer Zeit schon auf Hochtouren. Die nächste Rampe folgt. Gut habe ich keinen Pulsmesser dabei. Der würde bei solchen Rythmen error anzeigen.
Die letzen Meter auf den Gipfel des Schnebelhorns schultere ich meine Edelkarosse. Der erste Gipfel ist mit 1’292 m.ü.M zugleich auch der Höchste des heutigen Tages.

20.5.12-002

Eine kleine Verschnaufpause muss sein, bevor es abwärts geht. Die ersten sehr kniffligen Passagen erfreuen mein Bikerherz und fordern vollste Konzentration. Das ist aber nur ein sehr kurzer Abschnitt.
Hier bei der Schindelberghöchi zweige ich ab.

20.5.12-003

Ich möchte unbedingt über den Dägelsberg. Das gibt ein paar Höhenmeter mehr und erfreut mit einer coolen Abfahrt bis zur hinteren Töss.
Der Dägelsberg fasziniert mich. Irgend wie strahlt dieser schmale und steile Hügel eine spezielle Atmosphäre aus. Ich mag ihn einfach. Ich würde diesen einsamen Ort als mein Lieblingsplatz auf dieser Tour bezeichnen. Bevor man aber oben ist, gibt es das Bike zu schultern. Eine sehr steile Treppe führt mich auf den Hügelrücken.

20.5.12-004 20.5.12-005 20.5.12-006 20.5.12-007

Jetzt kommt das Sahnehäubchen. Ein super Downhill verführt mich in die Trailwelt. Ohne Halt surfe ich hinab, steche aus dem Wald und absolviere die letzten Meter über diesen Wiesentrail.

20.5.12-009

Hier ist das Dägelsberger Wisli wo du unbedingt kurz anhalten musst. Als Mann kannst du die wundervollen Kurven der schönen Frau nicht übersehen.

20.5.12-008

Der zweite Teil bis zur wilden Töss ist etwas steiniger und bringt dich in die Region wo dieser Fluss entspringt.

20.5.12-010

Bei der Tössscheidi verlasse ich die Hintere Töss und folge der Vorderen Töss. Zwischen Nagelfluhfelsen schlängelt sich die Kiesstrasse leicht aufwärts. Plötzlich hat die angenehme Steigung ein Ende. Die bevorstehende Extremsteigung frisst mir ordentlich Kraft aus den Beinen. Oben, bei der Asphaltstrasse könnte man abwärts Richtung Wald fahren. Ich habe mir aber einen anderen Trail ausgedacht. Dieser startet weiter oben. Ohne am Vorhaben zu zweifeln folge ich der Strasse Richtung Scheidegg.
Die folgende Trailabfahrt entpuppt sich dann als lohnenswert. Hier unten ist der gesuchte Trail.

20.5.12-011

Ebenso schön ist das anschliessende Tobel nach Wald.

20.5.12-012

Wer zu diesem Zeitpunkt noch fit ist und überschüssige Kraft aufweist, der soll meinem Track folgen. Ich wälte nähmlich den direkten Wanderweg steil hinauf zum Bachtel. Als Alternative bietet sich die schonendere Ashaltstrasse an.
Gleich der Start unten in Wald zerrt fast die letzen Kraftreserven aus den Oberschenkeln. Hoffentlich kommt bald Linderung. Weit gefehlt. Aus dem Strässchen wird ein Trail. Die Treppenstufen zwingen das Bike ein paar Meter zu schieben. Mit letztem Einsatz bewältige ich die kniffligen Wuzelstellen. Ein kleines Dankeschön sagt dieser flache Wiesentrail.

20.5.12-013

Ich erreiche den Bachtelspalt. Jetzt weiss ich warum ich unbeding hier hoch musste. Dieser Felsspalt ist eine Besichtigung wert. Aber bitte nicht versuchen mit dem Bike durch zu fahren. Auch mit einem schmalen Cross Country Lenker hast du keine Chance.

20.5.12-014

Von hier kann es nicht mehr weit sein zum Bachtel. Richtig schlapp steige ich beim Aussichtsturm vom Bike. Dieser Aufstieg hat mich geschafft.

20.5.12-015

Bei der kurzen Pause muss ich unbedingt zwei Riegel nachschieben. Ich habe noch einiges vor mir.
Auf die Turmbesteigung verzichte ich und pedale weiter. Yeh, es geht abwärts, und wie. Der Treppentrail hat ein paar leckere Stelle und lässt die ganze vorangegangene Anstrengung vergessen. Lediglich einer jungen Familie begegne ich. Als der kleine Junge mich über die Absätze zirkeln sieht, stösst er ein beeindruckendes wow aus. Das hat ihn fasziniert. Ich glaube, der wird mal Biker.
Etwas später dann dieser wunderbare Waldrandtrail.

20.5.12-016

Schon die geringste Steigung bringt mich in die Realität zurück. Ich fühle mich ziemlich ausgepresst.
Der Weg führt über den gesamten Hügelzug. Am Ende erblicke ich bereits das Hörnli.

20.5.12-017

Schade liegt dazwischen das Tösstal. Dies bedeutet, dass ein langer Aufstieg auf mich wartet. Aber alles hat zwei Seiten. Das positive ist, dass es zuerst abwärts geht. Schon bin ich im Wald verschwunden und vernichte die Höhenmeter im Eilzugstempo.
Nach dem Dorf Steg steuere ich mein Bike die Kiesstrasse hoch bis zum Hörnli auf 1’133 m.ü.M. Zugegeben, ich krieche mit letzter Kraft vor mich hin. Die letzten Meter vor dem Restaurant sind die Steilsten. Ein zucken durchschiesst meine Beinmuskeln. Mit knapper Not entkomme ich einem Krampf. Das wäre eine Nummer gewesen. Vor dem Restaurant mit Krampf vom Bike zu kippen.

20.5.12-018

Der Wind setzt ein, in der Ferne sind die ersten Donner zu vernehmen und der Himmel wird immer dunkler. Trotzdem gönne ich mir noch eine Nussstange. Zu lange mache ich aber nicht Pause.
Gleich hinter dem Restaurant liegt der Einstieg zum mit Stufen versetzen Trail. Da es nur wenig Leute hat, lasse ich mir diesen Abschnitt nicht nehmen. Der Rest ist dann nicht mehr spektakulär.
So erreiche ich die Hulftegg nach einer tollen aber anstrengenden Runde. Rückblickend kann ich es kaum glauben, dass ich wegen diesen knapp 2’000 Höhenmetern so geschafft bin. Da fehlt mir wohl noch ein gutes Stück an Kondition. Die viele Arbeit im Job und der damit verbundene enormen Druck und Stress trägt bestimmt seinen guten Teil dazu bei.

Distanz: 44.9 km
Fahrzeit: 4:36 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9.7 km/h
Maximalgeschwindigkeit: 49.2 km/h
Höhenmeter: 1’957 hm
Bike: Liteville 301

 

Danke für deinen Kommentar !