Staumauertag

 

Es ist ein seltenes Ereignis, wenn eine Staumauer gebaut wird. Nicht nur die Mauer, auch das ganze Kraftwerk dauert Jahre bis es in Betrieb genommen werden kann. Für uns ein Grund, einen bikenden Staumauertag zu absolvieren und die gigantischen Bauwerke zumindest von aussen zu betrachten.

Der Lac d’Emosson ist der zweitgrösste Stausee der Schweiz und hat die drittgrösste Staumauer der Schweiz. Die erste Mauer wurde im Jahr 1925 fertig gestellt. Nach einer Erhöhung konnte sie 1974 in der heutigen Form in Betrieb genommen werden.
Fast etwas unscheinbar, etwa 300 Meter weiter oben, befindet sich der kleinere Stausee Lac du Vieux Emosson. Dieser See wurde 1955 das erste mal gestaut. Auch diese Mauer wurde erhöht, um 20 Meter. Die Fertigstellung vom neuen Betonkunstwerk war im Herbst 2014. Die Arbeiten im Innern der Mauer sind immer noch in vollem Gange.

Von Vernayaz fährt die Eisenbahn über eine teils spektakuläre Strecke durch das wilde Vallée du Trient. Wir steigen in Finhaut auf den Bus um, der uns bis hinauf zum Lac d’Emosson bringt.
Der Start auf dem Bike ist der erste Genuss, über die riesige, gebogene Betonmauer. Von der Horizontale wechselt der Weg fast in die Senkrechte. Die Strasse zum Lac du Vieux Emosson ist extrem steil. Die wohl verbotene Alternative wäre der Tunnel gewesen, welcher für den Staumauerbau erreichtet wurde, um mit den Lastwagen sicher und bequem den Berg hinauf zu gelangen.
Das Wasser plätschert in den See und wird diesen langsam füllen. Das dies nicht so auf die Schnelle gemacht ist, versteht sich von selber. Das Bild ist jedoch eindrücklich. Beidseitig ist die Mauer zu sehen. Und der Blick hinab zum grossen Emosson-Stausee ist fantastisch. Vor Jahren waren wir schon einmal beim Lac d’Emosson, jedoch nicht hier oben.
Trotz etwas Schnee versuchen wir den Wanderweg durch die Felsen zu nehmen. Die Slickrocks sind richtig cool. Das ganze Abenteuer ist nicht ohne. In der Kletterpassage laufen wir am Seil über Schnee und Eisflächen. Ich bin erleichtert, als es hinter mir ist. Dann folgt der theoretisch fahrbare Teil. Es stellt sich nur immer die Frage, wo es Eis und Löcher unter dem Schnee hat und ob der Gripp auf den Felsen und Schneeflächen genügend ist.

Zurück beim grossen Lac d’Emosson gönnen wir uns ein leckeres Sommerfondue 😁

Vom Restaurant geht es nochmals 100 Höhenmeter hinauf zum Kreuz, bevor der Abfahrtsspass beginnt. Durch die Lawinenverbauung und später entlang der Standseilbahn, vernichten wir durch unzählige Kehren Höhenmeter um Höhenmeter. Wir erreichen Le Châtelard.

Unten im Tal geht es wieder aufwärts. Wir überfahren die Landesgrenze nach Frankreich Richtung Vallorcine. Unser Plan ist einfach. Mit der Gondelbahn einige Höhenmeter geschenkt bekommen, danach den restlichen Aufstieg aus eigener Kraft hinauf zum Col de Balme zu absolvieren, die Landesgrenze wieder überschreiten und Richtung Martigny düsen.
Weit gefehlt, die Gondelbahn hat ihren Betrieb bereits eingestellt. Was nun? Den ganzen Aufstieg per Rad wäre zeitlich sehr knapp. Da fehlt jedoch auch die Lust und Kraft. Also Planänderung. Zurück in die Schweiz und durch das sehr wilde Vallée du Trient wieder nach Vernayaz und Martigny.
Am Ende vom Tag bleibt ein etwas unerfülltes Gefühl zurück. Man stellt sich auf eine Tour ein, freut sich einen Pass zu überqueren um in neue Gefilde vorzustossen und muss diesen schlussendlich sausen lassen. Ein guter Grund wieder zu kommen.

Distanz: 40.9 km
Fahrzeit: 4:11 h
Höhenmeter: 1’041 hm
Downhillmeter: 2’537 dm
Bike: Liteville 301 Mk11

 

5 Gedanken zu „Staumauertag“

  1. oh, da kommen schöne kindheitserinnerungen auf. klein-Sven durfte/musste früher oft wandern gehen, der ausflug zum Lac d’Emosson blieb mir da in guter erinnerung, da mehr gefahren als gewandert wurde. gleich drei bähnli aufs mal, was gib es schöneres für kleine buben. die extrem steile standseilbahn, die offene kleine schmalspurbahn und schliesslich noch die witzige monorailbahn zum stausee rauf, welche mittlerweile leider aus kapazitätsgründen ersetzt wurde.

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  2. Senior wohnt in Thailand und verbringt jedes Jahr 3 Monate in der CH. Der Zeltplatz Brig ist mein Basislager. Fast täglich fahre ich dann mit dem Mtb in Berge der nahen – und fernen Umgebung. Rogers Touren inspirieren mich. Mit bald 68 Jahren brauche ich natürlich viel länger als er, aber umso mehr kann ich alles geniessen. Die Belalp-Tour mit dem Umweg über das Foggenhorn nehme ich dank Rogers Schilderung nächstes Jahr in Angriff, zumal die lange und herausfordernde Abfahrt über Nessel und wieder zurück nach Naters eh eine meiner Lieblingstouren ist.
    In sehr guter Erinnerung bleibt mir die Traumtour am Simplonpass auf die Wasenalp und dann der flowige Trail durch die einsamen Wälder hinunter bis zur alten Simplonstrasse und weiter auf steilem Trail zurück nach Brig. Auwärts muss man ein paar Kilometer auf der verkehrsreichen Simplonautobahn fahren, die aber sonntags ohne Lastwagen bleibt.
    Ich kann es nicht lassen, als weiteres Highlight und diesmal im Unterwallis bewerte ich die Touren von Arden hinauf zum Lac Derborence und dann auf der rechten Talseite hinunter wieder in das Rhonetal einerseits, und in der Nachbarschaft der strenge Ausflug zu der Gite de Lodze andererseits. Der Hüttenwart dort ist gastfreundlich und der selbstgemachte Alpkäse schmeckt doppelt so fein. Bei Regen rate ich nicht zu den Touren. Schwierigkeit S2.

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  3. Hmm, eine Ecke die mich auch noch sehr reizen würde. Aber nach Deinem Bericht und was Du mir über die Tour erzählt hast, bin ich ein bisschen unschlüssig. Trotzdem ein schöner Bericht mit eindrucksvollen Bildern.

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  4. Dieser Beitrag hat mich letzten Sommer zu meiner Lac d’Emosson Tour inspiriert, wenn auch die ‚leichte‘ Variante. In jedem Fall sind die Gegend um Martigny und besonders die Täler rundherum immer einer Mountainbike Reise wert und enttäuschen selten. Der Lax du Vieux Emosson ist übrigens nun gut bis hinaus zur erhöhten Staumauer gefüllt.

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