Doppelhorn

Hochsommerzeit ist auch Berggipfelzeit. Dazu gehört sicher ein Bikebergsteigertag mit David und Sven. Auch sie ticken gleich wie ich und haben die Faszination von dieser speziellen Art vom Mountainbiken entdeckt.

Die Besteigung von einem neuen Berggipfel birgt auch immer gewisse Risiken. Was ist fahrbar? Oder muss ich das Bike wieder einige Höhenmeter runter tragen?
Aber ich muss ihn besteigen. Der heutige Gipfel, oder besser gesagt die beiden Hörner, stehen schon sehr lange auf meiner Liste und befinden sich in meinem Walliser Heimrevier.

Die ersten Höhenmeter erkaufen sich David und Sven, wo sie von mir an der Bergstation empfangen werden. Der zweite Abschnitt vom Aufstieg erfolgt auf der Alpstrasse, anfänglich asphaltiert, später mit Kiesbelag. Da bleibt genügend Zeit zum Plaudern.
Wir erreichen die erste richtige Alp. Bis zur Oberen ist der Weg extrem steil. Wir schieben das Bike neben uns her.
Hier ist definitiv das Ende der breiten Wege.

Zugegeben, ich schultere mein Bike nicht ungern. Das gehört bei einer Gipfelbesteigung auch dazu. Aber heute freue ich mich ganz besonders. Endlich kann ich meinen PeakRider testen. Die Stange im Rucksack ist ausgefahren, die Kappe am Unterrohr vom Bike montiert und los geht es. Das Einfädeln, also dass man mit der Kappe im Blindflug den Stab trifft, ist etwas Zufall oder Übungssache.
Schritt für Schritt geht es in die Höhe. Das Bike sitzt fest auf dem Stab über der Schulter, ohne dass ich es halten muss. Die Hände sind frei, das Hauptgewischt auf der Hüfte. Genial. Dieses Hilfsmittel erleichtert das Schleppen spürbar.
Das erste Gipfelkreuz ist erreicht. Na gut, ein richtiger Gipfel ist es nicht, eher ein Vorgipfel weit unter unserem Ziel. Der Aufstieg ist noch sehr lange. Die Vegetation nimmt immer mehr ab, die Steine nehmen die Überhand. Zum Schluss ist kaum ein Pfad sichtbar. Wir kraxeln über die Steinfelder. Geschafft, das erste und höhere Horn auf über 2’800 Metern ist erreicht.

Wie es die Gipfel so an sich haben, die Aussicht ist genial. Gipfel um Gipfel reihen sich aneinander. Aber ist unser Horn ein Gipfel? Nur weil das Gipfelkreuz fehlt, heisst es noch lange nicht, dass es kein Gipfel ist.
Die Pause ist verdient. David knipst mit seinem Natel wie ein wilder Foto um Foto. Das Resultat davon kannst du unten sehen. Das 360° Panorama ist echt der Knüller. Bewege dich durch das Bild und geniesse die Bergwelt.
Danke David!

 

Der nächste Abschnitt führt über den Bergrücken bis zum zweiten, vorderen Gipfel. Ein paar wenige Stellen sind nicht fahrbar, aber nicht der Rede wert. Wir fühlen uns im 7ten Himmel. Unter den Stollen kaum ein Pfad, vor uns ein umwerfendes Panorama auf Berge und ins Tal.

Hier beim zweiten Horn gibt es nochmals eine Pause. Ein Genussmoment muss an diesem wunderschönen Platz sein. Der Blick ins Tal ist noch viel schöner. Und ein Gipfelkreuz gibt es auch noch.

Mir kribbelt es schon die ganze Zeit im Körper. Was kommt jetzt auf uns zu? Die Fakten sind 2’000 Downhillmeter, die Realität unbeschreiblich.
Der erste Teil ist sehr technisch und verläuft durch extrem steiles Gelände. Dann folgt etwas Erholung in einem Talkessel. Vor uns liegt der Spielplatz meiner Wünsche. Das ist mein Terrain, technisch anspruchsvoll und sehr verspielt. Wir sind kaum zu halten und erreichen die Waldgrenze. Es wird immer flowiger. Auf der Alp treffen wir eine Gruppe Walliser, die auch vom Gipfel abgestiegen sind. Sie glauben uns nicht, dass wir die beiden Hörner mit dem Bike bestiegen haben … verrückti Spinner.

Jetzt folgen meine Hometrails. Wir fliegen buchstäblich Richtung Tal. Das Dorf ist erreicht, ein paar Wiesentrails und ab in den Mastentrail.

Das habe ich mir so nicht erträumt. Wir klatschen ab und versuchen die Emotionen in den Griff zu kriegen. Das war echt ein Hammertag … Doppelhorn und eine endlose Abfahrt. Von der Steinwüste bis ins Tal.

Wir steuern die nächste Gartenbeiz an. Aus dem kühlen Blonden wird ein gemütliches Pizzaessen.
Danke David und Sven für den unvergesslichen Tag. Dieser wird für mich wohl zu den Highlights vom Jahr zählen.

Distanz: 24.2 km
Höhenmeter: 1’602 hm (davon über 1’000 hm Bike tragen)
Downhillmeter: 2’121 dm
Bike: Liteville 301 Mk14

 

5 Gedanken zu „Doppelhorn“

  1. Ich kann kaum genug kriegen von diesen walliser hörnern, am liebsten wir hier mit gleichgesinnten spinnern im doppelpack 8) DANKE fürs guiden.
    Dies sind immer die besten touren, wenn man nicht genau weiss was einem erwartet und dann mit so einer genialen abfahrt überrascht wird, da könnte man schreien vor glück 🙂

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  2. Salü Rotscher

    Das ist eine ganz tolle Tour. Ich habe die Gipefl mal im Herbst als Soloexplorertour gemacht. Allerdings bin ich nicht wie Ihr im Aufstieg zuerst zum Kreuz, sondern auf etwa 2270m direkt zum Grat aufgestiegen. Der Rest war, bis auf die Talabfahrt, gleich. Die Tour ist mir in bester Erinnerung.
    @David: Tolles Panoramabild.
    Happy trails, bernhard

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