einige Überraschungen

Biken macht doch immer Spass. Trotzdem gibt es die „normale“ Touren wo alles Geplante so abläuft wie es sein soll und solche die mit unvorhergesehenen Überraschungen aufwarten.
Bei meinem Kurzaufenthalt im Wallis, durfte ich gleich mehrere Überraschungen auf einer Tour erleben.

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Endlich das erste Mal in dieser Saison in den Bergen. Und dann erst noch im Wallis. Was für eine Freude.
Beim durchstöbern meiner Tourenliste, blieb ich an einem Beschrieb vom Bikemagazin Ride über die Varneralp hängen. Das klingt gut und sollte von der Schneesituation schon machbar sein. Die GPS Daten sind auf dem Gerät. Toll, da kann nichts mehr schief gehen. Einfach etwas biken und die Trails und Berge geniessen. Eine ganz normale Tour.

Ich habe das Gefühl, dass die Strecke etwas zu kurz ausfällt. Also entschliesse ich mich, von meinem Standort Eischoll aus zu starten. Herrlich, zum Frühstück schon ein rasanter und flowiger Trail ins Tal hinunter. So könnte von mir aus jeder Tag und jede Tour beginnen.

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Von Turtmann pedale ich nach Leuk.

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Soll ich nun den Bus hoch bis Leukerbad nehmen oder …
Die Saison ist noch kurz. Ein bisschen Kilometer und Höhenmeter schaden sicher nichts. Also wuchte ich mein Bike die Asphaltstrasse hoch bis Leukerbad. Reines Pflichtprogramm das bei mir nur als Triaining abgehakt werden kann.
Beim modernen Brunnen mit dem warmen Thermalwasser, geniesse ich einige Minuten Pause.

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Die mächtigen Felswände rund um das Dorf verleihen diesem Bäderdorf eine einmalige Atmosphäre. Und genau durch eine dieser Feldswände führt mein Weg.
Auf wunderbaren Trails und Kieswegen erklimme ich weitere Höhenmeter. Kurz nach dem Dorf erblicke ich einen Biker mit Freeridebike und Vollvisierhelm, der sein schweres Gefährt eine nur sehr leicht steigende Kiesstrasse hochschiebt. Wo dieser wohl hin möchte? Vielleicht den gleichen Weg wie ich? Dann ist er aber den ganzen Tag am schieben. Bei einer Verzweigung studiert er die Wegweiser. Ich fahre vorbei ohne zu halten. In ein Gespräch zu kommen oder sogar Hilfe anzubieten habe ich keine Lust. Das würde meine Nerven wahrscheinlich zu stark strapazieren.

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Meter um Meter komme ich dem „Geissenpfad“ näher. Dieser wird mich durch die Felswand bringen. Unmittelbar am Felsen wo der Trail emporsteigt, stoppt mich ein Schneefeld. Das kann doch nicht wahr sein. Dieses zu überqueren ist unmöglich und wäre im höchsten Masse lebensgefährlich.

Keine Chance. Ich bin gezwungen umzukehren. Dann plötzlich höre ich Geräusche. Ein Biker kommt auf der anderen Seite den „Geissenpfad“ runter. Aus einer Distanz von einigen Metern, getrennt vom Schnee, verständigen wir uns. Es gibt nur eine Möglichkeit das Hinderniss zu bezwingen. Wir inspizieren den Spalt zwischen Schneerutsch und Felswand. Zu zweit könnte dies gehen. Ich demontiere das Vorderrad, damit das Bike mit eingeschlagenem Lenker so schmal wie möglich wird. Ich fühle mich wie in einer Gletscherspalte eingeklemmt. In der Mitte müssen wir gute 2 Meter überwinden. Alleine wäre dies unmöglich. Geschafft, mein Bike ist auf der anderen Seite. Jetzt kommt das Fahrrad vom Berner Kollegen an die Reihe. 3-4 Mal durchqueren wir die Spalte bis die Aktion als voller Erfolg abgeschlossen werden konnte.

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Was für ein Abenteuer. Eine unvorhersehbare Überraschung wendet sich vom Negativen ins Positive. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an den hilfsbereiten Berner Biker.

Den „Geissenpfad“ schiebe ich mein Alugefährt hoch. An Fahren ist bei dieser Steilheit nicht zu denken. Kein Problem. Dafür kann dieser spektakuläre Weg in vollen Zügen genossen werden.

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Oben auf der Alp hat man das Gefühl in eine andere Welt zu gelangen. Keine Spur mehr von Felswänden. Dafür eine Fülle an saftig grüner Alpweiden.

