Gonzen

Er thront mächtig und markant über Sargans und markiert die Ecke vom St.Galler Rheintal zum Seeztal Richtung Walensee. Die senkrechte Felswand ist von weitem zu sehen. Die Aussicht dort oben muss wohl umwerfend sein … Und ja, sie ist absolut genial. Der Blick vom 1’830 Meter hohen Gonzen ist atemberaubend. Ich sitze an der Kante, vor mir gähnende Leere. Nur weit unten sind die Dörfer zu sehen. Diese Wand ist echt fast senkrecht, nichts für schwache Nerven.

Dieser Verdienst begann in Trübbach. Höhenmeter um Höhenmeter kurble ich aufwärts. Schon bald bekomme ich bikende Begleitung. Plötzlich verrinnt die Zeit wie im Flug und die Höhenmeter sind nur halb so strapaziös. An dieser Stelle ein Danke an Romeo, es war cool dich kennen gelernt zu haben.
Mein Weg zweigt links ab. Bis zur obersten Alp ist alles fahrbar. Für die letzten 160 Höhenmeter kommt das Bike auf die Schultern.
Ich kreuze mit rüstigen Rentnern. Der Mann meint: Da oben hat es aber Felsen, da können Sie sicher nicht fahren. Die Frau entgegnet: Dieser Kick macht es beim biken doch aus … und grinst mich fröhlich und aufgestellt an. Mir bleibt die Spucke weg. Cool, dass es solche Menschen gibt.

Auf dem Gipfel herrscht richtig Betrieb. Kein Wunder, ist er für die Wanderer gut zu erreichen. Schliesslich kann man mit dem Auto bis Palfris hochfahren.
Die Abfahrt ist ganz oben sehr knifflig. Zweimal muss ich mein Bike über einen Felsbrocken oder Wurzelstock heben. Die Steinpassage ist von den vielen Schuhsolen richtig speckig und rutschig. Ich wähle die sichere Variante zu Fuss. Der Rest ist mit viel Gezirkel fahrbar, bis es in der unteren Hälft zur Alp richtig rasant wird.

Ich wähle den Pfad hinauf nach Palfris. Das ergibt in diese Richtung nochmals etwas Schulterarbeit. Ich peile den obersten Punkt an. Dort beginnt meine richtige Abfahrt. Super, ich stehen an einer unübersehbaren Bikeverbotstafel. Soll ich oder soll ich nicht? Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Augen zu und durch. Der Trail ist genial. Dann trifft trotzdem genau das zu was ich nicht wollte. Ich treffe auf zwei Wanderer. Logisch, jetzt muss ich unmissverständlich das Wort zum Sonntag anhören. Am Schluss meint er: Ich lasse sie sicher nicht vorbei, jetzt können sie hinterher fahren.
Es gibt Leute, die haben einfach ein extrem schweres Leben. Sie bewegen sich in der wunderschönen Natur, hinterlassen aber nur Frust und schlechte Laune. Mir steigt der Pegel. Ich schwinge mein Bike auf die Schultern und spurte die 90 Höhenmeter in Rekordzeit wieder hoch. Wartet nur, denke ich mir, euch hole ich wieder ein.
Die nächste Sektion ist ohne so ein blödes Schild. Kaum bin ich eingebogen, überhole ich die beiden Nörgeler wieder. Sonst bin ich ja ein sehr friedlicher Geselle, aber jetzt konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen …

In dieser Abfahrt ist der Ärger schnell vergessen. Ich bin in meinem Element. Dann quere ich den Hang. Der Trail ist gespickt mit vielen Brücklein und ein paar giftigen Anstiegen. Ich vertraue voll auf den mir gelieferten Insidertyp. Oh ja, da zeigt mein GPS in den Abgrund. Dieser unscheinbare Pfad muss es sein. Das Moto heisst, steil ist geil. Hammermässig, absolut mein Ding. Die schwierigste Passage ist der abgerutschte Weg. Später kommt sogar Flow auf.

Weit unten im Tal, wo ich auf die Kiesstrasse treffe, begegne ich wieder zwei Wanderer, aber nicht die Nörgeler, sondern solche die ich bereits oben am Berg gesehen habe. Sie sind gezeichnet von den vielen Downhillmetern zu Fuss, und ich vor lauter Glück. Ein kleiner sehr netter Schwatz zeigt, wie es sein kann. Wir alle erfreuen uns am herrlichen Tag und dem Erlebten, egal ob mit Wanderschuhen oder Bike.

Nochmals stehen ein paar Höhenmeter an. Die Alpstrasse führt Richtung Sargans. Dies wähle ich so, weil ich unbedingt das Schloss besuchen möchte. Es kann ja nicht sein, dass ich oft mit dem Auto vorbeifahren, und noch nie auf der Suche der Schlossprinzessin war.

Das war ein super und unvergesslicher Biketag, mit vielen schönen Begegnungen und Erlebnissen. Die positive Bilanz wird einzig durch den Zwischenfall im Bikeverbot etwas geschmälert … und dass ich leider meine Prinzessin nicht gefunden habe 😁

Distanz: 36.9 km
Fahrzeit: 4:20 h
Höhenmeter: 1’779 hm
Bike: Liteville 301 Mk14

 

1 Gedanke zu „Gonzen“

  1. Wow dieser tiefblick, fast wie eine luftaufnahme 8)

    Keine ahnung was in solchen leuten vorgeht, normalerweise erwartet man den dauergefrusteten hilfspolizisten je eher weniger draussen in der natur. Klar steht da ein bikeverbot, aber so wie ich dich kenne, war dein erstkontakt gerade in dieser situation sicher mehr als freundlich. Wenn ich persönlich in einer solch schönen umgebung unterwegs bin, kann ich gar nicht anders als gute laune haben und es käme mir nie in den sinn den hilfspolizisten zu spielen. Zum glück sind diese zeitgenossen aber eher selten und die positiven begegnungen überwiegen.

    Vieleicht hätte da eine trailbell geholfen, irgendwann wäre der typ von dem hinterherfahrenden gebimmel so genervt gewesen, dass er dich durchgelassen hätte *g* obwohl, in der situation hättest du dir wohl eher das gerät vom letzten bild gewünscht LOL

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