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Die obere Alp ist schon im Blickfeld. So entschliesse ich mich, anstelle des fahrbaren Umweges, den direkten Weg einzuschlagen. Mit geschultertem Bike erreiche ich die Kapelle und die Alp. Auf diese Art geht es weiter bis ich die 2’000 Meter Grenze überschreite. Die ersten grösseren Schneefelder zeigen sich.
Auf Plammis, 2’146 m.ü.M, ist die Reise kurz vor der Varneralp beendet. Schon wieder überrascht mich der Schnee. Wäre doch diese Grenze nur ein paar Meter höher. Trotzdem hat sich jeder Meter Anstrengung und Fussmarsch hier hinauf gelohnt. Ich bin total überwälltigt von der wunderschönen Blumenpracht. Die Krokusse ragen zu hunderten zwischen den Schneefeldern aus dem Boden. Und ein paar Meter weiter unten beglücken mich unzählige Enziane.
Phantastisch!

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Wie an den Bildern unschwer zu erkennen ist, habe ich einen ausgiebigen Fotohalt eingelegt.

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So langsam bläst der Wind intensiver und die Bewölkung nimmt zu. Zeit um aufzubrechen. Den gleichen Weg fahre ich runter, vorbei an der Alp Pfarschong und dann direkt Richtung Tal. Dieser bekannte Weg befahre ich nicht das erste Mal, macht aber immer wieder grossen Spass.

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Von Varen über Leuk bringt mich der Rückenwind zurück nach Turtmann. Entweder könnte ich jetzt noch ein Stück in der Ebene bis Raron fahren und die Luftseilbahn nehmen oder …
Ein bisschen Training schadet nicht. Obwohl der wahre Grund der sehr heftige Wind war. In einer stark schaukelnden Bahn wäre für mich die Fahrt eher zum Albtraum geworden.
Aber die zusätzlichen Höhenmeter waren auch kein Klacks. Die Beine wollten nicht mehr so freudig lostreten.

Da hat man das Gefühl, eine Tour würde „normal“ werden und wird gleich mehrmals überrascht. Ob mit Schnee, fast unüberwindbaren Hindernissen oder mit einer grandiosen Blumenpracht. Aber genau das sind die unvergesslichen, unplanbaren Momente die man nicht wieder vergisst.
Meine Tour musste ich zwar spontan umplanen und konnte nicht wie gewüscht abgefahren werden, dennoch bleibt bei mir ein zufriedenes und glückliches Gefühl von diesem Tag. Vielleicht auch nur weil das Wallis so wunderschön ist.

Distanz: 69.3 km
Fahrzeit: 5:57 h
Höhenmeter: 2’561 hm
Bike: Liteville 301 Mk8

 

9 Gedanken zu „einige Überraschungen“

  1. Hoi
    Ich wollte morgen eine ähnliche Tour fahren, aber grob von Crans-Montana zur Varneralp, dann Plammis, Pfarschong und runter nach Varen.
    Ist das Schneefeld in Plammis nicht passierbar oder hast Du dort sonst „einfach“ gestoppt?

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    • Nach Plammis sind die Schneefelder immer grösser geworden und haben überwiegt. Aus der Ferne konnte man fast nur noch weiss sehen. Aber ich habe es nicht versucht weiter zu fahren. Ich hatte keine Lust mehr auf Schnee. Vielleicht ist es nun schon wieder etwas besser. Die Sonne hat das Wallis ja sehr verwöhnt. Viel Spass im Wallis!

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  2. Hat geklappt! Es hatte nur noch wenige kleine Scheefelder. Dafür musste ich nen reissenden Bach überqueren, dessen Brücke weggeschwemmt war. Da gabs halt nasskalte Füsse 🙂

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  3. Sehr schöne Bilder von der blühenden Frühlingspracht. Diesen Geissenpfad kenne ich, sind wir doch schon vor Jahren da mal durch, allerdings in umgekehrter Richtung von Montana über die Varneralp nach Leukerbad. Ja, Schnee scheint es noch einigen zu haben oberhalb der Waldgrenze, insbesondere auf den Schattseiten, wenn ich so gewisse Webcams anschaue.

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  4. Na dann speichere ich doch gleich mal Deine Adresse in meinen Favoriten und auf meinem Linkverzeichnis meines Blogs. Spielte auch schon mit dem Gedanken, umzuziehen. Mal sehen.

    Deine Page sieht auf jeden Fall schon mal ziemlich cool aus.

    Gruss: Chregu

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  5. Güätän Tag rotscher

    Hab‘ erst jetzt Deinen Umzug gesehen. Mitte Juni hatte es wirklich noch viel Schnee im Wallis. Auch jetzt liegt weiter oben (so ab 2500m, südseitig!) noch einiges an Schnee. Das vergangene Wochenende war auf 2650m Schluss. Immerhin hat’s für eine 2000Hm-Abfahrt gereicht.

    Happy trails – und vielleicht mal im Wallis
    bernhard

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